Süddeutsche Zeitung

Münchner Momente:Influencer in Uniform

Münchens Polizei bespielt nun auch einen Instagram-Kanal. Zum Start des Angebots marschiert sogar die Reiterstaffel auf

Kolumne Von Julian Hans

Münchens Polizei wird auf der ganzen Welt bewundert und beneidet. Sie hat die beste Ausrüstung, die schönsten Uniformen und die schönste Kriminalitätsstatistik weit und breit. Deswegen war es längst überfällig, dass sie sich endlich auf Instagram präsentiert, der Plattform für sozial akzeptierte Angeberei.

Am Montag hat Joachim Herrmann per ministeriellem Knopfdruck den Instagram-Account @polizeimuenchen freigegeben. Und weil es sich hier nicht um irgendeinen 13-jährigen Influencer handelt, der so einen Auftritt in ein paar Minuten zwischen zwei Runden Fortnite startet, sondern um eine Behörde des Freistaates Bayern, war die Theresienwiese der einzig passende Ort für dieses feierliche Ereignis. Zwei Dutzend Beamte empfingen den öffentlichkeitsscheuen Minister, der sich nur ungern vor Kameras zeigt, höchstens wenn irgendwo ein neues Spritzenhaus eingeweiht wird oder das Polizeiorchester eine neue Triangel bekommt. Sogar die Reiterstaffel war vertreten, was Herrmann Anlass zu der Bemerkung gab, er sei "stolz auf unsere Polizeipferde", diese seien auch viel schöner als die Rösser der Brauereikutschen.

Vorreiter war die bayerische Polizei natürlich auch auf Facebook und Twitter, aber Instagram dürfte noch einmal eine ganz neue Herausforderung werden. Denn hier zählen nicht Text und Informationen, hier wirken allein Bilder und Videos. Wenn Abonnenten nun bald die krassesten Szenen zu sehen bekämen, die die Beamten mit ihren neuen Bodycams auf dem Oktoberfest einfangen - das wäre der Renner! Aber wir sind ja hier nicht in Amerika und der Datenschutz verdirbt einem hierzulande einfach jeden Spaß. Werden wir uns also wieder mit den gestellten Image-Bildern der Polizei vor Münchner Wahrzeichen begnügen müssen. Das erste davon hat bis zum Abend schon fast 800 Likes gesammelt. Das ist Ruhm.

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Quelle:
SZ vom 24.09.2019
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