Am Freitag komplette Einstellung des Betriebs:Flughafen-Streik hat massive Auswirkungen auf Münchner Sicherheitskonferenz

Am Freitag komplette Einstellung des Betriebs: Bereits an diesem Mittwoch musste die Lufthansa wegen einer IT-Panne sieben Starts und Landungen in München annullieren. Am Freitag legt Verdi den Flughafen lahm.

Bereits an diesem Mittwoch musste die Lufthansa wegen einer IT-Panne sieben Starts und Landungen in München annullieren. Am Freitag legt Verdi den Flughafen lahm.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Warnstreik legt den Flughafen am Freitag quasi komplett lahm - mit Folgen für die Münchner Sicherheitskonferenz. Regierungsmaschinen können über einen Notdienst landen. Aber was ist mit den übrigen Teilnehmern?

Von Andreas Schubert

Der für Freitag geplante Streik an sieben deutschen Flughäfen legt den Münchner Airport praktisch komplett lahm und dürfte damit auch massive Auswirkungen auf die Münchner Sicherheitskonferenz mit ranghohen Politikern und Diplomaten haben - auch wenn zumindest die Regierungsmaschinen landen können sollen. Die Gewerkschaft Verdi hat zu einem ganztägigen Arbeitskampf an den Airports Frankfurt, München, Stuttgart, Hamburg, Dortmund, Hannover und Bremen aufgerufen.

Der Münchner Flughafen reagiert auf die Ankündigung: Von Freitag, 0 Uhr, bis Samstag, 1 Uhr, sollen Passagiermaschinen am Boden bleiben, teilte der Airport mit. Mehr als 700 Starts und Landungen waren an dem Tag geplant gewesen. Ausgenommen sind jedoch alle Sonderflüge, darunter Hilfsflüge, Flüge für medizinische, technische und sonstige Notfälle sowie Flüge für die am Freitag beginnende Sicherheitskonferenz.

"Wir gehen davon aus, dass die Teilnehmer der Münchner Sicherheitskonferenz, die in Regierungsmaschinen kommen, über den Notdienst landen können", sagte Verdi-Expertin Manuela Dietz am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Dazu gebe es am Donnerstag Gespräche mit dem Flughafen München.

Teilnehmer, die ihre Anreise in anderen Maschinen planten, müssten sich allerdings um Alternativen kümmern. Auch an allen anderen betroffenen Flughäfen werde wohl kein Passagierflieger abheben oder ankommen. Notfälle sollen aber landen, Maschinen mit Hilfslieferungen in die Türkei und nach Syrien starten können.

Der zweitgrößte deutsche Flughafen hatte nach eigenen Angaben beim bayerischen Verkehrsministerium als oberste Luftaufsichtsbehörde beantragt, am Streiktag von der Betriebspflicht für den gewerblichen Luftverkehr befreit zu werden. Dem Antrag sei stattgegeben worden, teilt der Airport mit.

"Hiermit überspannt Verdi den Bogen völlig"

Die Organisatoren der Münchener Sicherheitskonferenz sind besorgt: "Hunderte Entscheidungsträger aus allen fünf Kontinenten haben ihre Teilnahme bereits bestätigt", sagte eine Sprecherin. Der Streik werde sich auch auf den Konferenzablauf auswirken. Man stehe mit allen relevanten Behörden und besonders den Gästen im engen Austausch, um diese Auswirkungen so gering wie möglich zu halten.

Die dreitägige Münchner Sicherheitskonferenz beginnt am Freitag. Erwartet werden neben Bundeskanzler Olaf Scholz und US-Vizepräsidentin Kamala Harris Dutzende Regierungschefs sowie Außen- und Verteidigungsministerinnen und -minister, Diplomaten und viele Sicherheitsfachleute. Zudem soll auch ein Drittel des US-Senats teilnehmen. Die amerikanische Delegation reist nach Auskunft des Flughafens allerdings schon am Donnerstag an.

Aufgerufen zum Streik sind die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen, das Bodenpersonal sowie Beschäftigte der Luftsicherheit. Für alle drei Gruppen werden zurzeit Tarifverhandlungen geführt. "Die bisherigen Verhandlungen verliefen praktisch ergebnislos", sagte Manuela Dietz der Nachrichtenagentur DPA. "Im öffentlichen Dienst und bei den Beschäftigten der Luftsicherheit und der Bodenverkehrsdienste geht nichts voran. Um diese Situation zu ändern, erhöhen wir mit den Warnstreiks nun den Druck." Im öffentlichen Dienst verlangt Verdi 10,5 Prozent höhere Löhne, auch bei örtlichen Tarifverträgen für das Bodenpersonal und den bundesweiten Verhandlungen für die Luftsicherheit geht es um mehr Geld.

Die flächendeckenden Streiks hätten mit dem Instrument des Warnstreiks nichts mehr zu tun, teilte der Münchner Flughafenchef Jost Lammers, der auch Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft ist, mit. "Hiermit überspannt Verdi den Bogen völlig und trägt den Tarifkonflikt auf dem Rücken der Passagiere aus. Der Tarifkonflikt muss am Verhandlungstisch und nicht in den Terminals auf Kosten der Fluggäste geklärt werden."

Die IT-Panne der Lufthansa am Mittwoch hat sich auf den Flugbetrieb in München übrigens kaum ausgewirkt. Nur sieben Starts und Landungen wurden annulliert.

Zur SZ-Startseite

Großeinsatz am Wochenende
:Fast 5000 Polizisten zur Sicherheitskonferenz im Einsatz - so viele wie noch nie

Zu mehreren konkurrierenden Demonstrationen werden mehr als 10 000 Teilnehmer erwartet. Absperrungen und scharfe Kontrollen gibt es rund ums Tagungshotel.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: