Immobilienprojekt in MünchenSchwabing, Neubau, Miete günstig

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Auf dem Kreativfeld sollen vor allem preisgünstige und zugleich energieoptimierte Wohnungen entstehen.
Auf dem Kreativfeld sollen vor allem preisgünstige und zugleich energieoptimierte Wohnungen entstehen. (Foto: Münchner Wohnen)

Die städtische Wohnungsgesellschaft Münchner Wohnen errichtet mit drei Genossenschaften 340 Apartments im Kreativquartier – der Großteil bezahlbar und zudem energieoptimiert. Was konkret geplant ist.

Von Ellen Draxel

Innerstädtisch bezahlbaren Wohnraum zu finden, gleicht in München oftmals einem Lotteriespiel – zu rar sind entsprechende Angebote gesät. Und noch seltener kommt es vor, dass auf einer großen Fläche gleich eine ganze Menge solcher Wohnungen neu gebaut wird. Speziell im gefragten Schwabing.

Insofern ist das, was in den kommenden Jahren im Kreativquartier nahe dem Leonrodplatz entstehen soll, durchaus besonders. Auf dem „Kreativfeld“, einem von vier Teilbereichen des Kreativquartiers, wollen die städtische Wohnungsbaugesellschaft Münchner Wohnen und drei Genossenschaften eine Holzbausiedlung mit rund 340 Wohnungen errichten. Möglich ist das, weil die Stadt die Baufelder im Erbbaurecht über 80 Jahre zu – gemessen am Marktwert – äußerst günstigen Preisen vergeben hat. Weitere etwa 30 Wohnungen sollen sich in einem Hochbau jenseits der Heßstraße finden, direkt angrenzend ans Kreativlabor, einem zweiten Teilbereich des Kreativquartiers.

Den Löwenanteil des Wohnraums will dabei die Münchner Wohnen stemmen. 184 Wohnungen baut die städtische Tochter auf dem Areal zwischen Heß-, Frei-Otto- und Günter-Behnisch-Straße. Die gesamte Bandbreite von Einzelapartments bis zur Sechs-Zimmer-Wohnung – „weil“, wie Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) beim Spatenstich erklärte, „wir auch große Familienwohnungen brauchen“. Eine Einschätzung, welche die für das westliche Schwabing zuständige Bezirksausschuss-Vorsitzende teilt. „Schwabing-West ist der am dichtesten besiedelte Stadtbezirk, wir kämpfen mit Abgeschlossenheitsbescheinigungen und Mietervertreibung“, bestätigt Gesa Tiedemann (Grüne). „Umso dankbarer“ sei man für diese Wohnbau-Initiative.

91 Millionen Euro investiert die Münchner Wohnen in das Vorhaben. Die Hälfte der städtischen Wohnungen ist einkommensorientiert gefördert, ein weiteres Viertel wird nach dem München-Modell vermietet, der Rest ist frei finanzierter Wohnraum. Auch alternative Wohnkonzepte sind vorgesehen: sorgende Hausgemeinschaften etwa oder eine ambulant betreute Wohngemeinschaft. Außerdem findet im Erdgeschoss ein Nachbarschaftstreff Platz, gedacht als Anlaufstelle für das gesamte Quartier.

Auch energetisch ist das Projekt nachhaltig. Sämtliche Wohnriegel seien so konzipiert, betonte Projektleiter Aristoteles Shomper beim symbolischen Baustart, dass sie lediglich „40 Prozent des primären Energieverbrauchs eines normalen Hauses“ haben werden. Dank eines Kerns aus Stahlbetons und einer Hülle aus Holz beispielsweise.

Noch dominiert neben der bereits in Betrieb befindlichen Grundschule an der Infanteriestraße, die ebenfalls zum sechs Hektar großen Areal des Kreativfelds zählt, an Ort und Stelle eine große Schotterlandschaft. Doch im September sollen die ersten Bagger für das Bauvorhaben der Münchner Wohnen anrollen. Anfang 2027 dürften dann die ersten Bewohnerinnen und Bewohner einziehen können.

Bereits vor einem Jahr mit ihrem Bau begonnen hat die Postbaugenossenschaft. 56 Wohnungen samt Gästeapartment, großem Gemeinschaftsraum im Keller und grünem Hof als Treff für alle in der Siedlung errichtet sie auf dem Feld, in einem Jahr will sie damit fertig sein. Ursprünglich wollte die Postbaugenossenschaft mit der Genossenschaft Wabe Zwo gemeinsam bauen, doch aufgrund der gestiegenen Baukosten und Zinsen war die Wabe Zwo gezwungen, sich zurückzuziehen. „Das Know-how ist aber eingeflossen“, sagt Postbaugenossenschafts-Vorstand Ulrich Brüggerhoff.

Das Mietshäusersyndikat und Euroboden sind ausgefallen

Aus Kostengründen infolge der dramatischen Preisentwicklung in der Baubranche abgesprungen sind auch das Mietshäusersyndikat und Stefan Höglmaier mit seiner Firma Euroboden. Statt ihrer kommen nun die jungen Genossenschaften „Wohnt Urban“ und „Stadtimpuls“ zum Zug. „Wohnt Urban“ will 35 Wohnungen bauen, Starttermin soll Mitte nächsten Jahres sein. Vorstand Sebastian Hock betont, dass „ohne das umfangreiche ehrenamtliche Engagement und die Risikobereitschaft der Mitglieder sowie ohne eine Beschränkung auf wesentliche Wohnqualitäten eine Umsetzung zu den aktuellen Baukosten und Zinsen nicht möglich wäre“. Die Förderprogramme und Zuschüsse der Stadt, des Freistaats Bayern und des Bundes seien „eine notwendige Ergänzung und sollten dringend fortgeführt werden, um bezahlbaren Wohnraum in München zu sichern“. Allein die Kommune hilft Bauträgern seit gut einem Jahr mit 270 Millionen Euro, den Anstieg von Baukosten und Zinsen auszugleichen.

 „Stadtimpuls“ hingegen plant, Wohnraum speziell für Mangelberufe und Klinikmitarbeiter anzubieten, muss aber noch auf das formal endgültige Go warten. Denn die Genossenschaft übernimmt das Grundstück von Euroboden. „In drei bis vier Monaten wissen wir, ob es klappt“, sagt Vorstand Michael Port.

Allen gemein ist ein enges Zusammenspiel bei der Planung der Siedlung. Wichtige Aspekte wie Gemeinschaftsflächen, Wege, die Müllentsorgung oder die Situierung der Feuerwehrzufahrten, aber auch Fassadenstrukturen, Spielinseln, Innenhöfe, Mobilitätsangebote und Erdgeschossnutzungen werden seit Langem immer wieder miteinander abgestimmt. Konsortiales Verfahren nennt man das. Auch das ist ein Novum, in dieser Konsequenz von der Münchner Wohnen federführend erstmals umgesetzt auf dem Kreativfeld.

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