Münchner Tatsachen:Als Pep Gatsby die Stadt eroberte

Jay Gatsby oder Pep Guardiola? Gleich zwei Vorbildern eifern Münchens Männer derzeit nach. Ein Kino verpasst Ryan Goslings neuem Film einen Pornotitel und gleich mehrere beliebte Bars müssen schließen: Der neueste Klatsch und Tratsch aus München.

Von Beate Wild

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(Foto: dpa)

Jay Gatsby oder Pep Guardiola? Gleich zwei Vorbildern eifern Münchens Männer derzeit nach. Ein Kino verpasst Ryan Goslings neuem Film einen Pornotitel und schon wieder müssen einige Kneipen schließen: Der neueste Klatsch und Tratsch aus München. Stilvorbild Pep Das hätte sich der gute Pep Guardiola wohl nicht träumen lassen: Kaum in München angekommen, ist der neue Trainer des FC Bayern zum Stilvorbild für Münchens Männer geworden. Sämtliche Zeitungen der Stadt überschlagen sich mit Lobhudeleien über seine Kleidung und - jawohl! - auch seine Frisur. Dass die Schuhe (im Bild) 340 Euro kosten, hat ein Boulevardblatt in Erfahrung bringen können. Andere loben seine lässigen Anzüge. Und wieder andere empfehlen Glatze als ultimativ coolen Look. Jungs, beruhigt euch wieder! Er ist nur ein Fußballtrainer.

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(Foto: Screenshot von Facebook)

Lustiger Buchstabendreher Für Gesprächsstoff sorgte vor kurzem das Isabella Kino in der Maxvorstadt. War das etwa ein pornografischer Film, den das kleine Lichttheater da zeigen wollte? "The Place Beyond The Penis"? Mitnichten! Es handelte sich lediglich um einen Buchstabendreher im Wort "Pines", der Aushang sollte eigentlich den neuen Streifen mit Ryan Gosling ankündigen. Ob das Kino den Fehler selbst verursacht hat oder ob ein Spaßvogel die Buchstaben heimlich vertauscht hat, wissen wir nicht. Gleich am nächsten Tag war das Wort wieder korrekt geschrieben, doch Jemand hat einen Schnappschuss des lustigen Fauxpas gleich auf der Facebook-Seite zum Film "The Place beyond the Pines" hochgeladen - damit auch der Rest der Welt etwas zu lachen hat.

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(Foto: Atomic cafe)

Zu bequem für den Aufschrei? Wir verstehen das nicht. Entweder den Münchnern ist der Ernst der Lage noch nicht bewusst oder sie sind einfach zu phlegmatisch, um ihren Allerwertesten für eine Sache, die ihnen am Herzen liegt, vom Loungesofa zu erheben. Das Atomic Café, unser allerliebstes Wohnzimmer, muss Ende dieses Jahres schließen. Der Mietvertrag wird nicht verlängert. Das war bekannt, doch auch der geplante Umzug eine Etage tiefer ist nun offenbar geplatzt. Aus, vorbei, Ende. Einfach so, nach fast zwei Jahrzehnten wunderbarer Indie-Kultur und unvergessener Live-Momente. Und keiner in dieser Stadt mag sich darüber aufregen, geschweige denn demonstrieren, protestieren oder vielleicht gar Unterschriften für was auch immer sammeln? Selbst die Schwabinger 7 und das Fraunhofer Schoppenstüberl konnten ihre Gäste zu einem Aufschrei bewegen, auch wenn deren Publikum sonst lieber tief ins Glas als schaut als auf die Straße zu gehen. Also, München: Was ist bloß los?

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(Foto: Courtesy of Warner Bros. Picture)

Feiern wie bei Gatsby Seit der Hollywood-Streifen mit Leonardo di Caprio die Kinos eroberte, gelten die 20er Jahre wieder als schick. Und plötzlich - darauf ist in München Verlass - werden überall The-Great-Gatsby-Partys gefeiert. Das Lazy Moon im Filmcasino hatte schon vor dem Film das Lokal im Stil eines Dinner Clubs gestaltet - jetzt ist es die ideale Location für 20er-Jahre-Feten. Aber auch anderswo wird im Retro-Schick gefeiert, etwa bei den "Flüsterpartys" in der Villa Stuck. Und selbst die Tanzschulen können sich angeblich vor Nachfrage nach Boogie Woogie, Charleston und Swing-Kursen kaum retten. Frauen stylen sich wie in den "Roaring Twenties". Und sogar Münchner Männer sieht man derzeit ganz gerne im Dandy-Look ausgehen - mit Schnauzer und zurückgegelten Haaren. Ein bisschen Gatsby steckt wohl in jedem Münchner. Im Bild: Elizabeth Debicki als Jordan Baker in "The Great Gatsby"

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(Foto: Screenshot)

