Museum:Berater prüfen Scientology-Vorwürfe im Haus der Kunst - zögerlich zumindest

München: Aussenansicht / Front HAUS DER KUNST

Die Vorwürfe gegen Mitarbeiter im Haus der Kunst sollen untersucht werden.

(Foto: Johannes Simon)
  • Unter den Mitarbeitern des Hauses der Kunst soll eine Gruppe Scientology-Anhänger sein.
  • Kunstminister Ludwig Spaenle (CSU) will die angespannte Lage nun klären - dazu hat er den Einsatz einer Beratungsfirma angekündigt.
  • Doch der Betriebsrat hat Bedenken.
  • Und sonderlich eilig scheint man es im Haus der Kunst mit der Aufklärung nicht zu haben.

Von Susanne Hermanski

Eine externe Beratungsfirma analysiert jetzt die personellen und organisatorischen Zustände im Haus der Kunst. Das hat der Aufsichtsrat des Museums beschlossen, nachdem dort jahrzehntelang ein mutmaßlicher Scientologe als Personalverwalter beschäftigt war.

Kunstminister Ludwig Spaenle (CSU) hat den Einsatz der Berater am Mittwoch vor dem Ausschuss für Wissenschaft und Kunst im Landtag als einen zentralen Schritt angeführt, um die angespannte Lage im Haus der Kunst zu klären. Die Analyse soll im besten Fall bis zum 26. April abgeschlossen sein, denn für diesem Tag kündigte Spaenle eine außerordentliche Klausurtagung des Aufsichtsrates an; bei dieser könnten Umstrukturierungsmaßnahmen beschlossen werden. Doch gegen das Vorgehen regt sich bereits Kritik.

Der Betriebsrat des Hauses der Kunst hat Bedenken gegen die Beratungsfirma angemeldet. Denn das relativ kleine Unternehmen wurde nicht vom Kunstministerium oder dem Aufsichtsrat ausgesucht. Die Wahl traf allein die Geschäftsleitung des Hauses der Kunst. Die jedoch steht längst selbst in der Kritik, hat sie doch jahrelang besagten Personaler schalten und walten lassen. So lange, bis die SPD-Abgeordnete Isabell Zacharias den Stein ins Rollen brachte und den Missstand öffentlich machte.

Sie war es auch, die Spaenles Stellungnahme vor dem Kunstausschuss eingefordert hatte. Im Anschluss an die Ausführungen das Ministers fragte sie im Landtag: "Warum wird nicht die Rolle des weiteren Managements unter die Lupe genommen? Was ist mit dem kaufmännischen Leiter? Und was ist mit den beiden früheren Direktoren Dercon und Vitali, die sich komplett am Telefon verleugnen lassen? Ich finde das unanständig."

Auch Oliver Jörg, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses und wie Spaenle bei der CSU, äußerte sich "verwundert über die Haltung der Geschäftsleitung". Michael Piazolo (Freie Wähler), der Ausschussvorsitzende, tat sein Erstaunen darüber kund, "dass niemand von der Leitung des Hauses kommt, wenn hier im Landtag mit dem Minister solche elementaren Belange des Hauses der Kunst besprochen werden".

Die Beraterin macht erstmal Urlaub

Ebenso wenig Verständnis könne er dafür aufbringen, wie spät die Geschäftsführung Konsequenzen gezogen habe. "Ich sage das als Jurist, der Verständnis hat für komplizierte Rechtslagen. Aber in so einem Fall findet sich eine schnellere Lösung." Durch das lange Zögern sei der Ruf des Hauses der Kunst bereits international beschädigt worden.

Sonderlich eilig hat man es im Haus der Kunst augenscheinlich trotz allem nicht mit der von Spaenle beschworenen externen Beratung. "Am 10. März haben wir den Aufsichtsrat darüber informiert, dass eine neu beauftragte Personalberatung am 13. März ihre Tätigkeit aufnehmen wird", schreibt der Betriebsrat in einer Stellungnahme. "Die Geschäftsleitung ist uns bis heute die Antwort, wer diese Firma nach welchen Kriterien ausgesucht und beauftragt hat, schuldig geblieben." Weiterhin heißt es in dem Schreiben: "Jeden einzelnen Vorfall, an dem der ehemalige Personalverwalter auffällig wurde, haben wir dem Aufsichtsrat zur Kenntnis gebracht, nachdem die Geschäftsleitung trotz unseres mehrfachen Insistierens keine Verantwortung dafür übernommen hat."

Unterdessen ist zu hören, dass auch die Chefin der neuen Beraterfirma, die sich persönlich um das Haus der Kunst kümmern will, trotz des knappen Zeitplans keine Eile an den Tag legt. Nach einer Stippvisite und ersten Gesprächen mit Mitarbeitern hat sie sich für die nächsten beiden Wochen erst einmal in den Urlaub verabschiedet.

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