Münchner Momente:Lieb und teuer wie alter Wein

Mit manchen Rockstars verhält es sich wie mit alten Weinen: Je älter sie werden, desto unerschwinglicher sind sie

Kolumne Von Andreas Schubert

Wenn altersbedingt die Stimme nachlässt und vielleicht die Knochen so brüchig sind, dass Stagediving keine gute Idee mehr ist, suchen sich so manche Rockmusiker ein zweites Standbein. Alkohol ist da recht beliebt, schon allein deshalb, weil sich ein echter Rocker mit so was rein karrieretechnisch jahrelang auseinandergesetzt hat. AC/DC etwa bringen ganz nette Weine heraus, und sogar die Thrash-Metaller von Slayer haben einen - natürlich blutroten - Tropfen im Angebot. Hilft ja nix, und wenn man als Fan schon nicht weiß, ob man seine Idole aus den Siebziger- und Achtzigerjahren jemals wieder auf der Bühne sehen wird, kann man sich wenigstens einen stilechten Kater ansaufen.

Manche Rockstars gehen sogar so weit, dass sie sich selbst für Wein halten: Je älter sie werden, desto unerschwinglicher. Da wäre zum Beispiel der Rod Stewart, der sich neuerdings "Bocksbeutel" Stewart nennt, im Juni in der Olympiahalle spielt und noch für 409 Euro pro Ticket in Kategorie eins zu haben ist. Ein echtes Schnäppchen, wenn man es mit dem "VIP Golden Circle Package" von Elton "Scheurebe" John vergleicht, der ebenda einen Monat vorher spielt. Dumm nur, dass die Tickets für 849 Euro schon weg sind, man hätte sich das schon gerne gegönnt und bei der Gelegenheit herausgefunden, ob er nicht womöglich schon etwa korkt. Auch die 425-Euro-Tickets für Bon "Liebfrauenmilch" Jovi sind leider schon weg, ebenso die "Front-of-Stage-Karten" für die einst als Kiss bekannte Rockkapelle Rotkäppchen am Königsplatz, die es schon für 161 Euro gegeben hätte. Wenigstens sind die Golden-Circle-Karten für Phil Collins im Olympiastadion noch zu haben. Der ist zwar höchstens ein Primitivo unter den Sängern, mit eintönigem Bukett und hölzernem Abgang, aber seine jahrzehntelange Lagerung sollte einem schon 253,50 wert sein.

Udo Lindenberg, der jetzt nicht mehr so viel trinkt und im Juni nach München kommt, soll gerüchteweise dem Wein einen klassischen Mix aus Rum und Säften vorgezogen haben, bekannt als "Zombie". Dass der Rocker der Namensgeber war, ist nicht bestätigt.

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