München:Sorry, sprechen Sie S-Bahn-Esperanto?

Coronavirus - München

Die Durchsagen in den Münchner Bahnen sind schwer verständlich - auch auf Deutsch.

(Foto: dpa)

Wer Durchsagen auf Englisch in U- und S-Bahnen fordert, wie jetzt die FDP, geht nicht weit genug. Es braucht eine umfassendere Lösung - mit Weltschmerz.

Kolumne von Julian Hans

Sorry, haben die Deutsche Bahn und die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) geantwortet. Sorry, aber das ist zu viel verlangt. Gefragt hatte die FDP im Stadtrat, ob in einer Stadt von Welt wie München "die Durchsagen und Anzeigen für außerplanmäßige Ereignisse" nicht auch zusätzlich auf Englisch erfolgen könnten. Dass die Verkehrsbetriebe hier passen müssen, überrascht nicht. Schließlich ist es ja schon schwer genug, Durchsagen auf Deutsch zu machen, die alle verstehen.

Man könnte den Fahrerinnen und Fahrern natürlich eine Liste mit den wichtigsten Vokabeln und Satzbausteinen aufschreiben, schön laminieren und ins Cockpit legen: Triebwerksschaden - engine damage. Stammstreckensperrung - trunk line closure. Aluminium beschichteter Ballon - aluminium coated balloon. Wegen einer Betriebsstörung im Stellwerk Ost verzögert sich die Weiterfahrt auf unbestimmte Zeit... Aber das geht schon viel zu sehr ins Detail.

Mit Englisch wäre das Problem allerdings nur teilweise gelöst. Was ist mit den 38 000 Türken und 38 000 Kroaten, die in München leben? Wer sagt den 27 000 Italienern und 26 000 Griechen, wie es ab Ostbahnhof weitergeht? Point it wäre eine Lösung: Diese Bilderwörterbücher, bei denen man - egal wo man sich gerade befindet auf diesem Erdenrund - nur mit dem Finger auf das Wienerschnitzel mit Pommes zeigen muss, und man bekommt sein Wienerschnitzel. Das gleiche müsste doch auch auf den Displays in Bussen und an Bahnhöfen möglich sein. Bilder von kaputten Loks, von Ballons in Oberleitungen und von Volldeppen, die auf Straßenbahnschienen parken, müssten ja im Archiv von MVG und Feuerwehr vorhanden sein oder sich leicht nachstellen lassen.

Abgerundet würde diese Kommunikation durch ausgewählte deutsche Vokabeln, die über die Jahrhunderte als Lehnwörter Einzug in viele andere Sprachen gefunden haben. Aus ihnen ließe sich eine Art S-Bahn-Esperanto zusammenstellen: Kaputt! Kindergarten! Zugzwang! Schadenfreude! Und für verpasste Flieger und Stehen auf offener Strecke ohne Klimaanlage: Weltschmerz.

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