Die Räumung des Munitionsdepots am Zwergackerweg in Freimann verzögert sich weiter. Eigentlich hätte es allen Anwohnern am Samstagabend wieder erlaubt sein sollen, ihre Häuser zu beziehen, um 19 Uhr sollte die Sperrzone aufgehoben werden. Doch daraus wurde nichts. Wegen erneuter Munitionsfunde dauern die Arbeiten weiter an. Die Bewohner können nun voraussichtlich an diesem Montagabend zurück nach Hause.
Von Mittwoch vergangener Woche an konnte ein Großteil der Anwohner zumindest wieder daheim übernachten, das galt für jene 180 Menschen, deren Anwesen sich im äußeren Sperrkreis befinden, 50 bis 100 Meter vom Munitionsfund entfernt. Tagsüber aber galt die komplette Sperrzone weiter. Und für den inneren Kreis ohnehin Tag und Nacht. Die 24 Anwohner, die weniger als 50 Meter vom Fund entfernt leben, mussten bei Freunden oder in Hotels schlafen.
Sie alle wollten am Samstag endlich zurück, doch am Freitagabend änderte sich die Lage: An der Grundstücksgrenze hatten Spezialisten weitere Munitionsteile gefunden. Die Sperrzone wurde wieder auf 100 Meter erweitert. Trotzdem ließ die Feuerwehr zunächst verlauten, die Anwohner des äußeren Kreises könnten Samstagabend zurück.
"Am Samstag hat dann aber der Feuerwerker Sachen gefunden, die so verrottet und alt waren, dass selbst er sie nicht mehr bewegen und transportieren konnte", sagte Johann Petryszak, Pressesprecher der Branddirektion. Der verantwortliche Sprengmeister erweiterte die Sperrung deshalb wieder auf 100 Meter. "Eigentlich hätte da nichts mehr liegen sollen", sagte der Sprecher, die Spezialisten hätten "der Vollständigkeit halber" nochmals reingebaggert.
Einen Teil des Fundes habe der Kampfmittelräumdienst direkt sprengen müssen. "Es hat zwei oder drei Sprengungen gegeben, das war nicht ungefährlich." Dabei sei glücklicherweise alles glatt gegangen. Ein paar Markisen oder Rollokästen seien aber beschädigt worden, am Haus der Meinbergers, auf deren Grundstück die Munition aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden war, sowie "eventuell an einem Nachbarhaus".
"Der Anblick des Grundstücks war grauenvoll"
Am Samstagabend wurden die Arbeiten für zwei Stunden unterbrochen, damit die Anwohner wenigstens kurz in ihren Häusern nach dem Rechten sehen konnten. "Der Anblick des Grundstücks war grauenvoll", sagte Andrea Meinberger am Sonntag, die Tochter der Eigentümerin Melitta Meinberger. "Das Haus steht zwar noch, aber der Kellerschacht und die Terrasse sind weg." Ihre Mutter sei erleichtert, dass die Kosten nun doch übernommen werden. Die Stadt hat zugesichert, bis zu 2,2 Millionen Euro zu bezahlen; ob die Familie sich finanziell beteiligen muss, ist noch offen. Der Anwalt der Meinbergers will erreichen, dass der Bund für sämtliche Kosten aufkommt.
Es sei nicht auszuschließen, dass bei den restlichen Grabungsarbeiten erneut Munition dieser Art gefunden werde, vermeldete die Feuerwehr noch am Samstagabend auf ihrer Facebook-Seite. Am Sonntag gab man sich dann aber optimistisch: "Wir sind zuversichtlich, dass die Arbeiten am Montag beendet sind", sagte Sprecher Petryszak. Bis dahin sind die Räumungsspezialisten im Schichtdienst rund um die Uhr damit beschäftigt, kleinere bis mittelgroße Teile auszugraben. Eine Entsorgungsfirma transportiert sie dann in ein Munitionslager, wo die Kampfmittel nach und nach entschärft werden.
Zur Absicherung der Arbeiten auf dem Grundstück ist die Feuerwehr ständig vor Ort, mit acht Helfern, einem Löschfahrzeug und einem Rettungswagen. Dazu gibt es einen Sicherheitsdienst, und die Polizei patrouilliert engmaschig. Für die Bewohner stellt die Stadt weiterhin bei Bedarf Hotelzimmer zur Verfügung, bis die Arbeiten abgeschlossen sind.