Wie hätte wohl Stanley Kubricks "2001 - Odyssee im Weltraum" geklungen, wenn der 71-jährige Carl Orff dem Wunsch des Regisseurs nachgegeben und die Musik zu seinem berühmten Science-Fiction-Film von 1968 über eine Reise zum Jupiter komponiert hätte? Bekanntlich verwarf später Kubrick vieles von der bereits eingespielten Musik von Alex North.
Berühmt geworden ist allerdings noch zu fast dreiminütigem Schwarzbild die "Vorstellung des Chaos", wie es bei Haydn heißt, mit geräuschartigen Clustern von György Ligetis legendärem Orchesterstück "Atmosphères" aus dem Jahr 1961. Zum Aufgang der Sonne über dem Erdball im All folgt der spektakuläre Anfang von Richard Strauss' Tondichtung "Also sprach Zarathustra", während der Titel des Films eingeblendet wird. Diese halbe Minute wird später noch zweimal zitiert, und man kann sie seither nicht mehr hören, ohne an den Film zu denken.
Kein Wunder also, dass das diesjährige Festival "MPHIL 360°" (Freitag, 24., bis Sonntag, 26. Juni) mit dem Motto "Space Odyssee" auf den Film Bezug nimmt und beide Werke in voller Länge präsentiert - zusammen mit einem aufregenden, hochvirtuosen 20-minütigen Violinkonzert, das gut in den Film gepasst hätte, aber erst 2005 von Thomas Adès komponiert wurde. August Hadelich hat "Concentric Paths" 2013 auf CD aufgenommen und spielt es jetzt dreimal mit den Münchner Philharmonikern unter Leitung von Krzysztof Urbànski.
Unter dem Titel "Unendliche Weiten - eine Reise durch den Kosmos" nähert sich der Astrophysiker, Naturphilosoph und bekannte TV-Journalist Harald Lesch mit einem Streichquartett der Philharmoniker in der leider schon ausverkauften Halle X musikalisch-wissenschaftlich dem Kosmos vom Urknall bis zum Einfluss des Mondes auf die Erde. Dazu gibt es Musik von Hildegard von Bingen über Haydn ("Sonnenaufgang"-Quartett) und Beethovens "Cavatina" aus op. 132 (von der 1977 eine Aufnahme ins All geschossen wurde) bis "Der Mond und ich" von Pavel Haas. Im Herbst kommt Lesch noch einmal für einen Abend zum Thema "Wasser".
Mit Gustav Holst zum Jupiter fliegen
Spannend dürfte es auch werden mit der App "Die Planeten", kostenlos über Google Play Store oder den App Store herunterladbar. Sie ermöglicht zur Musik von Gustav Holsts gleichnamiger Tondichtung, mittels Smartphone in einem von 22 Münchner Parks "als Pilot eines Raumgleiters von Himmelskörper zu Himmelskörper zu fliegen". Neben vielfältigen Erklärungen kann man während einer Stunde den Philharmonikern unter Urbánski via Kopfhörer in "binauralem 3D Audio" lauschen.
Wer lieber selber musizierend mit anderen und ebenfalls Holst zum "Jupiter" fliegen möchte, dem größten Planeten und nach Mond und Venus dritthellsten Objekt am Himmel mit seinen 79 (!) Monden, kann das unter dem Motto "Symphonic Mob" ebenfalls am Samstagnachmittag tun. Neben der Originalpartitur gibt es vereinfachte Stimmen in verschiedenen Tonlagen und für alle möglichen Instrumente zum Herunterladen. Anmeldung, Infos und Noten unter www.spielfeldklassik.de.
Im Anschluss an die Abendkonzerte spielen in Halle E Freitagnacht die Cellisten der Philharmoniker. Jazz widmet sich Samstagnacht zusammen mit Henning Sieverts ein Streichquartett plus Saxophon und Schlagzeug. Den ganzen Sonntag gibt es zum Thema "Kosmos Erde - Tag der Nachhaltigkeit" Aktionen, Infostände und Podiumsdiskussionen, bevor am frühen Abend Joseph Haydns Oratorium "Die Schöpfung" unter Leitung von Sonja Lachenmayr das Kosmos-Wochenende beschließt. Es treten auf: Musiker und Akademisten der Philis sowie Mitglieder des Odeon-Jugendsinfonieorchesters, der Philharmonische Chor, Sängerinnen und Sänger der Theaterakademie August Everding sowie Harald Lesch mit verbindenden Texten.
Festival MPHIL 360°, Münchner Philharmoniker u.a.; Fr. 24. - So. 26. Juni, HP 8 (Isarphilharmonie, Halle X, Halle E), Infos und Karten unter www.mphil.de .