Der unvermeidliche Hut mit den Gänsefedern ist sein Markenzeichen: Meist sitzt Heinrich Schön mit "Germania" und deren Artgenossinnen in der Maximilianstraße und amüsiert Touristen mit seinen kartenspielenden Gänsen. Gänse-Heinrich ist ein Münchner Original. Er ist stolz auf seine Bekanntschaft zu etlichen Prominenten - ein spezieller Freund war für ihn der ermordete Rudolph Moshammer.
Seit Monaten führt der 65-Jährige einen traurigen Kampf um sein Zuhause: Im Juni wurde er zwangsweise auf die Straße gesetzt - angeblich habe er Mitbewohner erschreckt und bedroht.
Die Vorwürfe klingen gruselig. So soll der ehemalige Metzger einen blutverschmierten Schriftsatz an die Tür einer Nachbarin geheftet haben. Tatsächlich war es aber Ketchup. Dennoch meinte ein Amtsrichter, diese "eindeutig bedrohliche Geste" genüge als Kündigungsgrund.
Das Landgericht München I bestätigte dieses Urteil am Donnerstag. Der Hauseigentümer hatte dieses Verfahren aber gar nicht abgewartet, sondern Gänse-Heinrich schon im Juni durch eine einstweilige Verfügung aus seinem Anwesen entfernen lassen - er habe auf dem Balkon lautstark seine Nachtruhe eingefordert, dabei ein Messer geschwungen. Seither lebt er im Obdachlosenasyl, seine Gänse sind in einem Gehege untergebracht.
Fast 40 Jahre wohnte Heinrich Schön in der Boschetsrieder Straße, zuletzt für 160 Euro Warmmiete. Der Ärger für ihn hatte nach dem Tod seiner alten Hauseigentümerin begonnen, bei der er stets wohlgelitten war, nie habe es Probleme gegeben.
Dann kaufte die Kester-Haeusler-Stiftung das Anwesen. Deren Vorstand ist der bekannte Münchner Rechtsanwalt Volker Thieler. Hauptzeugen für Schöns angebliche Ausfälle sind dessen Tochter und deren Lebensgefährte.
Thieler hatte immer wieder für Schlagzeilen gesorgt, etwa im Zusammenhang mit Pleiteimmobilien im Osten, wie sie dem Schauspieler Horst Janson zum Verhängnis wurden, oder weil er in München Mieter aus ihren Wohnungen gedrängt haben soll. Der Immobilienexperte ("Die 500 besten Tipps und Tricks zum Mietvertrag für Vermieter") wehrte aber diese Vorwürfe stets erfolgreich ab.
Gänse-Heinrichs Kampf um die Wohnung geht Ende November weiter: Sein Anwalt Max Willner klagt gegen die Verfügung, wegen der Schön zwangsgeräumt wurde.