Münchner U-Bahn:Rassismusvorwurf gegen Wachleute

"Die Berichte gehen über Einzelfälle hinaus": Ein ehemaliger Mitarbeiter der U-Bahn-Wache vertraut sich Politikern an. Er berichtet von wiederholten Übergriffen und ausländerfeindlichen Sprüchen. Eine kleine Gruppe habe eine "Atmosphäre der Angst" erzeugt.

Von Silke Lode

Die Grünen erheben schwere Vorwürfe gegen die Münchner U-Bahn-Wache. So soll es zu gewalttätigen Übergriffen und rassistischen Äußerungen von Mitarbeitern gekommen sein. "Die Berichte gehen über Einzelfälle hinaus", sagen Stadträtin Lydia Dietrich und Dominik Krause von der Grünen Jugend.

Die Grünen sagen, ihnen habe sich ein ehemaliger Mitarbeiter der U-Bahn-Wache anvertraut. Dieser habe von wiederholten Übergriffen und ausländerfeindlichen Sprüchen durch eine kleine Gruppe ehemaliger Kollegen berichtet, die zugleich durch Druck eine "Atmosphäre der Angst" aufgebaut hätten. Im Kreis der U-Bahn-Wache traue sich keiner, etwas zu sagen oder sich zu wehren.

Der ehemalige Mitarbeiter habe mehrere konkrete Fälle geschildert, zum Beispiel einen Übergriff auf einen Mann, der schlafend in der Wendeschleife aufgefunden worden sei. Dieser sei "rüpelhaft" geweckt und trotz unauffälligen Verhaltens mit Gewalt aus der U-Bahn befördert worden.

Gezielt werde auch gegen Obdachlose oder Menschen vorgegangen, denen irgendwann ein Hausverbot ausgesprochen wurde. Auch ehemalige Mitarbeiter der berüchtigten "Schwarzen Sheriffs", die früher die U-Bahnen überwacht haben, seien bei der U-Bahn-Wache tätig, zum Teil sogar in Führungspositionen.

Wurden "Schwarze Sheriffs" übernommen?

Die Grünen wollen nun von OB Christian Ude wissen, wie die Ausbildung bei der U-Bahn-Wache organisiert ist und ob auch interkulturelle Kompetenz und Deeskalationsstrategien vermittelt werden.

Sie fragen auch, ob tatsächlich "Schwarze Sheriffs" in die von der MVG und der Securitas GmbH betriebene Wache übernommen wurden und warum das Personal - anders als bei der Deutschen Bahn - Waffen trägt. Krause fordert, dass die U-Bahn-Wache zurück in die Stadtverwaltung verlagert wird, damit die Stadt die Ausbildung in die eigene Hand nehmen könne.

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