Münchner Momente:Wenn die Temperaturen zu Kopf steigen

Wasser statt Bier: Ärzte und Apotheker geben von 30 Grad an aufwärts gut gemeinte und bestens bekannte Tipps. Manch ein Münchner schwört dagegen auf unkonventionelle bis nicht ganz klimafreundliche Abkühlung.

Glosse von Andreas Schubert

Das Wetter traf die Stadt völlig unerwartet, quasi aus dem Hinterhalt. Es wurde warm am Wochenende, und das mitten im Juni, wer hätte das gedacht? Schon überschlugen sich viele Ratgeber mit Tipps, von denen manche so ungewöhnlich sind, dass einem im Biergarten vor Staunen der Masskrug aus der Hand fiel. Viel trinken und keine übermäßige Anstrengung in der Sonne, warnten Ärzte und Apotheker vor den Risiken und Nebenwirkungen des Sommers.

Freilich war damit nicht Nieder- und erst recht nicht Hochprozentiges gemeint, sondern eher Flüssiges aus der Gesundheitsabteilung: Wasser, Tee, solche Sachen. Bei denen, die gerne viel in sich hineinschütten, aber auf Alkoholfreies eher allergisch reagieren, dürfte der Vorschlag nicht gut angekommen sein, ein Biergarten ist schließlich kein Teehaus oder eine Wandelhalle im Kurpark.

Man kann die guten Ratschläge freilich einfach ignorieren und weitermachen wie immer: erst fünf Halbe, dann heimjoggen, und wem es dabei das Gestell nicht zusammenhaut, weiß, dass er oder sie einigermaßen fit ist.

Ab ins Auto, Klimaanlage voll aufgedreht

Weil Baden gehen in München nur etwas für Kurzschläfer ist, die schon in aller Herrgottsfrüh sämtliche Wiesen an der Isar und in den Freibädern kapern, gibt es vielerlei andere individuelle Strategien, der Hitze zu trotzen. So empfehlen manche, im Büro die Füße in kaltes Wasser zu stellen, so behält man nicht nur kühle Zehen, sondern angeblich auch einen kühlen Kopf. Mag in einem Großraumbüro ein eigenartiges Bild abgeben - aber wenn's hilft, dann hilft's halt nix.

Dann gibt es Menschen, die sich an heißen Tagen bevorzugt in klimatisierten Einkaufszentren oder an der Kühltheke im Supermarkt aufhalten. Eine zufällige Biergartenbekanntschaft erzählte neulich gar, dass er sich von 30 Grad Außentemperatur an ins Auto setzt, die Klimaanlage einschaltet und durch die Stadt cruist. Dass unnütze Fahrten laut Straßenverkehrsordnung zwar nicht legal sind, sei ihm bewusst. Die Ausrede, er suche seit Stunden einen Parkplatz, müsse ihm erst einmal jemand widerlegen. Vor Strafe dürfte ihn auch die Tatsache schützen, dass schiere Dummheit noch lange keine Ordnungswidrigkeit ist.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: