Tarifreform:MVV-Tickets werden im Schnitt sieben Prozent günstiger

S-Bahnhof Poing

Neue Ticketpreise in einem Jahr: eine S-Bahn mit Fahrgästen in München.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)
  • Die Gesellschafter des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds haben sich an diesem Freitag auf die lange erwartete Tarifreform geeinigt.
  • Mit insgesamt 70 Millionen Euro Zuschuss vom Land und der Stadt München sollen fehlenden Einnahmen ausgeglichen werden.
  • In München soll kein Stammkunde mehr zahlen als bisher, aber auch die Vertreter der umliegenden Landkreise zeigen sich zufrieden.

Von Heiner Effern

Die Gesellschafter des MVV haben sich nach monatelangem Gezerre auf ein neues Tarifsystem geeinigt, das nun endgültig vom 15. Dezember 2019 an gelten soll. Die vier bisherigen Ringe werden wie geplant zur sogenannten M-Zone zusammengefasst. Die Besitzer von Monatstickets im Innenraum werden künftig in keinem Fall mehr bezahlen als im Moment.

Der Außenbereich umfasst weitere sechs Tarifzonen. Diese wurden aber oftmals mit sehr breiten Grenzen ausgestattet, so dass viele Städte und Gemeinden einen günstigeren Anschluss erhalten. Damit wird die Zahl der Verlierer der Tarifreform im Vergleich zu vergangenen Modellen nochmals deutlich reduziert.

Möglich wurde das durch eine überraschende Initiative des Freistaats vor der Landtagswahl. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kündigte in weiter Ferne ein 365-Euro Jahresticket an. Als Soforthilfe für den MVV stellte er erstmals einen Zuschuss für den Betrieb bereit. 35 Millionen sind es geworden, die gleiche Summe, die die Stadt München bereitstellt.

Diese 70 Millionen halfen dem MVV und seiner Tarifreform aus einer tiefen Krise. Nach monatelangen Verhandlungen und einem bereits beschlossen Kompromiss der neun Gesellschafter war der Landkreis München ausgestiegen. Dort fühlten sich viele Kommunen vom neuen System über Gebühr benachteiligt.

Mit dem Zuschuss vom Land und der Stadt München werden nun die fehlenden Einnahmen des MVV nach der Reform ausgeglichen. Insgesamt würden die Tickets im Schnitt nämlich sieben Prozent günstiger, heißt es in einer Mitteilung des Verkehrsverbunds. Wenn nun der Freistaat, München und alle acht Kreistage der angeschlossenen Landkreise zustimmen, wird die am Freitag im Münchner Rathaus erneut verhandelte Reform Ende 2019 doch kommen.

Erstmals soll es auch ein verbundweites Sozialticket geben

In München wird wie von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) gewünscht kein Stammkunde für den MVV mehr Geld benötigen als bisher, viele werden sogar profitieren. "Selbst die bisherigen 1- bis 2-Ring-Kunden zahlen künftig für ihre Monatskarte nicht mehr als bisher, können dafür aber im gesamten Stadtgebiet fahren. Die bisherigen 3-Ring-Kunden zahlen künftig 17 Prozent, 4-Ring-Kunden sogar 30 Prozent weniger."

Auch die Landkreise zeigten sich mit den Nachverhandlungen zufrieden. "Zu groß waren beim bisherigen Reformmodell die Härten für einige Fahrgastgruppen, insbesondere für die Einpendler in den Münchner Außenraum und die Senioren", sagte Robert Niedergesäß, Landrat in Ebersberg und Sprecher der MVV-Verbundlandkreise. "Neben vielen Vorteilen für die Fahrgäste in der Region bin ich auch besonders stolz darauf, dass es gelungen ist, nun ein verbundweites Sozialticket durchzusetzen - Mobilität darf nicht am Geldbeutel scheitern."

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