Museum in München:Star-Architekt baut Haus der Kunst um

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Wird saniert: Das Haus der Kunst in München (Foto: Max Geuter)

60 Millionen für das Haus der Kunst: Der berühmte Londoner Architekt David Chipperfield hat den Zuschlag für den Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes erhalten. Konkrete Entwürfe gibt es noch nicht - doch Chipperfield ist für spektakuläre Projekte bekannt.

Von Evelyn Vogel

Das Büro des Londoner Architekten David Chipperfield wird das Haus der Kunst umbauen. Wie das genau aussehen wird, ist noch nicht bekannt, denn bisher gibt es noch keine konkreten Entwürfe. Chipperfield will mit der Planung der voraussichtlich 60 Millionen Euro teuren Generalsanierung des denkmalgeschützten Gebäudes noch in diesem Monat beginnen.

Die Sanierung soll 2015, spätestens 2016 starten. Wichtig für das Haus der Kunst war, wie Sprecher Stephan Barthelmess, betonte, "dass die Sanierung bei laufendem Betrieb erfolgt". Und das konnte Chipperfield zusagen. Federführend wird das Berliner Büro des weltweit agierenden Architekten unter Alexander Schwarz sein.

Im Mittelpunkt der Sanierung stehen Klimatechnik, Elektrik, Brandschutz und Sicherheitstechnik. Vor allem müssen das Dach sowie die Fenstern erneuert werden, da besonders im maroden Westflügel immer wieder Wasser eindringt und Putz von der Decke blättern lässt. Dieser Teil des Hauses kann praktisch seit Jahren nicht mehr vernünftig klimatisiert werden. Dem Ostflügel hat man in den Neunzigerjahren etwas Kosmetik angedeihen lassen. Aber mehr als aufgehübscht wurde der in den 75 Jahren, seit das Haus der Kunst eröffnet wurde, auch nicht.

Auch Böden und Wände müssen im ganzen Haus überprüft werden. Später vorgenommene Raumaufteilungen können rückgebaut werden. Ansonsten steht das 1932 von dem Architekten Paul Ludwig Troost entworfene und 1937 von Adolf Hitler als "Haus der Deutschen Kunst" eröffnete Gebäude, das wegen seiner Säulenfront damals schnell den Beinamen "Weißwurstallee" weg hatte, jedoch unter Denkmalschutz.

Dennoch soll wenn möglich die Eingangssituation fußgängerfreundlicher gestaltet werden. "Der Eingang liegt so nah an der Stadtautobahn, der Prinzregentenstraße, da muss man darüber nachdenken, wie man das verbessern kann", sagte Barthelmess. Auch die Anbindung an den Englischen Garten wolle man überprüfen. Der heute als Parkplatz genutzte Bereich diente in den Dreißigerjahren dem Restaurant als Freifläche. Ob und wie stark Chipperfield dort eingreifen will, konnte Barthelmess nicht konkretisieren. Der P1-Club wird übrigens im Haus der Kunst bleiben.

Chipperfield Architects wurden in Deutschland in den zurückliegenden Jahren durch den Masterplan für die Berliner Museumsinsel sowie für den Wiederaufbau des Neuen Museums, das Museum Folkwang in Essen und das Literaturmuseum in Marbach bekannt. Ende vergangenen Jahres hatte das Bayerische Finanzministerium endlich grünes Licht für die längst überfällige Sanierung des Hauses der Kunst gegeben.

Im April wurde das Vergabeverfahren, das an strenge Vorgaben gebunden ist, europaweit ausgeschrieben. Beim Lenbachhaus war das Büro von Norman Foster ebenfalls im Rahmen dieses Vergabeverfahrens mit Umbau und Erweiterung betraut worden.

Fast 30 Büros hatten sich bis Mitte Mai auf die Ausschreibung hin beworben. Zur Präsentation wurden fünf Büros eingeladen. Vier stellten sich in der Finalrunde Ende Juli vor, bei der Chipperfield sich gegen Braun und Partner aus München, Heneghan Peng Architects aus Dublin und Gerkan, Marg und Partner aus Hamburg durchsetzen konnte. In der Jury vertreten waren das Staatliche Bauamt München 1, das die Sanierungsmaßnahme betreut, das Bayerische Kunstministerium und die Oberste Baubehörde, die dem Innenministerium untersteht. Außerdem Okwui Enwezor, der Direktor des Hauses der Kunst, Klaus Schrenk von den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und Andres Lepik, Direktor des Architekturmuseums in der Pinakothek der Moderne.

Die Jury zeigte sich vor allem von Chipperfields Erfahrung im Umgang mit denkmalgeschützten Gebäuden beeindruckt, sowie von der Qualität der von ihm bisher verantworteten Museumsbauten. "Ebenso überzeugte der analytische und offene Ansatz, der genügend Raum bietet, um gemeinsam mit allen Beteiligten Lösungen zu erarbeiten", heißt es in einer Mitteilung von Kunstministerium und Haus der Kunst.

© SZ vom 06.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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