Musiktheater:Mit Würde und Weitblick

OPERNMELODRAM in italienischer und deutscher Sprache
Credits - Pressefotos
Premiere am 26.08.2021, Schloss Nymphenburg

Maria Antonia Walpurgis wehrte sich gegen Traditionen. In der Hauptrolle ihrer Oper „Talestri“ singen Cecilia Gaetani (26.08. – 12.09.) und Flore van Meerssche (15.09. – 19.09.).

(Foto: Tobias Melle)

Mit dem Melodram "Talestri widmet sich die Kammeroper diesmal einem selten gespielten Stoff: Der Geschichte einer früh emanzipierten, hochbegabten Frau.

Von Rosanna Grossmann

Maria Antonia Walpurgis hat es nicht leicht. Als Prinzessin von Bayern und Kurfürstin von Sachsen muss sie schon mit Anfang zwanzig regieren und will sich darüber hinaus in der männlich dominierten Welt des 18. Jahrhunderts auch als Künstlerin durchsetzen. 1760 findet im Schloss Nymphenburg die Uraufführung ihrer Oper "Talestri - Königin der Amazonen" statt. Maria Antonia hat das dreistündige Werk nicht nur gedichtet und komponiert, sie spielte auch die Hauptrolle. Mehr als 250 Jahre später holt der Kammeroper-Regisseur Dominik Wilgenbus das Werk wieder an den Ort seiner Entstehung zurück.

Nach der beliebten Mozartoper "Così fan tutte" widmet sich das Münchner Ensemble nun wieder einem weniger bekannten Stoff. In seiner coronakonform gekürzten Bearbeitung bringt Wilgenbus zwei Aspekte zusammen: "Wir haben die Handlung der Oper, mit den allerbesten Stücken daraus, und gleichzeitig erzählen wir etwas über diese geniale Frau", sagt er. Zwischen der Protagonistin Talestri und ihrer Autorin lassen sich nämlich durchaus Parallelen ziehen. Auch die Amazonenkönigin will die klischeehaft männlichen Aspekte des Regierens mit den weiblichen der Liebe und des Friedens verbinden. Sie verliebt sich in Oronte, den Prinzen der Skyther - der eigentlich zur Feier ihrer Krönung an die Göttin Diana geopfert werden soll. In Wilgenbus' deutschen Texten, die sich mit dem original italienischen Gesang abwechseln, kommt Walpurgis in ihrer Rolle auch selbst zu Wort. "Die Komponistin kann als Figur ihre Intentionen erklären, die sie mit dem Schreiben ihrer Oper mutmaßlich verfolgte, und zeigen, dass sie sich über alte, tradierte Gesetze hinwegsetzen will."

Musikalisch zeigt die Opera seria noch deutliche Anzeichen des Barock, doch zum gefühlvollen Ausdruck gesellen sich bereits virtuose, Richtung Rokoko führende Koloraturen. Als Gesangssolisten stehen, wie üblich bei der Kammeroper, fünf neue Sängerinnen und Sänger auf dem Programm. In den Hauptrollen singen Cecilia Gaetani sowie Flore van Meerssche und Jan Wouters. Mittlerweile darf wieder 120 Minuten gespielt werden - ein langer Opernabend, auf den sich nicht nur die Freunde und Förderer des Ensembles freuen dürfen.

Talestri, Donnerstag, 26. August (Premiere), bis Sonntag, 12. September, Schloss Nymphenburg, Kartentelefon 21837300, Infos unter www.kammeroper-muenchen.com

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