Süddeutsche Zeitung

Müntefering in München:Was man sich im Alter wünscht

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ASB-Präsident Franz Müntefering will das Gewofag-Projekt "Wohnen im Viertel" bundesweit populär machen

Von Sven Loerzer

Wo und wie er sich sein Leben im höheren Alter vorstellt? Der ehemalige Vizekanzler und frühere SPD-Vorsitzende Franz Müntefering, nun als Präsident des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in Ramersdorf unterwegs, wehrt die Frage zunächst ironisch ab: "Ich bin davon ja noch weit weg, ich bin erst 75." Dann sagt er: "Man weiß das nicht, aber man wünscht sich, an einem Ort zu bleiben, wo man die Menschen mag und die Dinge kennt." In vertrauter Umgebung also, gerade deswegen beeindruckt ihn das Projekt "Wohnen im Viertel", das die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewofag seit 2007 für die Versorgung von Hilfs- und Pflegebedürftigen aufbaut.

Mit dem ASB zusammen realisierte die Gewofag das erste Projekt am Innsbrucker Ring nach Bielefelder Vorbild. Inzwischen gibt es elf Standorte, fünf weitere sollen bis 2018 dazukommen. In 85 Projektwohnungen werden Menschen aufgenommen, die mindestens Pflegestufe I und eine hohe Dringlichkeit für eine Sozialwohnung haben. Vom jeweiligen Stützpunkt aus kümmert sich ein Pflegeteam rund um die Uhr um Hilfs- und Pflegebedürftige nicht nur in den Projekt- und den übrigen Gewofag-Wohnungen, sondern bei Bedarf auch in allen anderen in etwa 800 Meter Umkreis. Ein Wohncafé dient als Treffpunkt, dort gibt es Mittagstisch.

Für Müntefering ist "Wohnen im Viertel" ein Vorzeigeprojekt, wie er nach einer Besichtigungstour sagt: "Da wird ganz gezielt daran gearbeitet, dass Menschen, die Betreuung und Pflege brauchen, in ihrer Wohnung bleiben können oder eine bekommen, wo sie versorgt werden können." Die Gewofag will bei jeder Sanierung und bei Neubauten einen Stützpunkt vorsehen, versprach Geschäftsführer Klaus-Michael Dengler. Dass die Menschen in ihren Wohnungen bleiben können, sei "auch volkswirtschaftlich vernünftiger als stationäre Einrichtungen zu bauen", sagt Müntefering, der "Wohnen im Viertel" populär machen möchte. An guten Modellen herrsche in Deutschland kein Mangel: "Das Problem ist, dass wir sie nicht flächendeckend machen."

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Quelle:
SZ vom 11.07.2015
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