MVG und die WM:"Die Bahnhöfe sind nicht für solche Massen ausgelegt"

World Cup 2014 - Leopoldstraße München

200.000 Fußballfans feierten in München den vierten Weltmeistertitel - wer danach mit Tram oder Bus nach Hause wollte, musste aber teilweise zu Fuß gehen.

(Foto: dpa)

Die U-Bahnhöfe geschlossen, die Schland-Fans verärgert: Bei der MVG gingen am Sonntag trotz WM-Sieg und Feier die Rollgitter der U-Bahnen pünktlich runter. Der ursprüngliche Plan war indes ein anderer.

Von Dominik Hutter

U-Bahnhof Giselastraße? Geschlossen. Universität? Bitte weitergehen zum Odeonsplatz. Dort allerdings wurden die euphorisierten Schland-Fans per Lautsprecher zur Räumung der Station aufgerufen. Feierabend. Mag auch die halbe Stadt in Partylaune auf den Beinen sein - bei der MVG gehen die Rollgitter pünktlich nach Fahrplan runter.

Vielleicht wäre der Unmut der verhinderten Passagiere noch größer gewesen, wenn sie gewusst hätten, dass alles eigentlich ganz anders geplant war. Denn die MVG war durchaus darauf vorbereitet, zumindest den Abschnitt zwischen Münchner Freiheit und Sendlinger Tor bis halb drei Uhr früh mit Pendelzügen zu befahren, berichtet Sprecher Matthias Korte. Der Andrang an den Stationen war dann aber so groß, dass die Verantwortlichen aus Sicherheitsgründen darauf verzichteten. Und die eigens bereitgestellten und mit Fahrern ausgestatteten Züge in den Depots beließen.

"Die Bahnhöfe sind nicht für solche Massen ausgelegt", berichtete Korte. Bis zu 200 000, nicht immer ganz nüchterne Fußballfans, bevölkerten noch lange nach Spielende die Leopold- und Ludwigstraße. Was um 22.45 Uhr zur Sperrung des U-Bahnhofs Giselastraße führte, Universität folgte gegen ein Uhr. Zwar waren sicherheitshalber die Nachtlinien von Bus und Tram verstärkt worden. Deren Haltestellen waren allerdings nur schwer zu entdecken, da viele Linien wegen der Komplettsperrung der Schwabinger Fanmeile umgeleitet wurden.

Kritisch ging es auch an Odeonsplatz, Marienplatz und Sendlinger Tor zu - was sich sogar auf die S-Bahn auswirkte. Zwei Züge mussten am Marienplatz nonstop durchfahren, berichtet Bahn-Sprecher Bernd Honerkamp. Ansonsten herrschte verlängerter Betrieb wie sonst nur Freitag- und Samstagnacht: Letzte Tour in die Peripherie um kurz nach zwei Uhr.

Aber wäre es nicht einem Weltmeistertitel angemessen, in einer solchen Nacht durchgehend zu fahren? Leider unmöglich sei das, erklärt Korte. Es stünden schlicht nicht genügend Fahrer zur Verfügung, um erst einen kompletten Nachtbetrieb und dann noch den montäglichen Berufsverkehr zu absolvieren. Dies sei nur in Ausnahmen möglich, etwa an Silvester, auf das stets ein Feiertag folge, oder im stets in den Ferien gelegenen Fasching. Und nur für die WM neue Fahrer einstellen wollte die MVG dann doch nicht.

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