Muffatwerk:Unterkühlte Sinnlichkeit

Muffatwerk: Richard Siegals Stück "Model" entstand 2015 für die Ruhrtriennale. Mit seiner neuen Kompanie arbeitet er verstärkt in München.

Richard Siegals Stück "Model" entstand 2015 für die Ruhrtriennale. Mit seiner neuen Kompanie arbeitet er verstärkt in München.

"Noise Signal Silence": So heißt ein multimediales Kunst-Fest im Muffatwerk. Der Choreograf Richard Siegal zeigt dabei das erste Mal sein neu gegründetes "Ballet of Difference".

Von Rita Argauer

Es wirkte ein wenig provokant. Kurz nachdem das Bayerische Staatsballett bekannt gab, dass mit Igor Zelensky ein doch recht konservativ gesonnener Künstler die Nachfolge von Ballettdirektor Ivan Liška antreten wird, verkündete Richard Siegal die Gründung einer neuen Kompanie in München: Dem "Ballet of Difference", das sich schon namentlich als Alternativ-Vorschlag zur neuen Klassiker-Pflege des Staatsballetts positioniert und das die scheidenden Staatsballett-Solisten Léonard Engel, Katherina Markowskaja und Zuzana Zahradniková mit offenen Armen empfangen hat. Tanztechnisch ist das sowieso eine Top-Besetzung, die in der freien Szene Münchens bisher selten ist.

Dass Richard Siegal klassisch gut trainierte Tänzer braucht, ist aber wiederum nicht verwunderlich. Seine höchst intelligenten, sinnlichen und gleichzeitig im digitalen Zeitgeist verkühlten Choreografien kippen immer wieder in die Richtung des klassischen Tanzes, benutzen diesen genauso wie moderne Bewegungsenergien oder den Tanzstil der Technoclubs.

Dementsprechend passend ist das Umfeld, in dem Siegal nun seine neue Kompanie das erste Mal öffentlich präsentiert. Mit "Noise Signal Silence" findet im Muffatwerk ein Media-Art-Festival statt, das nicht nur Siegals Drei-Wörter-Claim, den er über das Stück "Unitxt" setzte, im Namen trägt, sondern das seine künstlerische Herangehensweise bis ins kleinste Detail umsetzt und weiter spinnt.

Das zeigt sich im musikalischen Programm des Abends, bei dem neben Elektronik-Größen wie Pantha du Prince etwa auch Carsten Nicolai alias Alva Noto auftreten wird, der die Musik zu Siegals Staatsballett-Stücken "Unitxt" und "In a Landscape" schrieb. Das zeigt sich aber auch darin, dass solche Musik gleichzeitig der neuen klassischen Musik und der Popmusik stilistisch nah ist; eine Künstlergeneration, für die sich die Spartentrennung in U und E praktisch und erfrischend unideologisch aufgelöst hat.

Siegal präsentiert darin eine sogenannte Guerilla-Performance - Ort und Zeit der Aufführungen von "Soli for Corey" werden nicht bekannt gegeben. Man muss also über das Gelände streunen, auf der Suche nach dem großartigen Tänzer Corey Scott-Gilbert, mit dem Siegal bereits bei "Metric Dozen" und "Model" arbeitete und der nun auch im Fokus steht.

Noise Signal Silence, Samstag, 29. Okt., 20 Uhr, Muffatwerk, Zellstr. 4, 089/21837300

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