Münchner Osten:Beste Quoten

Giesinger Kulturtombola

Bereit zum Start der "1. Giesinger Kultur-Tombola": Agnes Maria Forsthofer, Antje Lehner und Johann B. Thaller (von links).

(Foto: Florian Peljak)

Die "1. Giesinger Kultur-Tombola" unterstützt mit dem Verkauf von 40 001 Losen lokale Künstler. Zu gewinnen gibt es mehr als 1000 Preise, unter anderem Hofkonzerte, Baristakurse oder Friedrich Ani frei Haus

Von Hubert Grundner

Einen Arzt in Zeiten von Corona an seiner Seite zu wissen, ist grundsätzlich schon mal eine gute Sache. Ganz besonders, wenn es einer wie Doktor Johann B. Thaller ist. Denn der Internist hat sich vorgenommen, den Kampf gegen die Infektionskrankheit auch außerhalb seiner Obergiesinger Hausarztpraxis zu führen. Bekanntlich hat das Virus das öffentliche Leben weitgehend zum Erliegen gebracht, und damit viele Künstlerinnen und Künstler ihrer Auftritts- und Verdienstmöglichkeiten beraubt. Diese materiellen Wunden möchte Thaller nun zumindest etwas lindern: Er veranstaltet die "1. Giesinger Kultur-Tombola" zur Unterstützung der pandemiebedingt in Schwierigkeiten geratenen lokalen Kulturschaffenden. Der Startschuss fällt am Montag, 28. Juni, dann beginnt an 88 Stellen, hauptsächlich in Giesing, Haidhausen und der Au, der Verkauf von 40 001 Losen zu je einem Euro. Mit etwas Glück sichert man sich so einen von 1072 Gewinnen.

Der Grund, diese Tombola schon seit mehr als fünf Monaten vorzubereiten, ist für Thaller einfach: Die mit Corona einhergehenden Beschränkungen werden dem Kulturleben noch einige Zeit zu schaffen machen, "die Künstler sind am Leiden". Um ihnen in dieser Situation zu helfen, hat er sich mit Agnes Maria Forsthofer beziehungsweise dem Verein "Kulturverstrickungen" zusammengetan, deren Vorsitzende Forsthofer ist. Mit dem Verein habe er, so Thaller, "einen kleinen, aber feinen Partner gefunden". Was auch wichtig war. Denn nur ein gemeinnütziger Verein hat die Erlaubnis des Staates, ein Glücksspiel, worum es sich bei einer Tombola ja handelt, zu veranstalten. Das heißt, die Einnahmen aus dem Losverkauf gehen an den Verein, der Reinerlös darf satzungsgemäß von diesem ausschließlich zur Unterstützung der lokalen Kulturschaffenden verwendet werden. Weitere gesetzliche Vorgaben sind, dass mindestens ein Prozent der Lose einen Gewinn vorsehen müssen. Falls alle 40 001 Lose also verkauft würden, wären das 400 Gewinne. Tatsächlich warten aber bereits 1072 Gewinnlose auf einen glücklichen Käufer. Zweitens müssen 25 Prozent der Einnahmen aus dem Losverkauf wieder ausgeschüttet werden, auch das garantiert Thaller. Die Gewinne haben ihm zufolge einen Wert von mehr als 36 000 Euro. Wobei manche der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler aus Solidarität mit schlechter gestellten Kulturschaffenden auf ihre Gage verzichtet haben, wie der Arzt erklärt.

Die Lospreise gleichen jedenfalls einem Blumenstrauß, wie man ihn sich kaum bunter vorstellen könnte: Darin finden sich Autorenlesungen, Konzertauftritte, Theatervorstellungen, Zirkusartistik, Kunstwerke, Fotoshootings, Baristakurse, Stadtteilführungen, Weinseminare, private Kinovorführungen und Eintrittskarten. Daneben gibt es aber auch viel Leckeres aus der örtlichen Ess-, Trink- und Schleck-Kultur, Kunsthandwerk, Bücher, Kurse ergänzen dieses Potpourri.

In den Erläuterungen Thallers zur Kultur-Tombola heißt es: "Abhängig von den jeweils gültigen Corona-Auflagen entscheiden Sie zusammen mit den Kulturschaffenden, ob Sie Ihren Gewinn alleine genießen (z. B. eine Kinovorführung), mit den Nachbarn teilen (z. B. ein Hinterhofkonzert), der Öffentlichkeit spendieren (z.B am Grünspitz) oder einer Giesinger Einrichtung (z.B. einem Kindergarten) schenken wollen." Und da viele Auftritte an bestimmte Rahmenbedingungen gebunden sind - Raumhöhe, Akustik, Bühnentechnik und anderes -, hilft der Verein bei der Vermittlung geeigneter Örtlichkeiten. "Für die Kulturschaffenden, aber auch für den Stadtteil Giesing wäre es schön, wenn möglichst viele Aufführungen in der Öffentlichkeit mit dem Gewinner als Ehrengast stattfinden könnten", sagt Thaller. Tatsächlich ist er noch auf der Suche nach außergewöhnlichen Orten, die sich bespielen lassen. Für die Autorenlesung mit Friedrich Ani fände er etwa die Löwengrube als Krimikulisse passend oder die Kaskaden auf dem Ostfriedhof für ein klassisches Konzert.

Trotz der vielen attraktiven Preise birgt die Tombola aber immer noch ein finanzielles Risiko aufgrund der vielen Vorleistungen, die erbracht werden mussten. Thaller nennt als "worst case" oder auch als "mein Lehrgeld", falls der Losverkauf nicht klappt, ein Defizit von 15 000 Euro, für das er als Privatmann geradestehen werde, damit der Verein Kulturverstrickungen nicht darauf sitzen bleibt. Doch dazu dürfte es kaum kommen, wenn es die Giesinger halten wie ein Optiker im Viertel: Der habe sich, so erzählt Thaller, schon mal 100 Lose reservieren lassen, als er von der Aktion erfuhr. Die Lose will er an Kunden, die bei ihm einkaufen, weiterschenken. Wer sich selbst damit eindecken will, hat dazu jetzt zwei Monate lang Zeit. Bis zum 28. August werden die blauen Lose in Apotheken, Lebensmittelläden, Bäckereien, Buchhandlungen oder Eisdielen verkauft. Die öffentliche Ziehung der Lose findet am 4. September, unter notarieller Aufsicht, von 14 Uhr an im Gemeindesaal der Martin-Luther-Kirche, Weinbauernstraße 9, statt. Zusätzlich wird die Veranstaltung via Live-Stream übertragen. Das Giesinger Bräu werde das Catering übernehmen, so Agnes Forsthofer. Danach können die glücklichen Gewinnerinnen und Gewinner ihr Lose bis spätestens 30. Oktober im Galerieladen Siebenmachen, St.-Bonifatius-Straße 20, einlösen.

Alle Losverkaufsstellen und Preise findet sich unter www.giesinger-kulturtombola.de

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: