„Es gehört zu meinen Pflichten, Schönes zu vernichten als Musikkritiker, sollt’ ich etwas Schönes finden, muss ich’s unterbinden als Musikkritiker ....“, heißt es in Georg Kreislers wunderbar bösem Lied über eine Zunft, die zumindest zu seiner Entstehungszeit 1959 noch gefürchtet war. Und natürlich den vollen Durchblick hatte, weshalb sich ja der Monaco Franze nach dem Opernbesuch mit dem Spatzerl noch schnell beim Kritiker der SZ kundig macht, um dann vor ihren elitären Schnösel-Freunden, in seine Sprache transponiert, das gültige Urteil zu fällen: „Ein rechter Scheißdreck war’s!“
Solch direkte Worte werden den Mitgliedern im „Quartett der Kritiker“, denen man am Mittwoch, 24. Juli, 16.30 Uhr, in der Rheingoldbar der Staatsoper zuhören kann, im Leben nicht öffentlich über die Lippen kommen. Sind sie doch allesamt gescheite Leute mit enzyklopädischem Hörgedächtnis, die nach wenigen Takten Musik schon erkennen können, ob es sich um eine Einspielung mit dem jungen Karajan handelt oder Maestro Karl Böhm oder gar dem alten Wedelstätt (pardon, den haben die Monaco-Macher Helmut Dietl, Patrick Süskind und Franz Geiger nur erfunden).
Beim Spätnachmittagsplausch in der Opernbar werden sich, kurz bevor im Haus die Vorstellung der Münchner Festspiel-„Tosca“ beginnt, Eleonore Büning, Kai Luehrs-Kaiser und Markus Thiel zusammen mit Staatsintendant Serge Dorny herausragende Aufnahmen von Puccinis Werk vornehmen. Und über Fragen diskutieren, die unter Opern-Nerds bis heute nicht ausgefochten sind: Wer ist die beste Tosca-Sängerin der Schallplattengeschichte? Ist es wirklich die Callas? Wer ist der abstoßendste, effektvollste, vielleicht auch erotischste Scarpia? Wer der bemitleidenswerteste Cavaradossi? Wer diese Experten schon mal erlebt hat, weiß, dass das ungemein unterhaltsam werden kann. Die „Tosca“ am Abend ist längst ausverkauft (Jonas Kaufmann singt), wer die Kritiker hören möchte, braucht aber keine Eintrittskarte, die Veranstaltung ist kostenlos.
Genug gequatscht, Musik! Noch sind die Theater nicht in den Ferien: In der Staatsoper gibt’s neben der „Tosca“ (27. Juli, Oper für alle) noch Wagners „Tannhäuser“ mit Klaus Florian Vogt und Andrè Schuen (25. und 28. Juli), Puccinis Goldgräber-Oper „La fanciulla del west“ mit Malin Byström, Michael Volle und Yonghoon Lee (26. und 29. Juli) und als Spielzeit-Rausschmeißer „Die Fledermaus“ mit Georg Nigl und Diana Damrau (31. Juli).

Das Deutsche Theater präsentiert das Märchen vom verlorenen Schuh: Aschenputtel als Musical. Die Produktion der Brüder Grimm Festspiele Hanau mit Genre-übergreifender Musik von Marc Schubring kommt nach München. „Das feiert das Durchhaltevermögen und den Mut einer jungen Frau, die immer wieder diskriminiert, ausgebremst und verpönt wird“, heißt es in der Ankündigung des Theaters. Vorstellungen sind von 1. bis 10. August, allerdings müssen die Shows am 7., 8. und 10. August (11 Uhr) entfallen. Gekaufte Karten können auf einen anderen Veranstaltungstag umgebucht werden.(vertrieb@deutsches-theater.de.)