Fasching:Warum der Fasching 2017 zum Flirt-Desaster wird

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Aufblasbare Kostüme sind der Trend in diesem Fasching. Das kann sich nicht positiv auf die Geburtenrate auswirken.

Kolumne von Michael Morosow

Das Anbandeln zählt zweifelsohne zu den wichtigsten Disziplinen eines Münchner Faschingsgängers. Der Monaco Franze hatte bekanntlich Übung darin, sein Spruch: "Es gibt Sachen im Leben, besonders im Fasching", wird sich wohl ewig halten. Es liegt zwar keine Statistik darüber vor, wie viele Münchner Kindl ihr Dasein dem glücklichen Umstand verdanken, dass neun Monate vor ihrer Geburt ein waghalsiger Pirat, Cowboy oder ein anderer Narr bei der Polonaise Gefallen an der schlanken Taille einer Prinzessin oder Elfe vor ihm gefunden hat. Aber die Einwohnerzahl von Obermenzing wird unterm Strich schon zusammenkommen.

Die Faschingssaison 2017 jedoch könnte rein flirttechnisch zu einem Desaster werden. Denn wie es ausschaut, wird der zarte Griff nach einer zarten Taille in vielen Fällen nur noch unter Zuhilfenahme schweren Werkzeuges möglich sein. Aufblasbare Kostüme seien heuer der absolute Trend, vermeldet die Branche. "Komm als Cowboy auf die Party geritten! Steig in die Beine des Pferdes und blas das Kostüm um dich herum auf. Das Ergebnis ist zum Wiehern", wirbt ein Anbieter.

Eher zum Heulen, möchte man erwidern. Nicht nur, weil es in München, weiß Gott, bereits genügend aufgeblasene Gestalten gibt. Es wird zudem sehr eng werden auf den Tanzflächen, wenn zu viele Narren mit der Figur eines Michelin-Männchens antanzen. Und wer durch sein Kostüm einen Wendekreis hat wie ein Schwertransporter, dem fehlt beim Anbandeln ganz einfach die Leichtigkeit. "Schau mir in die Augen, Baby", wird der aufgeblasene Cowboy sagen. "Du bist zu weit weg", wird die fette Biene Maja erwidern.

Was also verspricht sich ein schlanker Cowboy, wenn er sich zu einem Hoss Cartwright von der Ponderosa-Ranch aufplustert? Was hat ein schmächtiger Sioux davon, wenn er nach einem halben Kubikmeter Luftzufuhr aussieht wie der Isar-Indianer Willy Michl? Eigentlich nur Nachteile. Beim Wasserlassen auf der Toilette ebenso wie bei der Polonaise, wenn er seine aufgeblasenen Arme vergeblich nach der dekorativen Hüfte vor ihm ausstreckt. So wird es noch lange dauern, bis München eine Zwei-Millionen-Stadt wird. Also, Luft raus.

© SZ vom 17.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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