Was läuft bei den Vorträgen?:Wissenschaft, die rockt

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Auf dem Feuerstuhl kurz mal abheben: Der chinesische Mandarin Wan Hu gilt als der erste "Raumfahrer" der Welt. (Foto: Civil Air Patrol/NASA)

Mit dem Feuerstuhl ins Weltall oder in die Münchner Spitzenforschung reisen: Vorträge in der Volkssternwarte und Science Slams in den Kammerspielen wie auch im Bahnwärter Thiel versprechen aufregende Entdeckungen in unbekannten Welten.

Von Barbara Hordych

Die Reise ins All ist ein uralter Menschheitstraum. Den bereits im 15. Jahrhundert in China der kaiserliche Beamte Wan Hu träumte. Er wollte unbedingt selbst zu den Sternen fliegen. Daher baute er einen Stuhl, an dem er 47 Feuerwerksraketen befestigte. Seinen Assistenten befahl er, alle Raketen gleichzeitig zu zünden. Es gab einen großen Knall – und Wan Hu war auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Heute schmunzeln wir über diesen Versuch – wobei selbst die NASA in ihrer Darstellung der Geschichte der Raumfahrt Wan Hu nicht unerwähnt lässt und ihn in eine Reihe stellt mit Ikarus, dem Sohn des Daedalus, der der antiken Sage nach mit selbstgebauten Flügeln der Sonne zu nah gekommen und abgestürzt war.

Immerhin ein fünfzig Kilometer großer und sehr alter Krater wurde nach Wan Hu benannt: Er befindet sich ein Stück hinter dem rechten Ohr des "Mondgesichts", einer scheinbaren Figur auf der Mondscheibe. (Foto: NASA)

Inzwischen hat sich der Traum vom Fliegen längst erfüllt, haben in Hightech-Raketen mehr als 500 Menschen die Erde verlassen – zwölf sind sogar auf dem Mond herumgehüpft. Und hoch über unseren Köpfen zieht die Internationale Raumstation ISS ihre Kreise. In seinem Familien-Vortrag Vom Feuerstuhl zur Marsrakete – eine kurze Geschichte der Raumfahrt am 23. Oktober um 18 Uhr in der Volkssternwarte spannt Helmut Hornung von der Max-Planck-Gesellschaft den Bogen vom alten China über das Mondlandeprojekt Apollo bis zum Spaceshuttle. Auch aktuelle Pläne, erneut Menschen zum Erdtrabanten zu bringen (Projekt Artemis) und eines Tages sogar bis zum Mars, wird er beleuchten.

Auch wenn der legendäre Wan Hu längst verschwunden ist, bleibt die Frage Quo vadis, China?. Auskunft gibt der China-Kenner Johnny Erling am 17. Oktober um 20 Uhr im Bildungszentrum Einstein 28. Er berichtete mehr als 25 Jahre als China-Korrespondent mit Sitz in Peking für deutschsprachige Tageszeitungen über die Gesellschaft und das Leben in China heute. Weil Peking viel zu lange die Ein-Kind-Politik erzwang, überaltert die chinesische Gesellschaft rasch und schrumpft mit spürbaren Folgen: Das Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt stagniert. Die Veranstaltung gehört zum Programm der Offenen Akademie der Münchner Volkshochschule, die sich in ihrem Programmschwerpunkt China von Oktober bis Februar intensiv mit diesem faszinierenden und widersprüchlichen Land beschäftigt.

Neugierig auf die Ursprünge des Universums, die Geheimnisse der Quanten, die Rätsel des Gehirns und die Zukunft nachhaltiger Energie? Im Bahnwärter Thiel treten acht junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den vier Münchner Exzellenzclustern mit unterhaltsamen und leicht verständlichen Beiträgen gegeneinander an, die Einblicke in die Münchner Spitzenforschung geben. Wer gewinnt? Das entscheidet am Ende des Science Slam der Münchner Exzellenzcluster das Publikum.

Unverständliches endlich verstehen und verblüffendes Neuwissen mit nach Hause nehmen – all das verspricht auch der Münchner Science Slam unter dem Titel „Wissenschaft, die rockt!“ am 21. November um 20 Uhr in den Kammerspielen. Der Slammer Yusuf Altinisik (Forschungsgebiet Linguistik) tritt dabei mit Chaos im Kopf, Vielfalt im Herzen: ADHS und die Kunst der interkulturellen Kommunikation an, die Slammerin Paula Hofmann (Politikwissenschaften und Finanzen) hält mit dem Beitrag Es war einmal, vor langer Zeit, in einer dunklen, kalten Nacht in Toronto… dagegen. Auch hier gilt: Wer der fünf Vortragenden gewinnt, bestimmt das Publikum!

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