Münchner Momente:Freiheit ohne Maske? Möglich. Aber sinnvoll?

Münchner Momente: Noch ist die Motivauswahl groß bei den Masken, aber das wird wohl nicht so bleiben.

Noch ist die Motivauswahl groß bei den Masken, aber das wird wohl nicht so bleiben.

(Foto: Friedrich Stark/imago images)

Warum die Forderung nach einem Ende der Corona-Einschränkungen der Meinungsvielfalt einen Bärendienst erweist.

Glosse von Martin Bernstein

Die FDP will also alle Corona-Schutzmaßnahmen beenden, weil ein Virologe die Pandemie für beendet erklärt (aber etwas ganz anderes gemeint) hat. An dieser Stelle interessieren uns nicht die verfassungsrechtlichen oder gesundheitspolitischen Implikationen. Uns soll es um die Masken gehen. Und um die klare Forderung: Die Maske bleibt!

Schade, dass an dieser Stelle das kleine Grüppchen der selbst ernannten "Querdenker" wegen akuter Schnappatmung aus der Lektüre dieses Beitrags aussteigt. Geht es doch im Folgenden um etwas, was bei den einschlägigen Demonstrationen zumindest verbal immer wieder beschworen, real aber dann eher nicht so umgesetzt wird: die Meinungsfreiheit. Die nämlich lässt sich per Maske wunderbar exerzieren. Zu fast jeder Meinung gibt es den passenden Virenfilter.

Das beginnt schon mit der Farbwahl. Im Gottesdienst eher etwas Gedämpftes - rein farblich, versteht sich, nicht mit dem Bügeleisen. Der Protestant von Welt singt sein "Es kommt ein Schiff, geladen" beispielsweise bevorzugt durch eine violette Maske. In Gewerkschaftshäusern wäre flammendes Rot angesagt, beim Besuch von SPD-Parteibüros dieselbe Farbe nach dem dritten Waschgang. Und im Münchner Rathaus? Bevor wir uns um Kopf und Kragen schreiben: Mit Regenbogenmaske macht man eigentlich nichts falsch. Nicht in München jedenfalls, zum Glück.

Wer zufällig an einem Mittwochabend einem demonstrierenden Querdenker-Verein begegnet, greift gerne zur Maske aus der "Peace"-Kollektion. Was den Damen und Herren eigentlich gefallen müsste... Tut es dann aber wohl doch nicht. Ein bisschen Frieden ersetzen sie in so einem Fall lieber durch giftige Blicke und böse Bemerkungen. Der Frieden, den sie meinen, ist dann eher ein anderer. Weil es aber in dieser Kolumne bevorzugt um die heiteren Aspekte des Lebens in dieser schönen Stadt gehen soll und nicht um ihre Schattenseiten, weisen wir darauf hin, dass es auch absolut unpolitische Maskenmotive gibt.

Noch gibt, muss man wohl sagen. Wie lange wird es wohl dauern, bis die Apotheke um die Ecke ihren lustig bunten Masken-Wühltisch ersetzt durch nur noch unter dem Ladentisch gehandelte neutral weiße oder OP-blaue Schutzbinden? Ade, ihr spielenden Hündchen in Ringelpullovern! "Dog's life" steht auf der einen Seite, "I am a good boy" auf der anderen. Das nennt man mal ein Statement, zumal in der heimlichen Hundehauptstadt München. Und damit soll bald Schluss sein!? Danke für nichts, Herr Buschmann.

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