Flirten im Netz Früher hat man ja von unbeholfenen Flirtversuchen seiner Mitmenschen eher weniger mitbekommen. Heutzutage wird online auf alle möglichen Kanälen derart offenherzig gebalzt, dass man als Unbeteiligter zwischen Fremdscham und Lachanfällen schwankt. Besondere Fundstücke gibt es täglich auf der Facebookseite Spotted: Stabi München oder der Flirt-Website Spotted Now. Da werden "Frauchen" gesucht oder "Damen mit blonder Dauerwelle", denen der Online-Galan zufällig irgendwo in München über den Weg gelaufen ist. Aber auch Frauen suchen hier offensiv nach ihrem Traummann - und sei es der Currywurstverkäufer im Olympiapark.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Café Gap wird abgerissen Schon länger gab es Gerüchte, nun steht es fest: Das Café Gap in der Goethestraße wird abgerissen. Die Kneipe, die wegen der dortigen Baulücke einst ihren Namen bekam, ist in München mittlerweile eine Institution. Hier trafen sich Alternative, Intellektuelle und Studenten in ungezwungenem Ambiente. Nun soll Schluss sein. Auch für die Eventreihe "Speak & Spin", die bisher dort regelmäßig stattfand, ist es das Ende. Das Abschieds-Lesefest findet am 18. Juli um 20 Uhr statt. Mit dabei unter anderen Andrea Limmer, Moses Wolff und Friedrich Ani.

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(Foto: Robert Haas)

Heißer Hund München wird derzeit mit Burger-Restaurants geradezu überschwemmt, wir fragen uns, was das nächste große Ding sein wird. Gute Chancen hat der Hot Dog. Ebenfalls ein Fast-Food-Klassiker, kann er mit entsprechenden Soßen und Spezialbrötchen schnell zur Luxusvariante getrimmt werden, für die man in München dann jede Menge Geld verlangen kann. Erster Bote dieses neuen Trends ist der Imbiss Finespitz´s in der Müllerstraße, der am Wochenende bis nachts um vier Uhr seine Würstl in der Semmel serviert. 

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(Foto: Screenshot von Facebook)

Münchner und ihr Image Die Facebookseite Things Münchner Don't Say sammelt weiter eifrig Fans. Leute listen dort Redewendungen auf, die ein echter Münchner nie sagen würde. Etwa "Taxi ist mir zu teuer", "Ich war noch nie am Gardasee" oder auch "Kultfabrik war geil gestern". Klischee olé! Neuester Spruch auf der Seite: "Also dieser Frauenüberschuss hier an der TU lenkt mich wirklich von meinen Vorlesungen ab." Zugegeben, der ist nicht so schlecht.

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(Foto: Getty Images)

Hilfe, die Hotpants kommen! Wenn Kate Moss (hier im Bild) eine extrem kurze Hose trägt und ihre Beine dazu sogar noch in vom Glastonbury Festival schlammigen Gummistiefeln stecken, ist das sexy. Keine Frage, das englische Supermodel kann das tragen. Außerdem darf man auf einem heißen, dreckigen Open-Air-Event ruhig mal in Shorts daherkommen. Wo dagegen Hotpants eher nicht so gut ankommen: im Büro, bei einer Literaturlesung, im Restaurant. Alles schon gesehen, und zwar mitten in München. An den meisten Schulen ist das Tragen von Hotpants im Unterricht verboten. Wir meinen: Dieses Verbot könnte man wegen uns gerne noch auf andere Lebensbereiche ausweiten.

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(Foto: © joergensen.com)

Brass-Sound in Eching Das Puch-Open-Air, das die Münchner Indie-Szene jedes Jahr an den Waldrand außerhalb der Stadt lockte, entfällt. Dafür gibt es ein neues Festival, das durchaus einen Besuch lohnen könnte. Das Team des Sonnenrot veranstaltet am 9. und 10. August in Eching das "Brass Wiesn Festival". Auf der Bühne stehen auch sämtliche bekannte Brass-Combos wie die Express Brass Band, der Keller Steff und Moop Mama (im Bild). Shake it, baby! www.brasswiesn.de

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Kneipen unerwünscht Schon wieder muss eine Bar im Glockenbachviertel schließen: das München 72. Die Hauseigentümerin hat den Mietvertrag nicht verlängert. Sie will das Haus möglichst teuer veräußern - eine Gastronomie passt da offensichtlich nicht ins Konzept. So sieht es zumindest Wirt Tom Zufall, der nun auf der Suche nach einer neuen Location ist. Auf seiner Facebookseite schreibt er: "Erst wenn die letzte Luxuseigentumswohnung gebaut, die letzte Bar geschlossen wurde, der letzte Freiraum zerstört ist, werdet ihr feststellen, dass das Glockenbachviertel das Dorf geworden ist, aus dem ihr mal geflohen seid."

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(Foto: Beate Wild)

Gnadenfrist Eine gute Nachricht für Münchens Freunde der langen Nächte gibt es allerdings auch: Die Rubybar in der Fraunhoferstraße gibt es noch diesen Sommer. Freitags und samstags hat bei gutem Wetter auch der Biergarten im Innenhof geöffnet, wo man mit ein Kaltgetränk einnehmen kann. Ausnützen, bevor die Abrissbirne kommt und wieder eine neue Luxusimmobilie hochgezogen wird! Denn nebenan, in Gertis Fraunhofer Schoppenstube, ist es seit einigen Wochen aus und vorbei.

