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Multi-Europameisterschaft:Olympia pausiert, der Olympiapark nicht

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Die European Championships 2022 in München sind durch die Verschiebung der Sommerspiele von Tokio offenbar nicht in Gefahr

Von Ralf Tögel

Die Olympischen Spiele von Tokio sind nun definitiv um ein Jahr verschoben - mit weitreichenden Auswirkungen auf den internationalen Sportterminkalender. Inwieweit sich die Verlegung der Spiele ins Jahr 2021 auf die zahlreichen Veranstaltungen der verschiedenen Verbände und Sportarten genau auswirken wird, ist angesichts der sich ständig ändernden Gemengelage in Zeiten der Corona-Pandemie kaum absehbar. Für die European Championships in München im Jahr 2022 befürchtet die ausrichtende Olympiapark München GmbH (OMG) aber keine Auswirkungen.

Entscheidend sei, dass Tokio nur um ein Jahr verschoben wurde, teilt der OMG-Sprecher Tobias Kohler mit: "Wir sind grundsätzlich erleichtert, dass die Entscheidung nicht für eine Verlegung auf das Jahr 2022 getroffen wurde." Das nämlich hätte wohl das Aus für die Multi-Europameisterschaft in München vom 11. bis 21. August bedeutet, zu der 50 Jahre nach den Olympischen Sommerspiele von 1972 in München mehr als 4000 Sportler aus ganz Europa erwartet werden. Geplant sind derzeit acht Sportarten, gesetzt dabei Leichtathletik, Radsport, Golf, Turnen, Rudern und Triathlon, hinzukommen sollen die Paraschwimmer sowie Klettern oder Beachvolleyball. Über all diese Pläne muss derzeit aber stehen: Stand jetzt. Denn speziell in der Leichtathletik, die auch in München Kernsparte und Publikumsmagnet der Veranstaltung sein soll, hat sich eine eklatante Häufung an international bedeutsamen Wettkämpfen in den kommenden zwei Jahren ergeben. Ende August 2020 steht in Paris die Leichtathletik-EM auf dem Programm, was angesichts der Verbreitung des Virus stark infrage steht. Die WM im US-amerikanischen Eugene im Bundesstaat Oregon ist für Mitte August 2021 terminiert, doch Sebastian Coe, Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes, hatte bereits vor der Absage von Tokio eine Verlegung in Aussicht gestellt, was nun sehr wahrscheinlich ist. In Summe ergibt dieser Verschiebebahnhof allein für die Leichtathletik einen enormen Zeitdruck, sofern Veranstalter wie Ausrichter auf eine Durchführung bestehen.

Die OMG ist dennoch sehr zuversichtlich, dass die European Championships zum vorgesehen Zeitpunkt stattfinden werden. "Wir gehen davon aus, dass alle anderen Termine und eventuellen Verschiebungen so gelegt werden, dass dies keine Beeinträchtigungen für uns ergibt", sagt Pressechef Kohler. Was ein Sprecher des EM-Managements bekräftigt: Allein der Termin zum 50-jährigen Jubiläum der Spiele 1972 in München mit dem legendären Olympiapark als Herzstück der zweiten Ausgabe dieser Multisport-Meisterschaften würden zu einer Durchführung verpflichten. "Der Termin ist vom 11. bis 21. August vereinbart, eine Verschiebung wird von allen Entscheidungsträgern nicht erwogen." Klare Worte, weshalb sich die OMG an weiteren Spekulationen nicht beteiligen will, zumal man ohnehin in ständigem Austausch sei: "Wir planen wir mit großem Engagement weiter und sind mit Volldampf Richtung 2022 unterwegs", bekräftigt Kohler. Auch mit allen zuständigen Verbänden der anderen Sportarten befinde sich die OMG im Dialog, OMG-Geschäftsführerin Marion Schöne eile von einer Video- oder Telefonkonferenz in die nächste, wie Kohler sagt, "natürlich gibt es derzeit keinerlei physische Meetings".

Sichtbares Zeichen für die weiter auf Hochtouren laufenden Planungen ist die Baustelle zwischen Olympiastadion und Olympiahalle am Spridon-Louis-Ring, wo das Fundament für ein Bürodorf errichtet wird. Dort soll sich das zusätzlich eingestellte Personal mit der Organisation von Planung und Durchführung der Multi-EM beschäftigen. Etwa 40 Mitarbeiter wurden dafür bis dato eingestellt, wie Kohler bestätigt. Während im Olympiapark also alles wie geplant weiterläuft, können sich die Leichtathletikfreunde auf zwei ereignisreiche Jahre freuen. Die WM von Paris könnte ins Jahr 2021 verschoben werden, bevor die Spiele in Tokio stattfinden. 2022 wären dann die WM in Eugene und die EM in München anberaumt, die nach Ansicht der OMG mit entsprechendem zeitlichen Abstand aneinander vorbei kämen.

"Es ist ein unglaublicher Aufwand", hatte OMG-Chefin Schöne schon vor Wochen angemerkt. Zumindest daran hat sich nichts geändert.

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SZ vom 26.03.2020
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