"Spielfeld Klassik":Überschreitung

Musiker der Münchner Philharmoniker beschallen beim "TransPass"-Abend das blitzende Muffatwerk.

Von Klaus Kalchschmid, München

Nomen est Omen: "Ampere" heißt der kleine Club neben der Muffathalle, und wie da Christian Prommer und Johannes Brecht das Capriccio aus Bartóks zweitem Quartett elektronisch überschrieben, war so laut und elektrisch geladen, dass man zwar die in wilden Lichtblitzen zuckenden riesigen Konterfeis der Musiker an der Wand fasziniert wahrnahm (Video: Maotik), doch heftige Stiche ins Herz zwangen nach kaum einer halben Minute zur Flucht auf diesem "Spielfeld Klassik"-Ausflug ins Muffatwerk: Nebenan wurde von Mitgliedern der Münchner Philharmoniker (Bernhard Metz, Clémnet Courtin, Burkhard Siegl und Manuel von der Nahmer) live gespielt. Da blieb man dann auch bei den ersten beiden Sätzen des Quartetts von Claude Debussy, während sich das Herz kaum beruhigen mochte.

Nebenan im kleinen Studio war später immerhin die Melodie des langsamen Satzes trotz Verfremdung (Gunnar Geisse) noch wahrnehmbar, während die Musiker in allerlei Gestalt etwas redundant über Plastikplanen flimmerten (Video: Manuela Hartel, Thomas Mahnecke). Während des Finales beim Weg zurück zur Halle über die Toilette ("TransPass" hieß das Ganze) wurde man angenehmerweise auch draußen beschallt, was bei wärmeren Temperaturen und Café-Betrieb sicher die spannendste Alternative gewesen wäre.

Wie zu Beginn beim Kopfsatz aus dem Quartett von Edvard Grieg sammelten sich nun wieder alle in der Halle, und bei "Thunder" (2019) von Gunter Pretzel (Konzept und Idee) war im wabernden Bühnennebel mit hängenden Neonröhren und wandernden grellen Lichtkegeln noch einmal der optische wie akustische Overkill angesagt.

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