Kirill Gerstein ist mal wieder in der Stadt, am 30. und 31. Januar konzertiert der amerikanisch-russische Pianist mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks im Herkulessaal, am Pult Iván Fischer. Laut Programm gibt es: Antonín Dvořáks Legende b-Moll, op. 59 Nr. 10, Johannes Brahms’ Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll, op. 15, Johannes Brahms Ungarischen Tanz Nr. 11 d-Moll, arrangiert vom gebürtigen Ungar Iván Fischer selbst, und Antonín Dvořáks Symphonie Nr. 8 G-Dur, op. 88.
Wer aber Klassik mal ein wenig anders mag, und jenseits der üblichen Konzerthausrituale und der Podiumsentrücktheit Kirill Gerstein auf seine begnadeten Finger blicken möchte, der kommt bereits am Mittwoch, 29. Januar, ins Technikum (19 Uhr). Eine ziemlich coole Halle im Werksviertel nahe dem Riesenrad, in der zu Zeiten der Pfanniwerke unter anderem die Rezepturküche des Konzerns untergebracht war und auch mal ein Club.
Das BRSO, ohnehin im Werksviertel beheimatet, nutzt das Technikum in schöner Regelmäßigkeit für sein wundervolles Format Watch This Space. In entspannter Atmosphäre, ganz nah dran und zum Einheitsticketpreis von 20 Euro kann man da Gastkünstlerinnen und -künstler, aber auch Kammermusikgrüppchen des Orchesters erleben.
Was Kirill Gerstein gewiss taugen wird, denn der Mann wollte eigentlich Jazz-Pianist werden, als er als 14-Jähriger ans Berklee College of Music in Boston kam. Zwar hat ihn dann doch die Klassik erwischt, aber all das, was der Jazz einen lehrt, Kreativität, Improvisationskunst, Timing, das ging ihm nie verloren. Und wird zu hören sein im Technikum, wenn er und ein BRSO-Streichquartett unter anderem Werke von Kurt Weill und Hanns Eisler interpretierten. Den Part des Sprechers in Arnold Schönbergs „Ode to Napoleon Buonaparte“ übernimmt der österreichische Komponist, Dirigent und Chansonnier HK Gruber, Nachfahre des „Stille Nacht“-Komponisten Franz Xaver Gruber.

Hinein in – laut Eigenwerbung – „Europas klügsten Konzertsaal“ geht es am Sonntag, 2. Februar (16 Uhr). Das Elektra Tonquartier im Bergson, im Münchner Westen, soll ja dank seines supermodernen Raumakustik-Systems für nahezu jedes musikalische Genre die perfekten Bedingungen schaffen können. Im Fall des Liedkonzerts von Benjamin Appl müssen die Bergson-Techniker nun also so etwas wie: „Bitte, Elektra, schaffe mir die intime Salon-Atmosphäre der Schubert-Ära“ in ihren Computer eintippen.
Der gefeierte Bariton reicht verbotene Früchte, „ Forbidden Fruit“ titelt er sein Programm mit entsprechender Liedkunst von Claude Debussy über Franz Schubert, Gabriel Fauré, Robert Schumann bis zu Kurt Weill. Sein Klavierpartner ist James Baillieu, weltweit unterwegs wie Appl, und auch er wie der Sänger ein ehemaliger Regensburger Domspatz.
Das Künstlerhaus am Lenbachplatz, entworfen von Gabriel von Seidl, wird heuer 125 Jahre alt, Einweihung war Ende März 1900. In der Urkunde, die sie damals einmauerten, hieß es: „Das Haus soll allen Künstlern Münchens ein Sammelplatz sein, ein Mittelpunkt für Frohsinn, Rat und erste Tat.“ Freude wird dort nun definitiv herrschen am 1. und 2. Februar, wenn es wieder heißt „Toujours Mozart“, und der schöne Bau an diesen beiden Tage zur großen, begehbaren Mozartkugel wird.
Das kleine Festival zu Wolfgang Amadés Geburtstag, 1997 ins Leben gerufen vom Philanthropen Erich Fischer, lockt alljährlich Ende Januar Mozartianer und Mozartnovizen mit einem Programm so reichhaltig wie eine Nougatfüllung: jede Menge Musik des Meisters, Tanz, Lesungen und sogar einem Vortrag über Mozartkugeln.