Nach Attentaten von Paris:München trauert, die Bundespolizei rüstet auf

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Das Rathaus im Zeichen der Trikolore: München ist solidarisch und wachsam zugleich. (Foto: Robert Haas)
  • Nach den Attentaten von Paris meldet die Münchner Polizei eine "erhöhte Sicherheitslage" - vor allem vor französischen Einrichtungen und in Hinsicht auf die bevorstehenden Christkindlmärkte.
  • Für Freitagnachmittag ruft das Münchner Forum für Islam (MFI) zu einem Schweigemarsch durch die Innenstadt auf.
  • Bereits am Montagabend demonstrierten etwa 300 Menschen - gegen 120 Pegida-Teilnehmer.

Von Hannah Vogel, Jakob Wetzel und Susi Wimmer

Die französische Trikolore weht an der Rathausfassade, an der Spitze der Fahnenstange ein schwarzer Trauerflor. Punkt 12 Uhr versammeln sich einige Bürger und Lokalpolitiker, um der Toten von Paris zu gedenken. Für kommenden Freitag will das Münchner Forum für Islam einen Schweigemarsch durch die Innenstadt organisieren. Bereits am Montagabend sind mehrere Hundert Menschen gegen die wöchentlichen Pegida-Demonstrationen auf die Straße gegangen. Die Polizei spricht von 120 Teilnehmern der rechtspopulistischen Pegida und 300 Gegendemonstranten. 150 Polizisten waren im Einsatz, die Beamten hielten historisch sensible Orte im Blick, um rechtsextremistische Propagandaaktionen zu verhindern. Dutzende Gegendemonstranten versuchten, die Pegida-Aktivisten mit Sitzblockaden von ihrem Marsch in Richtung Innenministerium abzuhalten. Die Demonstrationen verliefen aber bis zum Abend friedlich.

Neben Trauer macht sich mancherorts auch Angst breit, Konzertveranstalter sind verunsichert. Und ein Polizeichef spricht von einer "extrem hohen Drehzahl", mit der das Präsidium München momentan agiert. Von einer "erhöhten Sicherheitslage" ist bei der Polizei die Rede. "Wir zeigen viel Präsenz, sind natürlich vor französischen Einrichtungen", sagt Polizeisprecherin Elizabeth Matzinger. Natürlich seien auch Christkindlmärkte, die in den letzten Novemberwochen beginnen, für die Polizei ein Thema: Man werde verstärkt Beamte im Einsatz haben.

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Generell schaltet die Polizei einen Gang nach oben: Am Hauptbahnhof sind wieder Beamte mit schweren Schutzwesten und Maschinenpistolen zu sehen. Zuletzt war die Ausrüstung nach Terrordrohungen 2010 nötig. Bahnhöfe und auch die Stammstrecke werden schärfer überwacht. Außerdem schichtet die Polizei Personal um. Relevante Dienststellen werden verstärkt, wie etwa die Fahndung. Auch in München sind Schleierfahnder aktiv, die den Mittleren Ring sowie die in München endenden Autobahnabfahrten überwachen.

Solidarität mit Paris will das Münchner Forum für Islam (MFI) demonstrieren: Die Initiative ruft für diesen Freitagnachmittag zu einem Schweigemarsch durch die Innenstadt auf. Für die Demonstration unter dem Motto "Steh auf gegen Hass und Gewalt" seien 2000 Teilnehmer angemeldet worden. Beginn sei um 16.30 Uhr am Geschwister-Scholl-Platz, sagte der MFI-Vorsitzende Benjamin Idriz. Die Route führe dann über die Ludwigstraße und den Marienplatz bis zum Sitz des MFI an der Hotterstraße. Die Initiative gehe von Münchens Muslimen aus, aber alle übrigen Glaubensgemeinschaften seien aufgerufen, sich zu beteiligen, sagte Idriz. Erste positive Rückmeldungen habe er bereits erhalten.

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Beim Konzert der Eagles of Death Metal im Pariser Club "Bataclan" schossen am vergangenen Freitag Terroristen in die Menschenmenge. 89 Besucher wurden ermordet. Nun hat die Band bevorstehende Auftritte abgesagt - auch in München. Ihr Veranstalter Marek Lieberberg forderte Polizeipräsenz auf Konzerten, sofern es Hinweise auf einen Anschlag gäbe. "Wir haben ausreichende Sicherheitsvorkehrungen in einer normalen Situation. Für eine terroristische Situation ist keiner von uns gewappnet, und zwar in keinem Bereich des öffentlichen Lebens", sagte Lieberberg der dpa. Und weiter: "Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass sich ein Ordner einem islamischen Terroristen entgegenstellt, der mit einer feuernden Kalaschnikow auf ihn zurennt. Das ist doch verrückt." Frank Bergmeyer ist anderer Meinung. Er ist Inhaber des Münchner Clubs "Strom" sowie der Musik- und Eventagentur "Propeller". "Auf das Publikum wirken schwer bewaffnete Polizisten in Uniform bedrückend", sagt Bergmeyer. Er müsse sich jedoch nach den Bands richten. Bei amerikanischen Gruppen kann er sich vorstellen, dass diese nun verschärfte Sicherheitsvorkehrungen fordern.

Verschiedene Künstler sagten aus Pietätsgründen ihre Auftritte in Frankreich am vergangenen Wochenende ab. So auch Papa Roach und Five Finger Death Punch. Ihr gemeinsames Konzert am kommenden Donnerstag im "Zenith" findet jedoch statt. Das "Backstage" entschloss sich, trotz des Anschlags am vergangenen Samstag zu öffnen. "Wir wollen uns keine Angst machen lassen. Das ist doch genau, was die wollen", erklärte Sprecherin Jenny Bertram. Es seien viele Besucher gekommen, die Kerzen für die Opfer angezündet hätten. Bei den Auftritten in der Muffathalle legten Künstler und Besucher eine Schweigeminute ein. "Wir sind besonders betroffen, weil das Bataclan ähnlich musikalisch ausgerichtet ist wie wir", sagt Pressesprecher Ralf Binder.

© SZ vom 17.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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