Süddeutsche Zeitung

Münchner Stadtteile: Pasing:Geschichte, Daten, Fakten

Pasing gehört zu München und auch wieder nicht: Bis zur Eingemeindung war das Viertel die fünftgrößte Stadt Oberbayerns - und das merkt man noch heute an den guten Einkaufsmöglichkeiten und dem reichen kulturellen Angebot.

Anna Fischhaber

Lange bevor München entstanden ist, wurde Pasing erwähnt: Im Jahr 763. Archäologische Funde legen allerdings den Schluss nahe, dass Pasing bereits Jahrhunderte zuvor besiedelt war. Dennoch wollen die Pasinger ganz bescheiden 2013 ihr 1250. Jubiläum feiern. Eine Eigenschaft, die sonst zu dem Viertel nicht unbedingt passt: Zu lange war Pasing eine eigenständige Stadt, um sich nun von den Münchnern sagen zu lassen, wo es langgeht. Ausgangspunkt der Entwicklung vom Bauerndorf zur fünftgrößten Stadt Oberbayerns war die Eröffnung der Bahnlinie München-Augsburg, eine der ersten Eisenbahnstrecken Deutschlands, die größere Entfernungen überbrückten. 1840 wurde die Station Pasing eröffnet, an der bis heute Fernzüge halten. Eine Weltstadtverbindung eben.

1752 gab es hier bereits 67 Häuser mit etwa 300 Einwohnern - Pasing im Südwesten zählte damit zu den größten Dörfern rund um München. Der Eisenbahnbau und die Industrialisierung ließen die Einwohnerzahl rasant ansteigen - 1904 wohnten bereits 7090 Menschen in Pasing. Die erste große Firma wurde 1843 vom Schlossherrn von Pasing an der Würm errichtet: Eine Papierfabrik, in der mit dem "Schwarzen Einser" auch die erste Briefmarke entstand. Bald siedelte sich auch die Automobilindustrie in Pasing an: Walter Schuricht konstruierte hier bereits 1921 sein erstes Automobil. Eine echte Arbeiterstadt war Pasing aber nie, dank zweier Villenkolonien wirkt das Viertel bis heute äußerst vornehm.

Dennoch haben die Pasinger wenig mit den Grünwalder Promis und Prahlern gemeinsam - hier wohnen Menschen, die Millionäre sein müssen, es aber nur selten zeigen. Zumindest lassen die Jugendstilvillen von Jahrhundertwende-Architekt August Exter das vermuten. Ihre Fortsetzung finden die zwei Villenkolonien im 20 Hektar großen Pasinger Stadtpark, in dem König Maximilian I. einst ein kleines Jagdschloss unterhielt. Heute steht an dieser Stelle das Schloss Gatterburg. Natürlich gibt es auch in Pasing ganz normale Ein- und Zweifamilienhäuser und sozialen Wohnungsbau - vor allem in Richtung Westkreuz, wo viele Genossenschaftswohnungen sind.

Erst 1938 wurde Pasing eingemeindet. Als Gegenleistung für die Zwangsehe erhielt das Viertel damals eine eigene Bezirksverwaltungsstelle, einmalig in München. Viele Bewohner sehen sich noch heute zumindest genauso als Pasinger wie als Münchner, schließlich hatte man schon im 19. Jahrhundert, lange vor den Nachbarn, eine elektrische Straßenbeleuchtung. Bis heute gibt es in Pasing ein Rathaus und eine Mariensäule, die allerdings im Vergleich zur Mariensäule in der Altstadt ein wenig kümmerlich wirkt. In den vergangenen Jahren hat das Viertel einen enormen Bauboom erlebt, gerade wurden die Pasinger Arkaden eröffnet. Der Vorteil: Einkaufen kann man hier genauso gut wie im Zentrum. Und auch auf künstlerischem Gebiet kann sich Pasing mit der Großstadt messen: Maler Franz Marc verlebte hier seine ersten Jugendjahre, der Jugendstil-Architekt Richard Riemerschmid baute seine Villa in der Lützowstraße. Inzwischen sorgt die Pasinger Fabrik für ein reiches Kulturangebot.

Daten und Fakten:

(Folgende Daten beziehen sich auf den 21. Stadtbezirk, zu dem neben Pasing auch Obermenzing gehört)

Fläche: 1649,79 Hektar ist Pasing-Obermenzing groß, nur 204,42 Hektar, also zwölf Prozent, davon sind Erholungsfläche. Dafür haben viele Pasinger einen eigenen Garten

Bevölkerung: 66.244 Menschen leben in Pasing-Obermenzing, das entspricht fünf Prozent der gesamten Münchner Stadtbevölkerung. Der Ausländeranteil ist mit 16,9 Prozent der zweitniedrigste in München

Verkehrsanbindung: In Pasing halten nicht nur die S-Bahn und Regionalzüge, sondern auch der ein oder andere Fernzug auf dem Weg nach Augsburg macht hier Stopp

Kultur und Bildung: In dem Stadtbezirk gibt es nur ein Museum, ein Theater und kein Kino, dafür aber neun Bibliotheken

Kinderbetreuung: In 46 Einrichtungen werden 2463 Kinder betreut

(Stand: 31.12.2009, mit freundlicher Unterstützung des Statistischen Amtes der Landeshauptstadt)

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