Muse in München:Voller Sound voraus

Bei einer beeindruckenden Licht-Show und bombastischem Sound-Gewitter zeigten Muse in der Olympiahalle, dass sie eine außergewöhnliche Live-Band sind.

Beate Wild

Die Laser kreisen, die Beats knallen, die Monitore blinken. Von Understatement halten Muse ganz offensichtlich nichts. Als die britische Band am Freitagabend in der ausverkauften Münchner Olympiahalle auf die Bühne kommt, entlädt sich über das Publikum ein eineinhalbstündiges Gewitter aus orgastischen Laser- und Scheinwerfer-Effekten, pompösen Sound-Teppichen und bombastischer Theatralik. Klotzen statt kleckern, das ist das Motto von Muse. Der Zuschauer muss aufpassen, dass er ob der überladenen Show nicht die Musik vergisst.

Muse in München: Matthew Bellamy, der Sänger von Muse.

Matthew Bellamy, der Sänger von Muse.

(Foto: Foto: AP)

Sänger und Gitarrist Matthew Bellamy, Schlagzeuger Dominic Howard und Bassist Christopher Wolstenholme eröffnen mit "Uprising" von ihrem aktuellen Album "The Resistance" und lassen gleich zu Beginn keine Fragen mehr offen, wie der Abend verlaufen wird. Drei 20 Meter hohe LED-Säulen dominieren das Bühnenbild, das so mancher anderer großen Live-Band wohl ein anerkennendes Nicken abverlangt hätte. Die Musiker kommen auf drei separaten, beweglichen Säulen auf die Bühne. Ein Auftritt, der vor Symbolik nur so strotzt.

Progressiver Rock mit großem Pathos vorgetragen, das kennt man von Muse spätestens seit ihrem legendären Auftritt zur Eröffnung des neuen Wembley-Stadiums 2007. Freilich ist München nicht London, doch an Pomp und Glamour mangelt der Auftritt in der Olympiahalle gewiss nicht. Da haben sich die drei Briten wohl gedacht: Viel hilft viel. Und beim Publikum kommt die Show an. Vor allem bei Songs vom Album "Black Holes and Revelations" - "Take a Bow", "Starlight" und "Supermassive Black Hole" - ist das Münchner Publikum regelrecht in Ekstase.

Zeitweise glaubt man sich in einer Rockoper. Zu dritt generieren Muse einen Sound, der wuchtiger und imposanter kaum sein könnte. Sänger Bellamy kommuniziert zwar kaum mit seinen Fans, dafür singt er Falsett und Vibrato, haut in die Saiten seiner Gitarre und zieht eine Show ab, die seinem Idol Freddy Mercury zu Ehre gereicht hätte. Wolstenholme bearbeitet seinen Bass mit erkennbarer Leidenschaft und Howard prügelt auf sein Schlagzeug ein, als wäre er bei einer Anti-Agressionstherapie. Der Gast-Keyboarder hat dagegen nur einen Platz im Hintergrund.

Muse mixen ungeniert verschiedene Stilrichtungen zusammen. Man hört Zitate heraus von Radiohead, U2, Depeche Mode, Queen und Pink Floyd. Bei "United States of Eurasia" und "Cave" setzt sich Frontman Bellamy ans Piano und zeigt, dass er auch vom Klavier spielen etwas versteht.

Muse gerieren sich im Übrigen nicht nur auf der Bühne gerne fortschrittlich. Ihr aktuelles Album "The Resistance" haben die drei Musiker aus dem englischen Teignmouth im Mai 2009 über den Twitter-Account der Band veröffentlicht. Auch schon 2003 brachten sie ihre Single "Stockholm Syndrome" ausschließlich als digitalen Download im Internet heraus.

Doch auch wenn man die Stars-Wars-inspirierte Bühnen-Show der Briten für übertrieben hält, muss man Muse eines lassen: Sie sind eine gute Live-Band. Das zeigt sich etwa, wenn sie Hits wie "Stockholm Syndrome", "Plug in Baby" oder "Time is running out" zum Besten geben. Die Energie, die dabei auf das Publikum überspringt, kann so schnell von keiner anderen Band getoppt werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: