MVG-Leistungsprogramm:Stillstand im Nahverkehr

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Lediglich kleinere Verbesserungen bei der Tram und überhaupt keine Angebotsausweitung bei der U-Bahn sind in diesem Jahr geplant. (Foto: Florian Peljak)

Fahrgastverbände beklagen, dass das Angebot für Bahnen und Busse kaum ausgeweitet werden soll

Von Marco Völklein

Nun also kommt noch nicht einmal die Tram nach Berg am Laim. Jedenfalls nicht, wie bislang von der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) geplant, zum Fahrplanwechsel im Dezember. Weil die Regierung von Oberbayern es nicht schaffe, die Baugenehmigung auszustellen, verzögere sich das Projekt, teilte die MVG am Freitag mit. Nun geht die neue Trasse erst im Laufe des nächsten Jahres in Betrieb. Bei Fahrgastvertretern löst dies Kopfschütteln aus.

Denn die Verlängerung der Linie 25 vom Max-Weber-Platz bis zur Hultschiner Straße war eines der wenigen Projekte, die die MVG in ihrem "Leistungsprogramm" für dieses Jahr angekündigt hatte. Jedes Jahr legt der städtische Verkehrsbetrieb dieses Programm auf und zeigt, welche Verbesserungen zum Fahrplanwechsel (der jeweils im Dezember ansteht) geplant sind. In den vergangenen Jahren fanden sich darin unter anderem neue Verstärkerlinien bei der U-Bahn, zusätzliche Trambahnen am Morgen oder zahlreiche Busse in den Stadtvierteln. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2013 umfasste das Leistungsprogramm einen Zuwachs des Angebots um 3,4 Prozent.

Heuer dagegen sieht es ganz anders aus. "Das ist ein kümmerliches, ein mickriges Angebot", schimpft Andreas Nagel von der "Aktion Münchner Fahrgäste". In der Tat listet die MVG in ihrem aktuellen Leistungsprogramm bei der U-Bahn keine einzige Verbesserung auf. In der Rubrik Trambahn findet sich neben der nun verschobenen Inbetriebnahme der Strecke nach Steinhausen nur noch eine Anpassung bei den Betriebszeiten der Linie 22. Und auch im Busnetz sind, bis auf Anpassungen im Münchner Osten (wegen der neuen Tram) und einer Beschleunigung der Linien 56 und 166, kaum Verbesserungen geplant. Und selbst das Wenige, wie Ausweitungen bei den Nachtlinien oder ein neuer Quartiersbus für Obermenzing, steht unter "Finanzierungsvorbehalt". Schießt die Stadt also nichts zu, kommen auch diese Verbesserungen nicht.

Fahrgastvertreter sind empört: "Das ist Folge der großkoalitionären Verkehrspolitik", sagt Wolfram Liebscher vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). CSU und SPD im Rathaus "träumen ständig nur von Möchte-gern-U-Bahn-Linien in der Zukunft" - beispielsweise von der U-5-Verlängerung nach Pasing. "Um aktuell brennende Schwierigkeiten aber kümmert sich niemand", sagt Liebscher. So gäbe es "mittlerweile auch bei der U-Bahn drängende Probleme in punkto Zuverlässigkeit", ergänzt Berthold Maier vom Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr (AAN). Doch statt diese anzugehen, würden nur Großprojekte angekündigt. Dass 2013 das Angebot so massiv ausgeweitet wurde, sei zwar zum Großteil mit der Kommunalwahl im Frühjahr 2014 zu erklären gewesen, sagt Maier. "Nun aber ist für mich gar kein Wille mehr zu erkennen, beim öffentlichen Nahverkehr auf kurze Sicht auch nur irgendetwas zu verbessern."

Die MVG erklärte auf Anfrage, es liege "in der Natur der Sache, dass es von Jahr zu Jahr immer mal zu Schwankungen" bei der Angebotsausweitung komme. Zudem sei die Finanzlage des öffentlichen Nahverkehrs alles andere als rosig: Die Fahrgeldeinnahmen seien "zuletzt je Fahrgast leicht rückläufig" gewesen, erklärte ein Sprecher. Und auch die Fahrpreiserhöhungen der vergangenen Jahre hätten den Mehraufwand nicht getragen, den die MVG zuletzt zu schultern gehabt habe. Sobald die neuen U-Bahn-Züge vom Typ C 2 zur Verfügung stünden, werde man diese einsetzen, um zum Beispiel auf den Linien U 2 und U 7 das Angebot auszuweiten. Dies allerdings hatte die MVG schon vor einigen Jahren angekündigt. Das Problem ist nur: Nach wie vor stehen die neuen Bahnen ungenutzt im Depot. Denn zunächst haperte es an der Technik. Nun fehlt noch die Zulassung.

© SZ vom 11.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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