Süddeutsche Zeitung

MVV-Regionallinien:Busfahrer hinter Plexiglas

Trennscheiben zum Schutz für das Personal im Landkreis

Von Stefan Galler

Seit Mitte März dürfen bayernweit in Omnibussen keine Fahrkarten mehr direkt beim Fahrer gekauft werden. Eine Maßnahme, um den Kontakt zwischen Personal und Gästen einzuschränken und die Gefahr von Corona-Infektionen zu reduzieren. Die Verwaltung des Landkreises München hat sich nun ein Konzept überlegt, wie man dieses Verbot möglichst gefahrlos lockern und damit etwa in den MVV-Regionalbussen Einnahmeausfälle verringern kann: Dazu werden Trennscheiben zum Schutz des Personals in die Fahrzeuge eingebaut. "Das ist einerseits eine Frage der Fürsorge", sagte Landrat Christoph Göbel (CSU) im Kreisausschuss, der diese Maßnahme einstimmig absegnete. "Andererseits sind wir mit Busfahrern auch nicht massenhaft gesegnet", deshalb müsse man hier erst recht darauf achten, dass die Fahrer gesund blieben.

Bei der Umrüstung der Busse will man in mehreren Schritten vorgehen: Um möglichst schnell wieder direkte Einnahmen in den Bussen zu generieren, bauen die linienbetreibenden Unternehmen auf eigene Kosten provisorische Scheiben ein, die durch eine Prüforganisation, etwa durch den TÜV, sicherheitstechnisch abgenommen werden. Die Materialkosten belaufen sich laut Landkreisverwaltung auf maximal 300 Euro pro Fahrzeug.

Im zweiten Schritt sollen dann langfristig verwendbare Trennscheiben nachgerüstet werden - und zwar bei all jenen Linien, deren Vertragslaufzeit noch länger anhält, als die Halbwertszeit der provisorischen Scheiben beträgt. Die Gesamtkosten für derartige hochwertige Nachrüstungen werden auf etwa 3000 Euro pro Fahrzeug geschätzt. Hier will nun der Landkreis in die Bresche springen. Allerdings hofft man auf eine Förderung durch den Freistaat, der sich nach Informationen des Münchner Verkehrsverbundes (MVV) mit bis zu 1500 Euro an den Maßnahmen beteiligen soll. Ohne diese Unterstützung würden sich für die Nachrüstungen der MVV-Regionalbusse im Landkreis Gesamtkosten in Höhe von rund 600 000 Euro ergeben.

Der Kreisausschuss folgte mit seinem Beschluss auch dem Vorschlag der Verwaltung, bei künftigen Neuvergaben den Einbau von Trennscheiben verbindlich zu verlangen - zum Schutz des Fahrpersonals vor gewaltsamen Übergriffen. Die Sicherung der Bordkasse und die Lärmminderung in der Fahrerkabine sind laut Landkreisverwaltung ebenfalls positive Nebeneffekte.

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Quelle:
SZ vom 02.07.2020
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