Nachfolger gefunden:Dieter Reiter soll Wirtschaftsreferent werden

Entscheidung über Schlüsselposten im Rathaus: Reinhard Wieczorek geht aus Altersgründen, SPD einigt sich auf Kämmerei-Stadtdirektor.

Berthold Neff

Der Kämmerei-Stadtdirektor Dieter Reiter soll nach dem Willen der SPD neuer Wirtschaftsreferent der Stadt werden. Der 50-jährige Diplom-Verwaltungswirt geht als Favorit der SPD-Spitze ins Rennen um die Nachfolge von Reinhard Wieczorek, der im März 2009 aus Altersgründen ausscheidet. Insgesamt haben sich etwa 40 Kandidaten für das Amt beworben.

Nachfolger gefunden: Wird wohl der neue Wirtschaftsreferent: Dieter Reiter.

Wird wohl der neue Wirtschaftsreferent: Dieter Reiter.

(Foto: Foto: LKM)

Der SPD-Führungszirkel einigte sich bereits Ende Juli auf Dieter Reiter, der zwar ein SPD-Parteibuch hat, aber politisch bisher eher im Hintergrund geblieben ist. Bei der Kommunalwahl am 2.März kandidierte er für die SPD in seinem Wohnort Straßlach-Dingharting auf Platz zwei der Liste, verpasste aber den Einzug in den Gemeinderat, weil die SPD dort nur ein Mandat errang.

Der gebürtige Bayer Reiter hat bei der Stadt eine klassische Verwaltungskarriere hingelegt. Nach dem Abitur studierte er an der Beamten-Fachhochschule Hof und übernahm dann schnell leitende Funktionen in der Stadtverwaltung. Den Großteil seiner Karriere durchlief er in der Stadtkämmerei, war längere Zeit Leiter des Kassen- und Steueramtes. Eine solche Führungstätigkeit - mindestens drei Jahre in "einer dem künftigen Aufgabengebiet entsprechenden verantwortlichen Stellung" - ist für kommunale Wahlbeamte vorgeschrieben, falls sie wie Reiter kein Hochschulstudium nachweisen können, sondern "nur" einen Abschluss der Fachhochschule.

Im Koalitionsvertrag mit den Grünen hat sich die SPD das Vorschlagsrecht für dieses Schlüsselreferat gesichert. Die 1991 unter Georg Kronawitter eingerichtete Behörde gehört mit etwa 200 Mitarbeitern und einem Budget von 80 Millionen Euro zwar zu den kleineren Referaten, wurde aber im Laufe der Zeit immer wichtiger. Das Wirtschaftsreferat ist für die Betreuung der Stadtwerke zuständig, die seit ihrer Verwandlung in eine GmbH der Kontrolle des Stadtrats weitgehend entzogen sind, obwohl sie weiterhin ein kommunales Unternehmen sind. Wieczorek gehörte zu den Stützen Udes bei der Politik, viele Kommunalunternehmen in städtischen Händen zu belassen und nicht zu privatisieren.

Dieter Reiter soll Wirtschaftsreferent werden

Falls sich Dieter Reiter im Oktober bei der geheimen Wahl im Stadtrat durchsetzt, wird er auch für die städtischen Beteiligungen an Flughafen oder Messe zuständig sein und sich um die Wirtschaftsförderung und die kommunalen Gewerbeflächen kümmern müssen. Auch das städtische Tourismusamt ist dem Referat mit Sitz in der Herzog-Wilhelm-Straße unterstellt, so dass der Referent auch Organisator des Oktoberfests ist.

In der engeren Auswahl stand bei der SPD auch der frühere Augsburger Kämmerer Gerhard Ecker. Dieser war nach der Kommunalwahl, nachdem die SPD die Macht im Augsburger Rathaus an die CSU verlor, nicht wiedergewählt worden. Ende Juni, bei der Wahl des Augsburger Wirtschaftsreferenten, wurde Ecker, obwohl er sich gar nicht beworben hatte, von der SPD vorgeschlagen, unterlag aber in geheimer Wahl dem Favoriten von CSU-OB Kurt Gribl.

Die Amtszeit städtischer Referenten beträgt sechs Jahre. Sie werden nach Besoldungsgruppe B7 bezahlt, verdienen also brutto etwa 8800 Euro im Monat. Wieczorek, der im November 63 Jahre alt wird, verzichtete auf eine Kandidatur, weil er zum Ende seiner vierten Amtszeit 68 Jahre alt gewesen wäre.

Der frühere Arbeitsrichter Wieczorek wurde 1990 für die SPD in den Stadtrat gewählt und 1991 erster Wirtschaftsreferent der Stadt. Die CSU hielt das Referat damals für unnötig. Inzwischen hat die CSU ihre Position revidiert. Nun ist es die FDP, die das Referat auflösen will. Die Liberalen wollen die Aufgaben auf die Bürgermeister verteilen, um so Kosten zu sparen.

Reinhard Wieczorek hat sich bei der Wirtschaft und den Gewerkschaften gleichermaßen Respekt verschafft. Auch bei Auftritten im Ausland, wenn es galt, München als Attraktion für Touristen darzustellen, machte er, belesen und wortgewandt, eine gute Figur. Im Mittelpunkt stand er vor allem 2006, als sein Referat die Fan-Meilen rund um die Fußball-WM organisierte, und in diesem Jahr. Öffentlicher Höhepunkt seiner Tätigkeit war die große Ganzjahres-Party zu Münchens 850. Gründungsjubiläum. Ein Geburtstagsfest, das Monate dauert und Hunderte Programmpunkte umfasst, ist nun wirklich kaum mehr zu übertreffen.

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