Nach 18 Jahren gefasst:Brutaler Entführer in Tirol verhaftet

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Zvonko T. soll acht Geiseln genommen und gefoltert haben - und so 1,5 Millionen Mark in einer Münchner Bank erpresst haben. 18 Jahre ist das nun her. Jetzt ist der inzwischen 43-Jährige in Tirol gefasst worden.

Florian Fuchs

Er hielt zusammen mit Komplizen acht Geiseln fest, darunter drei Kinder, er misshandelte die Opfer und erpresste so 1,5 Millionen Mark in einer Münchner Bank. Nun, 18 Jahre nach dem brutalen Überfall vom 24. Juni 1994, haben Zielfahnder den einzigen noch flüchtigen Mann der damaligen Bande in Tirol verhaftet.

Dem mutmaßlichen Täter Zvonko T. war damals die Flucht in sein Heimatland Serbien gelungen, dort saß er dann zwölf Jahre wegen Mordes im Gefängnis. Unter falschem Namen reiste er nach seiner Freilassung nach Österreich ein. Jetzt sitzt der mutmaßliche Bankräuber in Innsbruck im Gefängnis, bald soll er nach Bayern ausgeliefert werden.

Das Verbrechen war lange im voraus geplant und äußerst brutal: Zusammen mit drei Freunden drang der damals 24-jährige Verdächtige an einem Freitag um 14 Uhr in eine Wohnung in Englschalking ein, in der die Familie des Hauptkassiers der BfG-Bank am Promenadeplatz wohnte. Die Täter nahmen die Frau des Bankangestellten, deren Mutter und seine drei Kinder als Geiseln.

Als der Vater um 17.30 Uhr nach Hause kam, überwältigten sie ihn. Dann folterten sie ihn mit einem Elektroschocker und Schlägen und bedrohten ihn mit einer Waffe. So wollten sie ihn dazu zwingen, den Tresor in der Bank aufzuschließen.

Nachdem der Kassier seinen Peinigern versichert hatte, dass man dazu noch einen Schlüssel einer Kollegin brauchte, berieten die Täter, die inzwischen Verstärkung eines weiteren Komplizen erhalten hatten, einen neuen Plan: Zwei der Täter zwangen den Familienvater, am Tag darauf mit ihnen zur Wohnung der Kollegin zu kommen. Dort fesselten sie den Ehemann und sperrten ihn in einen Schrank und durchtrennten die Telefonleitungen. Dann fuhren sie mit den beiden Bankangestellten zu der Filiale am Promenadeplatz. Dort packten sie 1,5 Millionen Mark in zwei Taschen. Nachdem sie ihre Komplizen in der Wohnung des Kassiers abgeholt hatten, flüchteten die Täter.

Der im Schrank gefesselte Mann der Bankangestellten schaffte es um 7.30 Uhr am Morgen des nächsten Tages, sich zu befreien und die Polizei zu alarmieren. Nach einer Sofortfahndung und einer Anwohnerbefragung ging alles ganz schnell: Ein Nachbar in Englschalking hatte am Freitag ein verdächtiges Auto bemerkt und sich das Kennzeichen notiert. So ermittelten die Fahnder eine Wohnung in der Blodigstraße im Hasenbergl. Als ein Sondereinsatzkommando das Gebäude stürmte, fanden sie den größten Teil der Beute und alle Täter - außer Zvonko T.

Der Serbe war mit 400.000 Mark bereits abgehauen. In seiner Taufkirchner Wohnung trafen die Einsatzkräfte lediglich seine Ehefrau an, drei Tage später wurde sein Wagen in einem Waldstück gefunden. Die übrigen Täter gaben damals an, Schulden gehabt zu haben. Mit der Beute wollten sie sich eine neue Existenz aufbauen.

Von 2001 bis Mitte 2012 saß der mutmaßliche Täter in Serbien wegen Mordes im Gefängnis. Nach seiner Freilassung verschaffte sich der inzwischen 43-Jährige eine neue Identität und reiste als Paun O. nach Österreich, wo er sich im Raum Innsbruck aufhielt. Zusammen mit Münchner Zielfahndern nahmen ihn am Dienstag österreichische Polizisten in Hall fest.

Die Staatsanwaltschaft München hatte ihn mit einem EU-Haftbefehl gesucht. Sie wirft dem mutmaßlichen Täter Entführung, Freiheitsberaubung, Geiselnahme und schwere Erpressung vor.

© SZ vom 15.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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