Munich Mash:Wenn Skater durch den Olympiasee brettern

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Das gibt es nur bei Munich Mash: Am ersten Augustwochenende werden die Wakeboarderinnen wieder über den Olympiasee fliegen. (Foto: Leonhard Simon)

Beim zehnjährigen Jubiläum der Actionsport-Veranstaltung Munich Mash im Münchner Olympiapark gibt es einige spektakuläre Neuerungen.

Von Ralf Tögel

Ein bisschen Fantasie kann nicht schaden, wenn man den Ausführungen von Pascal Pöllot lauscht. Was da im Wasser des Olympiasees zu sehen ist, hat zwar gigantische Ausmaße. Aber die Poollandschaft, die Pöllot beschreibt und über die in etwas mehr als einer Woche einige der weltbesten Skateboarderinnen und Skateboarder brettern werden, ist momentan nur rudimentär zu erkennen.

Der 33-Jährige ist verantwortlich für den Sportbereich bei der Eventagentur S&K, mit der die Olympiapark München GmbH (OMG) alle Sport-Großveranstaltungen stemmt und die viel Erfahrung in diesem Bereich hat. Geschäftsführer Frank Seipp etwa war schon Organisationschef der X-Games, als die noch in dem Park stattfanden. Der Ausstieg des Rechteinhabers der amerikanischen Extremsportserie brachte die OMG vor einem Jahrzehnt dazu, wegen des gewaltigen Erfolgs eine eigene Nachfolgeveranstaltung ins Leben zu rufen: Munich Mash war geboren. Nun feiert das Event am ersten Augustwochenende (Freitag, 2. bis Sonntag, 4. August) sein zehnjähriges Bestehen.

Neben den Becken zimmert Andreas Schützenberger mit seinem Team eine große Rampe zusammen, das sieht schon erkennbarer nach hochkarätigem Actionsport aus. Der weltweit anerkannte Rampenbauer, der auch abends um 20 Uhr noch sägt und hämmert, strahlt ohnehin maximale niederbayerische Gelassenheit aus: „Koa Angst, werd ois fertig und richtig genial, Mash hoid.“

Letzte Zweifel verfliegen spätestens, wenn man sich die vergangenen zehn Jahre ins Gedächtnis ruft: Die OMG hat zuverlässig immer wieder neue Highlights in den Park modelliert, damit die Munich Action Sports Heroes, kurz Mash, die Massen begeistern. Diesem Anspruch will der Veranstalter auch im Jubiläumsjahr gerecht werden, wie Olympiapark-Chefin Marion Schöne verspricht: „Es war schon ein Risiko damals zu sagen, wir stellen alles selber auf die Beine, das Tolle aber ist, wir haben immer ein bisschen was verändert.“ Und die Besucher haben es goutiert: Auf Schöne etwa geht die Initiative zurück, dass in München Extremsportlerinnen in den Sportarten Skateboard, BMX, Wakeboard und seit vergangenem Jahr Streetdance absolut gleichberechtigt ihre Tricks zeigen, was unter anderem für die Preisgelder gilt. Das hat den Stellenwert des Events im Olympiapark weltweit vergrößert.

Pools im See werden von 70 Tonnen Gewicht auf den Grund gedrückt

Um zu begreifen, welche Dimensionen die Zuschauer erwarten, ein paar Zahlen zum sogenannten Skateboard-Pool, der selbst natürlich nicht mit Wasser gefüllt wird: Die Athletinnen werden neben dem Theatron ihre Tricks unterhalb der Wasseroberfläche ausführen, wofür die beiden riesigen, von einem Schiffsbauer gefertigten Becken durch Metallplatten mit einem Gewicht von jeweils 70 Tonnen auf den etwa 1,30 Meter tiefen Seegrund gedrückt werden. „Die Grundidee ist, Sportlern und Zuschauern ein Pool- und Freibad-Feeling zu vermitteln“, sagt Pöllot, wofür die Schüsseln die für Schwimmbäder typische blaue Kacheloptik bekommen. Eine kleine Untertreibung liefert er noch mit: „Ich glaube, so etwas hat es noch nie gegeben.“ Das darf man als gesichert annehmen, wenn die Skateboard-Elite ihre Tricks auf Seegrund-Tiefe zeigt und Gefahr läuft, bei einem Sturz in Selbigem zu landen.

Im vergangenen Jahr hat Mash 92 000 Menschen in den Olympiapark gelockt, ähnliche Zahlen erwartet die OMG auch im Jubiläumsjahr. Da ändert auch der wegen der Fußball-EM nach hinten verlegte Termin wenig, selbst die zeitgleich stattfinden Olympischen Spiele, bei denen Skateboard, BMX und Breaking im Programm sind, bereiten dem Veranstalter kein Kopfzerbrechen.

In den vergangenen zehn Jahren hat sich das Event mit seinem bunten Mix an Besuchern als dreitägiges Happening etabliert, weil es neben sportlicher Weltklasse auch den Lifestyle und die Kultur der Szene zeigt. Unter dem Motto „Coming home“ wird es eine lässige Chill-Out-Area geben, Sport- oder Graffiti-Workshops werden angeboten, Bands und szenetypische Künstler werden dabei sein – sowie ein besonderes Side-Event: die 3x3 Champions Trophy, also der deutsche Pokal im 3x3-Basketball wird auf dem Hans-Jochen-Vogel-Platz neben den BMX-Wettkämpfen ausgetragen.

Auf dem Hans-Jochen-Vogel-Platz vor der Olympiahalle haben die BMX-Cracks ihre Spielweise. (Foto: Leonhard Simon)

Für die Athleten auf ihren kleinen Spezialrädern wird es ein Revival geben: Auf 250 Quadratmetern Fläche wird eine Spine Ramp mit bis zu vier Metern Höhe aufgebaut, auf denen beim BMX Freestyle irrwitzige Tricks wie Schraubensalti gesprungen werden. Näher können die Zuschauer den Sportlern, unter anderen den beiden Lokalmatadoren Timo Schulze und Paul Thölen, nicht kommen. Im Theatron findet zum zweiten Mal der Streetdance-Contest statt, zu dem sich neben internationalen Spitzentänzerinnen und Tänzern auch Amateure über eine Pre-Selection qualifizieren können. 

Und die besten Wakeboarder hat München exklusiv im Programm: Für den spektakulären Kurs auf dem unteren Olympiasee mit gewaltigen Schanzen und Hindernissen haben sich in Julia Rick, Nico von Lerchenfeld und natürlich dem Münchner Lokalmatador Dominik Gührs die deutschen Spitzenathleten gemeldet – ebenso wie die Vorjahressieger Pedro Caldas aus Brasilien sowie die Israelin Lisa Baloo.

Nicht umsonst blickt Olympiapark-Chefin Marion Schöne „mit Vorfreude“ auf das erste Augustwochenende und „mit Stolz auf ein Highlight im internationalen Veranstaltungskalender. Was ohne die Stadt nicht möglich gewesen wäre.“ Und die freut sich mit über eine Dekade Actionsport, wie Münchens Sportbürgermeisterin Verena Dietl sagt: „Actionsport liegt mir sehr am Herzen und wenn ich sehe, auf welche Resonanz die Veranstaltung vor allem bei der jungen Generation stößt, hat sich jede Unterstützung gelohnt.“

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