Münchner Traditionslokal:Die Pfälzer Weinstube muss schrumpfen

Münchner Traditionslokal: Vom Vier- wird das Lokal nun in den Einsäulensaal verlegt. Zudem bekommt die Weinstube Konkurrenz aus Franken.

Vom Vier- wird das Lokal nun in den Einsäulensaal verlegt. Zudem bekommt die Weinstube Konkurrenz aus Franken.

(Foto: Robert Haas)
  • Wegen anstehender Sanierung der Residenz muss die Pfälzer Weinstube in einen wesentlich kleineren Saal umziehen.
  • Ab dem 1. April ist sie im Einsäulensaal untergebracht und verfügt nurmehr über 100 Plätze statt wie bisher 400.
  • Bis Ende 2018 wird dieser Zustand voraussichtlich dauern.

Von Franz Kotteder

Für die Pfälzer Weinstube in der Residenz wird es eng. Wenn jetzt die bisherigen Räume für 6,6 Millionen Euro saniert werden, muss sie in ein Ausweichquartier. Dass dort wesentlich weniger Platz ist, geht schon aus dem Namen hervor: Residierte man bisher im Viersäulensaal und angrenzenden Räumen, so ist man vom 1. April an im Einsäulensaal untergebracht und verfügt nurmehr über 100 Plätze statt wie bisher 400 (und 300 weiteren im Freien an der Residenzstraße und im Kaiserhof). Bis Ende 2018 wird dieser Zustand voraussichtlich dauern.

Verfügte das Restaurant bisher über knapp 1500 Quadratmeter, sind es jetzt nur noch rund 150. Für die Pfälzer Weinstube ist das ein schwerer Schlag ins Kontor - und auch für ihren Betreiber. Denn dieses große Lokal im Herzen der Stadt ist eigentlich eine Art Vereinsgaststätte. Ihr Träger ist der Landesverband der Pfälzer in Bayern, ein eingetragener Verein. Gegründet nach dem Zweiten Weltkrieg, hatte er eigentlich das Ziel, die Pfalz nach Bayern heimzuholen, die formal und verwaltungstechnisch bis in die Vierziger Jahre zu Bayern gehörte. Der Landesverband bekam 1950 Räume in der Residenz zugewiesen - interessanterweise schon damals den Einsäulensaal. Mit dem Gewinn aus dieser "Pfälzer Weinprobierstube" sollte die Propaganda zur Rückgewinnung der Pfalz finanziert werden.

Das Volksbegehren vom April 1956 scheiterte jedoch, nur 7,6 Prozent der Pfälzer wollten nach Bayern. Umgekehrt war die Begeisterung der Münchner für Pfälzer Wein viel größer. Die Weinstube musste immer wieder vergrößert werden, und 1970 zog sie in den Viersäulensaal um. Es kamen noch zwei Stuben im Erdgeschoss und vier weitere im ersten Stock dazu. Und nun also alles auf Anfang. "Das wird eine Herausforderung für uns und für das Publikum", sagt die Wirtin des Lokals. Auch sie ist eine Besonderheit, bei ihr dürfte es sich um die einzige Wirtin Bayerns handeln, die schon einmal Bayerische Staatsministerin für Bundesangelegenheiten gewesen ist: Ursula Männle, heute Vorsitzende der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung und des Landesverbands der Pfälzer. "Als Vereinsvorsitzende musste ich den Wirteschein bei der IHK machen", erzählt sie und lacht, "ich kann sagen: Das ist zu schaffen, und er gilt ein Leben lang."

Der Umsatz wird während der Sanierungszeit nur 20 Prozent der bisherigen Summe betragen, schätzt Männle. Von den bisher 65 Festangestellten verbleiben nur 20. "Wir sind uns einig geworden, und im Gastgewerbe findet man in München ja leichter wieder etwas Neues." Sorgen machen sich die Pfälzer eher um ihre Gäste, bisher kamen täglich um die 1000. Mehr als 100 000 Liter Wein schenkte man pro Jahr aus, die Weinkarte umfasste 70 Positionen, und im Keller lagerten 30 000 Flaschen Pfälzer Wein. Was aber wirklich weh tut: Der bisherige Koch ist gegangen. "Und wir haben zuletzt die Hälfte des Umsatzes durch die Küche gemacht", sagt Männle.

Dem Finanzminister ist man etwas gram

Jetzt aber gibt es erst mal eine Notküche und eine stark eingeschränkte Karte. Das wird dann wohl vor allem die 1974 gegründete Bayern-Pfalz-Stiftung zu spüren bekommen, die Pfälzer Auszubildende und Studenten in Bayern fördert. Sie profitiert im Wesentlichen von den Gewinnen der Weinstube. Denn auch wenn der Verein immer wieder für die Gaststätteninfrastruktur und für Umbauten zahlen muss: Finanzminister Markus Söder (CSU) als Hausherr und die Schlösser- und Seenverwaltung kam ihm auch entgegen. Die Mindestpacht beträgt 20 000 Euro im Monat, beim sehr viel kleineren Tambosi, hundert Meter weiter nördlich, ist von rund 60 000 Euro die Rede. Vom Umsatz will der Freistaat neun Prozent haben, recht wenig für eine Gaststätte dieser Größe und in dieser prominenten Lage - von freien Caterern wird in der Residenz sonst 13 Prozent verlangt.

Die Weinstube, deren Pachtvertrag noch neun Jahre läuft, wird also bis 2018 über die Runden kommen. Wer nun glaubt, das habe auch damit zu tun, dass sich Verpächter und Pächterin aus der gleichen Partei kennen, sollte wissen, dass Ursula Männle Markus Söder etwas gram ist. Schließlich bringt der ihr demnächst Konkurrenz ins Haus: in Gestalt einer "fränkischen Weinlounge" im ehemaligen Residenzladen, die voraussichtlich im Spätsommer eröffnet.

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