„Sommernachtstraum“ im Olympiapark München:Nico Santos und andere Stars unter den Sternen

Lesezeit: 3 Min.

Höhepunkt jedes Sommernachtstraums: das 34-minütige Großfeuerwerk. (Foto: Fabian Stoffers)

Seit 20 Jahren ist der „Sommernachtstraum“ das schönste Ritual im Olympiapark. Wer die Stars auf der Bühne sind, und wie viele Sternlein beim größten Feuerwerk der Stadt am Himmel stehen.

Von Michael Zirnstein

Metallica und AC/DC kamen und gingen, Taylor Swift und Coldplay werden kommen und gehen, die Fan-Zone wird demontiert und die EM-Stimmung endgültig verpufft sein – aber eines bleibt im Olympiapark: der Münchner Sommernachtstraum. Für die Gastgeber der Münchner Olympiapark GmbH ist diese leuchtende Eigenveranstaltung der Höhepunkt im Kalender, und das seit 20 Jahren.

Es ist ein Ritual, wie ein Hochamt: bestehend aus Speisung der Hungrigen, Andacht beim Konzert, Ekstase im Tanz und der Erleuchtung mit Himmelszauber. Halleluja! Aber auch so ein kultisch gefeiertes Ritual darf sich wandeln, zum Beispiel mit den jährlich wechselnden Stargästen vor dem finalen Großfeuerwerk. Und das sind heuer Nico Santos, Stefanie Heinzmann, Mele, Kid Simius und Erobique & Florence Adooni.

Zurück im Olympiapark: Nico Santos gab voriges Jahr ein umjubeltes Konzert bei Tollwood. (Foto: Lukandsimon)

Am Anfang, 2004, war da sehr viel kunterbunte Weltmusik von Didgeridoo bis zu Eberhard Schöners Symphonieorchester auf diversen „Kontinente-Bühnen“. Dann gab es lange eine Bühne mit Groß-Open-Air-Format im Olympiastadion, auf der zum Zehnjährigen ein Star-Mix von Haindling (regional) über Xavier Naidoo (national) bis Amy Macdonald (international) auftrat. Der Rekord lag 2008 bei 63000 Besuchern.

Und hier liegt der größte Unterschied: Die Veranstalter hegten den Sommernachtstraum bewusst ein, halten seitdem die Laufwege kürzer, das Spektakel ist nun gut doppelt so teuer, aber gemütlicher und für weniger als 30 000 Gäste ausgelegt. Aber auch die müssen angelockt und bespaßt werden von zugkräftigen Künstlern – mit dem passenden Sommer-Feeling.

Nico Santos ist dafür eine Idealbesetzung, „der aktuell erfolgreichste deutsche Popstar“, wie es im Programm heißt. Man weiß zwar nicht genau, wie man darauf kommt und was sein Kumpel Mark Forster dazu sagt, aber ja: Die neue Single „Weekend Lover“ stand wochenlang an der Spitze der Radiocharts, eine Milliarde Streams bekommt er insgesamt zusammen, „Rooftop“ ist ein Pop-Klassiker aus Deutschland, Santos boosterte seine Prominenz als „The Voice“-Juror, als „Rote Rosen“-Schauspieler und in etlichen Kollaborationen von Capital Bra bis Lena.

Wobei der auch tänzerische begabte Bremer eben auch wie nur wenige hierzulande echtes internationales Flair versprüht: Aufgewachsen auf Mallorca, hat der schwer von Prince, Justin Timberlake und Michael Jackson beeindruckte Sänger auch schon Hits in Australien, Portugal und der Schweiz gelandet. Vor ihm (20.15 Uhr) spielen Mele (17 Uhr), eine recht modern mit Pop, Rap und Club-Sound jonglierende Aufsteigerin aus Baden-Württemberg, und die Schweizer Soul- und Herzenssängerin Stefanie Heinzmann (18.30 Uhr) auf der Hauptbühne am Hans-Jochen-Vogel-Platz.

„Schön, dass du da bist“, singt Mele gerne auf der Bühne. Einen weiteren Hit der Musikerin sollte man nicht so wörtlich nehmen: „Bitte, küss mich“. (Foto: Luis Frederik)

Weil diese Sommernacht aber wirklich ein Traum für die meisten sein soll, gibt es noch die Halbinsel-Bühne: eher für die Szene-Affinen und Indie-Verliebten. Hier präsentiert heuer das Hamburger Unikum Erobique (alias Carsten Meyer) sein Projekt mit der Gospel-Sängerin Florence Adooni aus Ghana (20.15 Uhr).

Wieder so entspannt wie skurril, was der Tastenfex und Elektrobastler (International Pony) da am Laufen hat mit der vom Soul der Savanne und dem urbanen Highlife- und Afrobeat beeinflussten Sängerin, wie man sich im funky-pluckernden Stück „Bach in Afrika“ anhören kann oder in „Mam Tola“. Dieser Easy-Listening-Sound für die Zukunft wird vorbereitet von Kid Simius (19 Uhr), der einst mit der Gitarre aus Granada nach Berlin zog, um dort Dubstep-Electro-DJ etwa für Marteria zu werden.

Electro aus Hamburg trifft auf Soul aus Ghana: Erobique und Florence Adooni. (Foto: Olympiapark München)

Die Festival-Macher können sich sogar den Luxus erlauben, zwei weitere Bühnen nicht einmal im Programm zu erwähnen: Auf der Balloonstage unterm Dach zur Olympiaschwimmhalle rocken ein paar Bands aus der Umgebung, auf der Poolstage mit Loungemöbeln und Liegestühlen wie im Freibad auf dem grünen Dach der Kleinen Olympiahalle spielen jüngere Singer-Songwriter.

Am Ende wird es allerdings für alle auf dieselbe Frage herauslaufen: Wann hört man auf, bei den Konzerten zuzuhören, um noch rechtzeitig vor dem Feuerwerk einen guten Fleck rund um den Olympiasee zu erobern. Die Gäste mit VIP-Tickets (ab 255 Euro) dürfen auf der Panton-Insel neben dem Theatron den besten Blick auf den Himmelszauber genießen; auch auf den Rasenstufen dahinter sieht man das ganze Panorama samt der von 30 Stationen auf dem Olympiaberg abgefeuerten Pyro-Artikel (Tageskasse 52 Euro).

Aber auch am Ostufer (42 Euro) hat man das Wichtigste im Blick: die 45 Abschussrampen mitten im Olympiasee. Ansonsten muss man sich eben mal umdrehen. Insgesamt sind 30000 Feuerwerkskörper zu sehen, hören, spüren und riechen, neue Technik soll die Farbübergänge in den Effekten nahtloser machen, alles soll „noch rhythmischer“ und „noch emotionaler“ zum musikalischen Potpourri ablaufen, angefangen mit der Titelmelodie von „Game of Thrones“. Um 22.10 Uhr startet das Feuerwerk, nach 34 Minuten kracht und blitzt es zum letzten Mal – daran hat sich in 20 Jahren nichts geändert.

Münchner Sommernachtstraum, Samstag, 20. Juli, Einlass ab 15.30 Uhr, Olympiapark München, Tickets: sommernachtstraum-muenchen.de

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