Strauss:Wunderliche Heiligkeit

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Diana Damrau singt mit dem BRSO Richard Strauss' "Vier letzte Lieder".

Von Andreas Pernpeintner

Die "Vier letzten Lieder" von Richard Strauss sind ein wunderliches Werk. Sie scheinen vollkommen aus der Zeit gefallen. 1948, als Strauss sie komponierte, war die Romantik weit weg. Die Welt war vom Krieg gezeichnet, Strauss aufgrund seines Verhältnisses zu den NS-Mächtigen umstritten - das ist er in dieser Hinsicht bis heute. Und doch gehören diese Orchestergesänge zum Allerheiligsten der Kunstmusik. Hat man die Originalmanuskripte vor Augen - wenn man im Hauptberuf die Lieder von Strauss ediert, darf man das - überkommt einen Ehrfurcht. Die zittrige Handschrift des hochbetagten Mannes, der Wert der Manuskripte, das Wissen, welche Musik hier ihren Ursprung hat.

Im Januar 2019 konnte man die Sopranistin Diana Damrau und das BR-Symphonieorchester mit Mariss Jansons damit im Herkulessaal erleben. Der Zauber der Konzerte vermittelt sich auch auf der ein Jahr später, einige Monate nach Jansons' Tod erschienenen Aufnahme. Wie klar Jansons die Musik fließen lässt, wie licht und präzise das Orchester musiziert, bei aller Transparenz aus einem warmen Grundklang heraus. Welch große Aufmerksamkeit Damrau den Texten widmet, wie anmutig sie erzählt, im dritten Gesang, "Beim Schlafengehen", stärker auftrumpft, wie sie ihre Stimme dann bei "Im Abendrot" so weit zurücknimmt, dass Singstimme und Orchester zu einer wirklichen Klangeinheit finden.

Es folgt eine Auswahl von Klavierliedern, die Damrau mit ihrem Begleiter Helmut Deutsch aufgenommen hat. Manchmal ist die Zusammenstellung der Lieder frappierend einfach konzipiert - und gerade deshalb wirkungsvoll. Fast schon genial: eine Art "Blumenlieder"-Zyklus aus "Malven", den vier "Mädchenblumen" und "Die Zeitlose". Klavier- und Orchesterlieder ergänzen einander wunderbar, zumal das CD-Programm am Ende mit dem Lied "Morgen!" in seiner orchestrierten Fassung wieder zu Jansons und dem BRSO zurückkehrt.

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