Das ist schön:Mit Franz im Künstlergarten

Wer fürchtete, die Fördervereine von Museen seien pandemiebedingt lahmgelegt, irrte. Und wie!

Von Evelyn Vogel, München

Dass Not erfinderisch macht, ist eine alte Weisheit - die sich in Zeiten der Corona-Pandemie auf vielfältige Art und Weise bewahrheitet hat. Ob im Großen, wo plötzlich fast alles ging, was vorher unmöglich schien, bis ins kleinste Home-Office, das zuvor bei Arbeitgebern auf der No-Go-Liste stand. Doch bei allen Vorzügen der Digitalisierung wollten manche nicht ganz auf analoges Beisammensein verzichten. Dazu gehörten die Fördervereine der Museen.

Diese halten ihre zahlenden Mitglieder üblicherweise mit einem vielfältigen Programm aus Previews, Atelierbesuchen, Kunstreisen, Charity-Events und einigem mehr bei Laune - und werben dabei auch gern Neumitglieder ein, die sie als Gäste einladen. Doch in Zeiten der Pandemie war nicht nur der Radius plötzlich sehr begrenzt, auch die eigenen Locations mussten - möglichst unter Freiluftbedingungen - neu erschlossen werden.

So luden die Freunde des Hauses der Kunst zu "After Work Talks" auf die Terrasse ein und ließen mit Blick ins Grüne schon mal das ein Stück weit Realität werden, woran alle seit Jahren gedanklich arbeiten: die Erweiterung der Ausstellunghalle in den Englischen Garten hinein. Die Pin-Freunde organisierten unter anderem einen "Sommertag", in dessen Verlauf sie jeden einzelnen Winkel der Pinakothek der Moderne mit Hilfe von Direktoren- und Kuratorenführungen ihren Mitgliedern und Gästen erschlossen.

Das abwechslungsreichste Programm aber stellte der Förderverein der Villa Stuck bereits im ersten Pandemiesommer auf die Beine und setzte es in diesem Jahr fort: die Reihe "Chez Franz" im Künstlergarten der Stuckvilla. Natürlich gab es Führungen in kleinen Gruppen durch die eigenen Ausstellungen wie auch durch die befreundeter Ausstellungshäuser. Aber dann war da in diesem Sommer noch ein Event zu digitaler Kunst (NFT), das Münchner Kammerorchester spielte ein Konzert, Regisseurin Franziska Stünckel stellte den neuen Lars-Eidinger-Film "Nahschuss" vor, Simon Lohmeyer las aus seinem ersten Buch und hatte gleich mehrere Musiker sowie den österreichischen Schauspieler Philipp Hochmair dazu eingeladen. Das bescherte nicht nur den Vereinsmitglieder etliche launige Sommerabende, es war auch für zahlreiche Gäste ein Grund, den lauschigen Künstlergarten der Villa und den Förderverein ausgiebig kennenzulernen. Und wie man hört, sind die Mitgliederzahlen in diesem Jahr signifikant gestiegen.

So hat diese verflixte Pandemie bei allem Negativen doch auch etwas Positives bewirkt: Sie setzte kreatives Potenzial frei und führte zu vielerlei neuen Vernetzungen. Das war schön und sollte sich auch in normalen Zeiten fortsetzen.

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