Münchner Momente:Schwein gehabt

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Kurz vor dem Brexit haben es noch zwei Pustelschweine von England in den Münchner Zoo geschafft. Ob das aber so klug von ihnen war?

Kolumne von Philipp Crone

Das war überfällig. Nach Bankern und Whisky-Brauern verlassen nun auch Schweine England. Der Münchner Tierpark vermeldet, dass er zwei Visayas-Pustelschweine aufgenommen hat, gerade noch vor dem Brexit. Bislang gab es für Tiere in solchen Fällen einen Reisepass, heißt es aus Hellabrunn, in Zukunft befürchte man aber, dass beim Austausch mit England Import- und Export-Papiere nötig würden. Also schnell nach München mit den zwei Viechern. Die Frage ist, ob die Tiere damit eine gute Wahl getroffen haben.

Pipino und Kamote heißen die beiden, der Kleine und die Süßkartoffel, frei übersetzt. Ist wohl britischer Humor. Sie stammen aus dem Zoo in Bristol und sind vor ein paar Tagen in Hellabrunn angekommen. Die Art stammt ursprünglich von den Visayas, auch eine Inselgruppe, allerdings klimatisch deutlich angenehmer als die britische, sie gehört zu den Philippinen. Laut Hellabrunn sind die Tiere, das zeigt schon ihre Ausreise-Entscheidung, "sehr intelligent", sagt Tierparkchef Rasem Baban. Von wegen grunzdumm, eher sauschlau. Bayerischer Humor ist dann wohl die Ankündigung, die beiden männlichen Pustelschweine wegen des Zuchtprogramms in die Münchner Männergruppe aufgenommen zu haben. Ehrlicherweise muss man aber dazu sagen, dass Pipino und Kamote an der Isar nur geparkt werden, bis man sie irgendwo zur Vermehrung benötigt.

Bis dahin haben sie sich also München ausgesucht. Ob das so schlau war? In die Stadt des Schweinebratens, der gleichnamigen Haxe und des Spofakis zu ziehen? In eine Stadt, in der Schweinsteiger als Fußballgott gilt und die Roten immer Schwein haben. Andererseits fehlt diesen Roten ja seit ihrer Gründung ein ordentliches Maskottchen. Bernie, dieser vertrottelte Teddy, hat gegen den Löwen aus Giesing wirklich keine Chance. Ganz anders hingegen die Aura des Pustelschweins, es steht für filigrane Leichtfüßigkeit, schließlich balancieren die Tiere immer nur auf je zwei Zehen. Pipino und Kamote, das trippelnde Dribbelduo, das wären doch mal zwei Maskottchen für den Verein des Schweinswürstel-Präsidenten.

© SZ vom 11.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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