Das Münchner Rundfunkorchester ist das stilistisch am breitesten aufgestellte Orchester der Stadt. Das beginnt mit der einzigartigen Reihe "Paradisi gloria", die rare zeitgenössische Geistliche Musik in der Herz-Jesu-Kirche bietet, diesmal unter anderem Charles Koechlins "Les heures persanes", sechzehn Impressionen aus Persien für Orchester, dirigiert von Leo Hussain. Erneut gibt es ein umfangreiches Kinder- und Jugendprogramm: "25 Prozent der Orchesterzeit ist Education-Projekten gewidmet", rechnete Managerin Veronika Weber bei der Vorstellung der neuen Saison vor.
Eine Hommage an Édith Piaf gibt es, Weihnachtliche Filmmusik, "Gershwin Melodies" oder eine Silvestergala mit Charles Castronovo. Der oft an der Bayerischen Staatsoper zu erlebende Tenor ist Artist in Residence. Mit "Viva Puccini" steht er im Zentrum eines Konzerts zum 100. Todestag des Komponisten; bereits im November erscheint seine CD mit dessen Liedern in Bearbeitung für Orchester von Johannes Schachtner.
Auch in Verdis "Ernani" ist Castronovo prominent vertreten. Damit setzen das Münchner Rundfunkorchester und sein Chefdirigent Ivan Repušić den Zyklus mit frühem Verdi nach "Luisa Miller", "I due Foscari", "Attila" und zuletzt "Il Lombardi" (siehe Kritik) im Prinzregententheater fort. Weitergeführt wird unter dem Label "Sonntagskonzerte" auch die Zusammenarbeit mit "Palazzetto Bru Zane", der Stiftung für französische Musik der Romantik in Venedig, diesmal mit der späten musikalischen Komödie "Ô mon bel inconnu" von Reynaldo Hahn. Später gibt es zwei Einakter von Sergei Rachmaninow ("Aleko" und "Francesca da Rimini") und Alexander Zemlinskys "Lyrische Symphonie" mit Marlis Petersen und Milan Siljanov.
Spannend dürfte wieder eine Rarität werden, bei der das Münchner Rundfunkorchester im März ausnahmsweise im Graben spielt und zum wiederholten Male eine szenische Produktion der Theaterakademie August Everding begleitet. Auf dem Programm steht die erst vor zehn Jahren wiederentdeckte Oper "Zanaida" von Johann Christian Bach um eine türkische Prinzessin und ihre Heirat mit einem persischen König zwecks Besiegelung eines Friedensschlusses.
In der zweiten Hälfte des Jahres 2023 erscheinen beim BR-Label mit dem Rundfunkorchester unter anderem Lieder in Bearbeitungen für Orchester mit dem jungen Bariton Benjamin Appl, außerdem Hindemiths "Cardillac" mit Juliane Banse, Markus Eiche und Torsten Kerl sowie Zemlinskys "Eine florentinische Tragödie" mit Christoper Maltman, Rachael Wilson und Benjamin Bruns.