Münchner Rapper festgenommen:Gangster-Karriere aus dem Musikvideo

"Zwei Wege gibt's, wie's endet: tot oder im Gefängnis": Die Polizei hat einen Münchner Rapper wegen Drogenhandels festgenommen - und rund vier Kilogramm Amphetamine sichergestellt.

Susi Wimmer

Lässig, mit nacktem Oberkörper, sitzt der Rapper im Whirl-Pool, lässt sich von asiatischen Schönheiten die tätowierte Brust kraulen, richtet seine Waffe in die Kamera und singt von "Bitches", die er auf den Strich schickt, von Drogen, die er "ein Leben lang vertickt", und dass es für ihn, als "echten Gangsta-Rapper" nur "zwei Wege gibt, wie's endet: tot oder im Gefängnis".

Polizei

Kriminaloberrat Armin Aumüller zeigt neben dem Rauschgift die Lederjacke von Sami A. Der 27-Jährige war Präsident der Rockergruppe "Chicanos".

(Foto: Foto: Heddergott)

Der Typ im Musikvideo heißt Sami A., und für ihn endet der Weg erstmal im Gefängnis: Drogenfahnder nahmen den 27-jährigen Münchner in Trudering fest und stellten rund vier Kilogramm Amphetamine im Wert von 80.000 Euro sicher. Dabei verhielt sich der martialisch auftretende "Gangster" bei seiner letzten Drogenfahrt alles andere als cool: Er benutzte seine Freundin und seinen fünf Monate alten Sohn quasi als Schutzschild.

"Schon seit längerem", so sagt Armin Aumüller vom Rauschgiftdezernat, habe man ein Auge auf den 27-jährigen Münchner geworfen. Anfang Juni dann bekamen die Drogenfahnder Wind davon, dass Sami A. wieder eine größere Menge Rauschgift in den Niederlanden kaufen und nach München transportieren wollte.

Aus dem Wagen gezerrt

Am vergangenen Freitag, um 4.05 Uhr, schlugen die Fahnder mit einer Spezialeinheit in der Kirchtruderinger Straße zu: Auf offener Straße zerrten sie den Drogendealer aus dem Wagen und nahmen ihn sowie seine 20-jährige Freundin fest. "Einsatztechnisch war das schwierig", sagt Aumüller, zumal man das Leben des fünf Monate alten Babys nicht gefährden wollte. Aber alles sei gut gegangen. Jetzt ist das Kind bei den Eltern von Sami A. untergebracht.

Der Lebenslauf des "Gangsta-Rappers" auf seiner Homepage im Internet liest sich alles andere als aufregend: Geboren 1980 in München, Vater Palästinenser, Mutter Deutsche. Zwei Jahre in Tel Aviv, dann Giesing, Grundschule Ichostraße und Maria-Theresia-Gymnasium. In der elften Klasse beschließt Sami A., die Schule zu schmeißen und Autohändler zu werden. Es folgen Zivildienst bei der evangelischen Kirche, Ausbildung im Personenschutz und 2006 schließlich versucht er sich in der Musikbranche.

Das große Geld allerdings scheint Sami A. nicht als Rapper, sondern im Drogenhandel zu machen. Er lebt auf großem Fuß, ist außerdem in der Rockergruppe "Chicanos", einem Ableger der "Bandidos", als Präsident aktiv.

Inwieweit die Rockergruppe in den Drogenhandel verstrickt ist, kann Kriminaloberrat Aumüller noch nicht sagen. Fakt sei jedoch, dass Sami A. auf seiner Fahrt von den Niederlanden nach München im mittelfränkischen Burgthann bei einer befreundeten Rockergruppe Station gemacht habe. Dort fand die Polizei in einem Klappbett im Clubheim 1050 Gramm Amphetamin sowie rund 200 Ecstasy-Tabletten. Das Amphetamin in Pulverform dient als Aufputschdroge und wird wie Kokain geschnupft.

In dem unauffälligen Audi A4, mit dem Sami A. unterwegs war, entdeckten die Fahnder 2,8 Kilogramm Amphetamin, in der Wohnung des 27-Jährigen dann noch 290 Gramm sowie ein beidseitig geschliffenes Kampfmesser mit einer zwölf Zentimeter langen Klinge. Drogenhandel in Verbindung mit Waffen - "darauf steht eine Haftstrafe von mindestens fünf Jahren", sagt Armin Aumüller. Gegen Sami A. sowie seine Lebensgefährtin, die von der Polizei als Mittäterin angesehen wird, erging Haftbefehl.

Es ist schwer zu beurteilen, wo die Realität anfängt

Dicke Autos, Goldkettchen - im echten Leben pflegte Drogendealer Sami A. einen gehobenen Lebensstil. Auch in seinem Musikvideo sitzt er im Anzug und mit Zigarre in der Hand im Fond einer Luxuskarosse und singt von "Größenwahn" und davon, dass wenn "ne Kleinigkeit nicht stimmt, komm ich mit der Gun und schieß dir in die Beine, bis du singst".

Ob der 27-Jährige tatsächlich Waffen besitzt, davon Gebrauch macht und Prostituierte auf den Strich schickt, das kann Armin Aumüller noch nicht sagen. "Es ist bei dem Video schwer zu beurteilen, wo die Realität anfängt", sagt er. Bislang sei Sami A. durch Körperverletzungen und Delikte im Zusammenhang mit Rauschgift aufgefallen. Aber selbstverständlich werde man bei den weitere Ermittlungen auch prüfen, ob andere Straftaten begangen wurden.

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