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(Foto: dpa/dpaweb)

Massen auf dem Gipfel Seit Wandern als hip gilt, ist das Naturerlebnis am Berg kein einsames Vergnügen mehr. Auf beliebten Routen, etwa im Tegernseer Tal, muss man fast im Gänsemarsch hinauf zum Gipfel. Oben sieht es dann nicht besser aus: Wiesen und Hütten sind oftmals hoffnungslos überfüllt, wie hier der Hang der 1400 Meter hoch gelegenen Soinalm am oberbayerischen Leitzachtal (Landkreis Miesbach). Was tun? Entweder sich in aller Herrgottsfrüh auf den Weg machen und vor den anderen oben ankommen. Oder sich Ziele aussuchen, die nicht ganz so überlaufen sind. Mit der Bahn kommt man von München aus bequem ins Alpenvorland - und spart sich auch noch den zeit- und nervenraubenden Stau.

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(Foto: dpa)

Jagdsaison der Löwen Gewohntes von den Löwen: Der TSV 1860 hat es immer noch nicht geschafft, einen neuen Trikot-Sponsor an Land zu ziehen. Nachdem Luxuskarossenbauer Aston Martin ausgestiegen ist, liefen die Spieler beim Testspiel gegen Terek Grosny mit der Aufschrift "Jagdsaison" auf dem neuen Trikot auf - mangels eines noch fehlenden Hauptsponsors. Es soll ein offensives Bekenntnis zum ausgegebenen Saisonziel sein: Aufstieg in die Erste Liga. Ach ja, das Testspiel gegen die russische Mannschaft haben sie 0:3 verloren. Einen Kommentar dazu verkneifen wir uns jetzt.

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(Foto: dpa)

Geburtstag mit Onkel Jürgen Das nennen wir konsequent: Die Kultfabrik hat ihren zehnten Geburtstag mit Jürgen Drews, dem König von Mallorca gefeiert. Ballermann trifft Partyareal, zwei Feierwelten verschmelzen. Großartig!

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(Foto: N/A)

Politisch motivierte Gay Community Das Motto des diesjährigen Christopher Street Days (CSD) ist "Wir wählen: gleiche Rechte und Akzeptanz", denn der CSD ist nicht nur eine grell-bunte Party, sondern auch eine politisch motivierte Veranstaltung. Bis zum 14. Juli werden wieder Münchens Schwule und Lesben feiern, Abschluss ist wie immer eine prachtvolle Parade - die Veranstalter rechnen mit etwa 5000 Teilnehmern und 50.000 Zuschauern. Ein weiterer Höhepunkt ist das CSD-Rathaus-Clubbing, bei dem in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal die Gay-Communitiy im Amtssitz des Oberbürgermeisters tanzt. www.csdmuenchen.de

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(Foto: Stephan Rumpf)

Bald ist wieder Wiesn Kaum zu glauben, aber wahr: Der Aufbau des Oktoberfests auf der Theresienwiese beginnt demnächst - ab 18. Juli wird auf der Theresienwiese gewerkelt. Auch die ersten Billig-Trachten-Läden öffnen in der Innenstadt ihre Türen. Kein Zweifel: Der Countdown bis zur ersten Wiesn-Maß läuft bereits. Der Preis steht auch schon fest: Die Wiesnwirte erhöhen wieder kräftig die Preise - die magische Grenze von zehn Euro will allerdings keiner beim Oktoberfest 2013 überschreiten. Wer es bis zum 21. September nicht mehr aushält, kann auf dem Dachauer Volksfest schon mal vorglühen. Es findet vom 10. bis 19.8. statt. Die Maß kostet dort nur sensationelle 5,30 Euro. Wenn das kein Argument ist!

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(Foto: dpa)

Feiern am Weiher Ein weiteres Open Air im Münchner Umland: das Prima Leben und Stereo (PLUS) am 2. und 3. August am Vöttinger Weiher in Freising. Hier kommt immer richtig tolles Festival-Feeling auf. Auf der Bühne sorgen etwa Tocotronic, Großstadtgeflüster oder Bernd Begemann für den richtigen Sound. www.prima-leben-und-stereo.de

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(Foto: Manfred Neubauer)

Bilderbuchidylle Die beste Nachricht zum Schluss: Endlich ist Sommer in München - und der soll sich diesmal auch ein paar Tage halten. Völlig unterschätzt, da vielen unbekannt, sind die Osterseen südlich des Starnberger Sees. Eine Seenplatte mit 20 kleinen und großen Seen, die zum Baden, Verweilen und Träumen einladen. Wer Lust hat, die zauberhaften Gewässer bei einer Radltour zu entdecken, kann mit der S7 bis Wolfratshausen fahren und dann 23 Kilometer nach Iffeldorf radeln. Zurückfahren kann man mit der S6 von Tutzing aus, das von Iffeldorf 22 Kilometer entfernt ist.

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