Münchner Sportler auf Facebook:"Triffst du dich bitte, bitte mal mit mir?"

Thomas Müller, Julia Simic oder Djordje Rakic: Zahlreiche Münchner Sportler präsentieren sich auf Facebook. Mal persönlich, mal offen, mal mit Humor - drei Beispiele.

Lisa Sonnabend

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1. FC Nuernberg v FC Bayern Muenchen  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Die Facebook-Seite von Thomas Müller ist schwer zu finden. Hunderte Personen mit diesem Allerweltsnamen haben Seiten in dem Sozialen Netzwerk. Der Bayern-Spieler ist aber eindeutig derjenige Thomas Müller mit den meisten Anhängern: 978.935 folgen ihm. Mehr als den anderen Spieler im Verein, Mario Gomez hat noch nicht einmal die 100.000-Fans-Marke geknackt. Warum Müllers Profil am beliebtesten ist? Vielleicht weil der 22-Jährige die Fans abstimmen lässt, wie das nächste Spiel ausgeht, weil er schreibt, wie sehr er sich freut, an diesem Freitag einmal frei zu haben, und weil er den Anhängern schreibt: "Ihr seid die Besten!" Man erfährt außerdem: Schuhgröße 44, Sternzeichen Jungfrau, mag Pferde. Nur die Reklame, die er für seine Werbepartner macht, ist arg aufdringlich.

Ungewöhnlich für eine Prominenten-Seite ist, dass nicht nur die eigenen Beiträge angezeigt werden, sondern auch die der Fans. Einer fragt: "Thomas, triffst du dich bitte, bitte mal mit mir?" Ein Andreas hat ein Foto von seinem Baby eingestellt: "Könntest du für meinen sieben Monate jungen Sohn ein Trikot mit Unterschriften zukommen lassen?" Ob das Hemd angekommen ist? Müller hat nicht geantwortet.

U23 Women Photocall

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Wer immer noch der Ansicht ist, Frauenfußball würde nur eine Minderheit interessieren, irrt gewaltig. Vor zwei Tagen hat Julia Simic, Mittelfeldspielerin beim Bundesligisten FC Bayern, auf Facebook die 5000-Fan-Marke überschritten und zieht nun dort mehr Anhänger an als ihre männlichen Kollegen vom TSV 1860 München.

Nach einem Kreuzbandriss musste die 22-jährige Münchnerin ein halbes Jahr lang pausieren und berichtete auf ihrer Seite ausführlich von ihrem Leben zwischen Fortschritten und Rückschlägen, Reha und ersten Trainingsversuchen. Simics Postings wirken ehrlich, persönlich und sind manchmal voller Galgenhumor. Die Fußballerin zeigt sich auf der Massagebank beim Physiotherapeuten, mit ihrem Beagle Coco oder bei einem professionellen Foto-Shooting, kurz vor der Frauen-WM 2011 hatte sie sich mit anderen Spielerinnen für den Playboy ausgezogen. Seit vergangener Woche steht Simic nun wieder auf dem Platz und hat im ersten Spiel gleich ins Tor getroffen. Wie stolz sie darüber ist, erfahren ihre Fans schon wenige Minuten später aus erster Hand: "Dass ich bei meinem Comeback gleich ein Tor schießen konnte, freut mich natürlich besonders. Jahieee, eure Sici :)"

TSV 1860 Muenchen Team Presentation

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Mit den Löwenfans auf Facebook verhält es sich ähnlich wie mit denen in der halbleeren Allianz-Arena: Potential nach oben. Beim Erfolg der Fußballer ebenso. Während einige FC-Bayern-Spieler in dem Sozialen Netzwerk fast schon die erste Million an Fans erzielt haben, spielen die Sechziger im Tausender-Bereich. Daniel Halfar hat 2800 Fans, Kevin Volland 3500 und Djordje Rakic 3800. Und das Profil von Stefan Aigner, der vor kurzem angekündigt hat, zu Eintracht Frankfurt zu wechseln, ist plötzlich ganz verschwunden. Monatelang hatte Aigner es zuvor nicht aktualisiert. Nun lebt er auf Facebook auf Seiten weiter, die ihm die Fans angelegt haben, zum Beispiel "Stefan Aigner Fußballgott".

Was die Löwen-Spieler allerdings besser machen als die Bayern: Sie schreiben ihre Beiträge alle selbst, unbeaufsichtigt von Beratern und Pressesprechern, ihre Profile wirken dadurch authentischer. Wenn Rakic ein Bild aus dem Teambus einstellt, klicken schon einmal 700 Löwen auf "Gefällt mir". Als er mosert, dass er auf dem Vereinsgelände Schneeschippen muss, erntet er Mitleid. Ausplaudern solcher Interna würde Uli Hoeneß wohl nicht erlauben.

© Süddeutsche.de/Lisa Sonnabend
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