Musikhochschule:Kunst vermarkten

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Das neugegründete "Wavelab"

Von Rita Argauer, München

Die Verbindung von Künstlerleben und Unternehmergeist hat immer noch etwas Anrüchiges. Romantisch verklärt ist der Künstler eben doch ein passiver, der seine Kunst um der Kunst willen aus sich heraus erschafft. Für die finanzielle Verwertbarkeit des Ganzen sorgte früher ein Mäzen, heute kümmern sich darum im Idealfall Galeristen, Manager, Agenturen. Nur reicht dieser Idealfall eben in der heutigen Zeit nicht mehr für die Ansprüche aller Künstler aus. Und vielleicht wollen junge Künstler auch nicht mehr ausschließlich von anderen vermarktet werden. Instagram und Co. machen es vor - Kunst und die Darstellung der Kunst, das kann auch aus einer Hand kommen.

Mit dem neugegründeten "Wavelab" begibt sich die Münchner Musikhochschule genau in dieses Zwischenfeld. Dieses "Gründungszentrum und Innovationslabor", angesiedelt im Institut für Kulturmanagement und Medien, soll Gründer- und Unternehmertum in die Kunsthochschule holen. Der Schwerpunkt liege auf "Arts, Music, Media". Man habe schon seit der Gründung des Instituts für Kulturmanagement vor zehn Jahren einen Schwerpunkt auf "Cultural Entrepreneurship" gesetzt, wie Institutsleiter Maurice Lausberg berichtet. Durch das Wavelab sollen die Ideen, die an der Hochschule entstehen nun der Umsetzung in der Realität noch einen Schritt näher kommen.

Solche Zentren - in denen junge Gründer und Start-ups unterstützt werden - sind an Universitäten nichts Unbekanntes. Doch an einer Kunsthochschule sind sie, zumindest in Deutschland, noch eher selten. "Da herrscht immer noch ein Misstrauen zwischen Kunst und Kommerz", erklärt Hochschulpräsident Bernd Redmann. Doch er halte das Wavelab für "genau die richtige Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit". Auch mit Blick auf die Krise: "Ein Weiter so wird nicht mehr ausreichen", glaubt er, wenn Kunst und Kultur wieder auferstehen, brauche es veränderte Formen.

Ganz praktisch beschäftigte man sich am Wavelab schon am vergangenen Wochenende mit diesen Fragen: Bei den ersten "Wave Innovation Days", habe man mit den Teilnehmern Konzepte über digitale Konzerte und Aufführungen erarbeitet, wie die beiden Leiterinnen des Zentrums Antonia Wach und Jule Schröder erklären. Doch solche Veranstaltungen und Workshops sind nur ein Teil der Aufgaben des neuen Zentrums. Konkreter wird es im "Inkubator". Dieses Programm, das im Februar starten wird, soll pro Jahr vier bis fünf Teams betreuen. Junge Gründer und Start-ups, die ganz zu Beginn unterstützt werden sollen. Das Programm, für das man sich jetzt bewerben kann, bietet einen großen Co-Working-Space, in den die Jungunternehmer einziehen können. In dessen Rahmen gibt es Coachings und Mentoren, Zugang zu Experten und Investoren. Es richtet sich nicht nur an Studierende der Musikhochschule, sondern an junge Gründer, die an der Schnittstelle Kunst und neue Technologien arbeiten, etwa Bühnenbildmodelle mit dem 3 D-Drucker herstellen oder Infrastruktur für Komposition mit großen Datenmengen erstellen.

In diesem Bereich stellt sich die Musikhochschule in den kommenden Jahren sowieso gerade neu auf. Im Studienjahr 2021/22 sollen die neuen Masterstudiengänge "Sound Art" und "Digitale Kommunikation" beginnen, die Einführung weiterer solcher Fächer wie etwa "Digital Performance" und eines zu künstlicher Intelligenz in der Musik sollen folgen. Man plane dafür ein "Digital Arts Center" zu gründen, wie Redmann berichtet.

© SZ vom 27.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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