Münchner Band Moop Mama:Blasmusikanarchos mit Guerillataktik

Sie rappen überall, am liebsten unangemeldet - und machen Blasmusik für hippe Großstädter: Die Münchner Gruppe "Moop Mama" erspielt sich ihren Erfolg mit einer Mischung aus Brass und Rap höchst unkonventionell.

Beate Wild

Der Ort ist mit Bedacht gewählt. In der Münchner Maximilianstraße kaufen die wohlhabenden Damen der Stadt Kaschmir-Pullover für 1900 Euro und noch viel teurere Diamanten-Ohrringe. Hier, zwischen Prada und Gucci, singen Moop Mama: "Lass den Mercedes langsam rollen wie durch eine Spielstraße, dann voll vor der Boutique parken, und dein erfolgsgekrönter Liebhaber, winkt mit der goldenen Kreditkarte."

Münchner Band Moop Mama: Moop Mama auf der Bühne mit dem Bandgründer und Komponisten Marcus Kesselbauer (zweiter von links)

Moop Mama auf der Bühne mit dem Bandgründer und Komponisten Marcus Kesselbauer (zweiter von links)

(Foto: Stephan Rumpf)

Die zehn Musiker von Moop Mama sind mit ihrer Mischung aus Brass und Rap in München längst kein Geheimtipp mehr, bekannt wurden sie aber vor allem für ihre Guerilla-Auftritte. Spontan tauchen sie an der Isar, im Englischen Garten oder eben in der Maximilianstraße auf, wo sie ihr Lied Shopping spielen. Ein Lied, das die nimmersatte Konsumwelt der Superreichen verspottet. Doch diesmal überraschten nicht nur die Musiker ihr Publikum, sondern auch das Publikum die Musiker: Die konsumfreudigen Damen bleiben stehen und fangen an zu tanzen, mitten auf der Straße. Offensichtlich gefällt ihnen, was sie da hören.

"Ich konnte gar nicht glauben, was da passiert ist", sagt Marcus Kesselbauer ein paar Wochen später in einem Münchner Café. Der 35-jährige Musiker ist Kopf und Erfinder von Moop Mama. Kesselbauer hat an der Musikhochschule in Leipzig studiert und lange Zeit Saxophon in Jazz- und Big-Bands gespielt.

Wo Moop Mama auftritt, da tanzen die Menschen

Doch irgendwie war er nicht zufrieden mit seinem Musikerleben. "Ich wollte wieder ein paar Ärsche wackeln sehen, wenn ich Musik mache", sagt Kesselbauer. Leute, die tanzen und Spaß haben, bei seiner Musik. Dieses Ziel hat er erreicht: Wo Moop Mama auftritt, da tanzen die Menschen.

Die Hardrockband unter den Blaskapellen

Manchmal kommt allerdings die Polizei und löst den unangemeldeten Auftritt auf. Aus einem Erlebnis dieser Art ist der Song Bullenwägen entstanden, in dem die Band ihre Guerilla-Auftritte thematisiert.

Seit zwei Jahren spielen die Musiker gemeinsam, ihr Debütalbum Deine Mutter erschien im März. Eine kleinere Klubtour durch Bayern haben Moop Mama bereits absolviert. Jetzt will Kesselbauer seine Band noch im Rest Deutschlands bekannt machen. Dazu reichen aber nicht mehr nur die Guerilla-Auftritte aus, dazu braucht es auch eine Bühne. Am 21. Oktober startet ihre erste große Deutschlandtour. In München stehen sie in der Freiheizhalle auf der Bühne, in der sonst Größen wie Adam Green oder der ehemalige Backstreet-Boy Nick Carter spielen.

Wegen Moop Mama wurde im Übrigen auch das Label Millaphon gegründet, das sie produziert. Es ist eine Kooperation von Kabarett-Veranstalter und Gastronom Till Hofmann, Komponist Gerd Baumann und Ex-Fußballprofi Mehmet Scholl.

Den Erfolg von Moop Mama erklärt sich Kesselbauer mit einer "Renaissance der Blasmusik". "Die Leute wollen wieder das Handwerkliche, das Ehrliche", glaubt der Musiker. "Es ist ein Trend zurück zu echter bodenständiger Musik zu erkennen", sagt er.

Bläser tauchen verstärkt in der Popmusik auf. Die US-amerikanische Hip-Hop-Combo The Roots, neben Rage Against The Machine Kesselbauers große Vorbilder, hatten immer schon Bläser dabei. In München hat die Gruppe La Brass Banda mit Blechbläsern bereits beachtlichen Erfolg. In den USA sorgen die Straßenmusiker und Brüder des Hypnotic Brass Ensemble mit ihrem äußerst modernen Brass für Furore.

Kesselbauer treibt das Ganze noch weiter und setzt ausschließlich auf Blasmusik. "Meine Idee war eine Rockband aus Bläsern", sagt er. Und so heißt es auch in einem Song: "Wir sind die Hardrockband unter den Blaskapellen." Wobei Hardrock eher durch Rap ersetzt werden muss. Der Sprechgesang von MC Keno wird von den Blechinstrumenten untermalt - und zwar nur von den Blechinstrumenten. Alle Soundelemente und Klänge müssen von den Bläsern gemacht werden. Das ist für die Musiker harte Arbeit. "Ich wollte eine Band haben, die ohne Strom auskommt und jederzeit irgendwo loslegen kann", sagt Kesselbauer. An der Isar, in der Maximilianstraße und auf großen Bühnen.

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