Nach Taliban-Machtübernahme:Demo für bedrohte Afghanen

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Der Bayerische Flüchtlingsrat fordert die Aufnahme von in Afghanistan bedrohten Menschen. (Foto: Stephan Rumpf)

Flüchtlingsrat will Staatsregierung in Verantwortung nehmen

Der Bayerische Flüchtlingsrat hat am Montag bei einer Kundgebung am Stachus gefordert, besonders bedrohte Afghaninnen und Afghanen aus dem zentralasiatischen Land zu holen, in dem Ende August die Taliban die Macht übernommen haben. Die Menschen bräuchten eine sichere Bleibeperspektive, ebenso wie Menschen aus Afghanistan, die bereits hier leben. In einer Protestaktion demonstrierten die Aktivisten auch dafür, dass den Betroffenen möglichst unbürokratisch Arbeitsvisa erteilt werden sollten. Zudem solle in Bayern eine Kontaktstelle für Betroffene und ihre Angehörigen eingerichtet werden. Die Forderungen - auch von betroffenen Afghanen - sollen direkt an die Staatsregierung überreicht werden. "Wir wollen damit die bayerische Staatsregierung in die Verantwortung nehmen, der sie sich bisher vollständig entzieht", betont der Bayerische Flüchtlingsrat.

"Seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan gehen unzählige Anrufe und E-Mails mit Hilferufen beim Bayerischen Flüchtlingsrat ein", sagt Alexander Thal. Auch während der Kundgebung am Stachus meldeten sich Betroffene zu Wort, etwa ein Mann, der eigentlich in Garmisch lebt. Nach Angaben des Flüchtlingsrats versteckt er sich gemeinsam mit seiner Ehefrau und den beiden Töchtern derzeit in Kabul und fürchtet um sein Leben. Ein weiterer Afghane, der in Bayern lebt, bittet darum, seinen in Afghanistan lebenden Bruder, der dort als Journalist gearbeitet hat, mit seiner Familie aus dem Land zu retten.

Auch die Münchner Stadtspitze bemüht sich seit Wochen, dass Flüchtlinge aus Afghanistan schnell und unkompliziert in der Stadt aufgenommen werden. Bürgermeisterin Verena Dietl hatte der Bundeskanzlerin bereits signalisiert, jederzeit 260 Menschen aufnehmen zu können. Außenminister Heiko Maas ist direkt eingeschaltet worden, um für Menschen, deren Verwandte in München sind, eine Möglichkeit zu finden, wie sie nach Deutschland gelangen können. Im US-Stützpunkt Ramstein harrten zuletzt ausgeflogene Afghaninnen und Afghanen aus, deren Angehörige in München leben. Sie sollten allerdings zunächst in die USA oder andere Länder weiter verteilt werden.

Der Flüchtlingsrat kritisiert unterdessen, dass sich Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei der Aufnahme von Geflüchteten "wegduckt", weil die Aufnahme bedrohter Menschen Bundesangelegenheit sei. Bayern hatte in der Vergangenheit immer wieder Afghanen nach Kabul abgeschoben.

© SZ vom 14.09.2021 / anl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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