In einer so großen Verwaltung, wie sie Dieter Reiter vom Rathaus aus steuert, mag sich manch Bürger und Berichterstatter schon mal wie in einem Labyrinth vorkommen, aus dem er nicht mehr herausfindet. Viel größer ist die Gefahr des Verlaufens jedoch, wenn man arglos vom Marienplatz durch eine Treppe ins Untergeschoss hinabsteigt. Der Laie mag staunen über diese Orientierungslosigkeit, schließlich befindet sich dort mit dem Ratskeller lediglich eine Gaststätte. Doch darin sind über so viele Räume, Winkel und Gänge etwa 1100 Sitzplätze verteilt, dass man leicht den Überblick verliert.
Schon mancher erfahrene Rathausreporter soll verzweifelt das Personal um Hilfe angebettelt haben, als er den Weg vom Haupteingang zur Alten Küferei suchte. Der verläuft etwa so: vorbei an Bistro und Pub, durch die Hauberrisser Gaststätte, die Räume Arche Noah passierend, Sumpf und Ludwig den Ersten tangierend, diverse Weinstuben liegen lassend, und schließlich scharf links. Den Überblick über diese Räume und Gewölbe bewahrt in jedem Fall Wirt Peter Wieser mit seiner Familie, schließlich hat sie seit vielen Jahrzehnten den Ratskeller von der Stadt gepachtet.
Seine Gaststätte hat ebenso viele Gesicher wie Räume: Im Sommer fallen viele Touristen ein wie gerade die chinesische Gruppe, die wild entschlossen Schweinshaxen bestellt hat. Im Herbst und Winter, wenn draußen die Terrassen und Biergärten geschlossen sind, kommen mehr die Einheimischen. Und dann gibt es noch die, die Wirt Wieser besonders "stolz" machen: etwa 400 Stammtische. Im Monat. Von Keglern bis zu Schauspielern. Etwa 190 Angestellte versorgen die Gäste in diesem unterirdischen Labyrinth, und sie sorgen auch vorbildlich dafür, dass niemand verloren geht.