Münchner S-Bahn:Neuer S-Bahnhof erfordert Notprogramm

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Wegen der Fertigstellung des S-Bahnhofs Hirschgarten gilt ein Notprogramm. Auch das Liniensystem wird umgestellt.

Dominik Hutter

Die Baustelle ist verkehrsgünstig gelegen: Alle paar Minuten warnt ein Signalhorn die Arbeiter in ihren gelben oder orangefarbenen Westen, dann rauscht eine S-Bahn vorbei - wenige Zentimeter jenseits der hölzernen Abzäunungen. Noch vier Monate, dann können die Münchner von der Lage inmitten der S-Bahn-Gleise profitieren.

Wegen des neuen S-Bahnhofs Hirschgarten kommt es zu erheblichen Verzögerungen (Foto: Foto: Rumpf)

Zum Fahrplanwechsel im Dezember wird aus der jetzt noch grob bekiesten Plattform der neue S-Bahnhof Hirschgarten. "Wir liegen voll im Zeitplan", versichert Projektleiter Klemens Kretschmer - auch wenn es derzeit so aussieht, als klänge selbst der Begriff "Rohbau" noch arg optimistisch. Am kommenden Wochenende wird das Dach montiert. Dazu muss der S-Bahn-Verkehr der Stammstrecke auf ein Notprogramm reduziert werden.

Bis zu 2,5 Tonnen wiegen die Einzelteile der Dachkonstruktion, die ein Kran von einer benachbarten Straße auf den Bahnsteig und in die bereits vorbereiteten Fundamente hievt. Dazu wird, Sicherheit geht vor, die Oberleitung abgeschaltet - das in Richtung Pasing führende Gleis ist damit für die elektrisch angetriebene S-Bahn unbenutzbar.

Weil mit dem verbleibenden Gleis nicht mehr das volle Programm gefahren werden kann, müssen die Fahrgäste zwischen kommenden Freitag, 22.45 Uhr, und dem Betriebsschluss am Sonntag mit einem Notprogramm klarkommen.

Dessen Kern: Mit Ausnahme der S7, die weitab des Hirschgartens rollt, werden sämtliche Linien unterbrochen. Teilweise fahren die Züge auf Fernbahngleisen an der Baustelle vorbei. Der Bahnhof Laim ist nur noch mit einer eigens eingerichteten Pendel-Linie erreichbar, die im 20-Minuten-Takt rollt und als einzige die komplette Stammstrecke bedient.

Die Änderungen im Detail

Pendel-S-Bahn: fährt zwischen Pasing und Ostbahnhof, hält an allen Stationen.

S1: Endstation ist die Haupthalle des Hauptbahnhofs (Gleise 25/26 im nördlichen Bereich, nahe des S-Bahn-Zugangs). Achtung: Kein Halt zwischen Moosach und Hauptbahnhof.

S2: unterbrochen zwischen Haupt- und Ostbahnhof. Die Züge von Westen her fahren wie die der S1 in die Haupthalle des Hauptbahnhofs. Kein Halt zwischen Obermenzing und Hauptbahnhof.

S4: unterbrochen zwischen Pasing und Donnersbergerbrücke. Die Züge von Osten her fahren wie gewohnt durch den Stammstreckentunnel.

S5: kein Verkehr zwischen Pasing und Ostbahnhof.

S6: unterbrochen zwischen Haupt- und Ostbahnhof. Züge von Westen rollen in den Starnberger Flügelbahnhof (Hauptbahnhof, Gleise 27 bis 36). Kein Stopp zwischen Pasing und Hauptbahnhof.

S7: fährt wie immer.

S8: unterbrochen zwischen Pasing und Hackerbrücke. Züge von Osten her rollen wie gewohnt durch den Stammstreckentunnel.

Für Fahrgäste, die das Warten auf die Pendel-S-Bahn scheuen, erinnert die Deutsche Bahn noch einmal daran, dass die MVV-Fahrkarten auch in Regionalzügen gültig sind, die in großer Zahl zwischen Pasing und dem Hauptbahnhof unterwegs sind.

Die neue Station Hirschgarten, die zwischen den Stopps Laim und Donnersbergerbrücke (direkt unterhalb der Friedenheimer Brücke) liegt, wird am 13. Dezember eröffnet und bildet dann Haltepunkt Nummer 148 im Münchner S-Bahnnetz.

Der 210 Meter lange Bahnsteig ist über Treppenabgänge sowie einen Aufzug von der Friedenheimer Brücke aus zu erreichen. Vom nördlichen Gehweg der Brücke aus wird es eine Ampel zum Lifthäuschen auf der Südseite geben, die per Knopfdruck bei der Querung der Fahrbahn hilft.

Im Liniensystem der S-Bahn verursacht der Hirschgarten größere Verwerfungen. Der Stopp frisst Zeit - mehr als das hochbelastete und daher minutiös verplante Schienennetz ohne Eingriffe verkraften kann. Die Lösung liegt, wie vor einigen Jahren schon einmal, in einer kompletten Neuorganisation des Netzes: Die Außenäste werden daher - wie berichtet - vom 13.Dezember an neu miteinander kombiniert.

Dabei kehrt die vor Jahren aussortierte Liniennummer S3 ins System zurück, während die S5 verschwindet. Herrsching wird künftig von der Flughafenlinie S8 bedient, die S3 rollt von Mammendorf nach Holzkirchen. Weitere Änderungen: Die S4 fährt zwischen Geltendorf und Ebersberg, die S6 von Tutzing zum Ostbahnhof (sowie in der Hauptverkehrszeit als S4-Verstärker weiter nach Zorneding). Die S7 verbindet die Äste von Wolfratshausen und Kreuzstraße. Unverändert bleiben die Endbahnhöfe von S1, S2, S20, S27 sowie bei der Linie A zwischen Dachau und Altomünster.

© SZ vom 12.08.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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