Münchner Momente:Einfach mal Danke sagen

Was eine Grundschule im Münchner Osten gerade von den Eltern verlangt, kann nur ein Missverständnis sein. Ganz bestimmt

Kolumne von Jakob Wetzel

Hin und wieder muss man auch einmal Danke sagen. Deshalb geht heute ein herzlicher Dank an eine Grundschule im Münchner Osten. Denn die hat nicht nur Fingerspitzengefühl bewiesen, sondern auch bemerkt, in welcher misslichen Lage sich viele Eltern zurzeit befinden. Die Schule möchte nun deren Not lindern, und sei es mit einer symbolischen Geste. Es ist ja viel die Rede von der Schulfamilie. Da hilft man sich.

Konkret hat diese Grundschule per Elternbrief bekannt gegeben, dass nun eigentlich das Kopiergeld fällig wäre, zehn Euro für das zweite Halbjahr. Aber diesmal sei das natürlich anders. Die meisten Kinder hätten in den vergangenen Wochen ja gar keine kopierten Arbeitsblätter erhalten, sondern nur Dateien, die ihre Eltern dann zu Hause ausdrucken mussten. Für Kopien, die es nicht gab, müsse selbstverständlich keiner zahlen. Im Gegenteil: Um den Familien unter die Arme zu greifen, bekämen diesmal die Eltern das Kopiergeld von der Schule. Zwar nur zehn Euro, aber immerhin.

Homeschooling geht tatsächlich ins Geld. Das Papier ist nicht das Problem; 500 Blatt kosten knapp drei Euro. Aber wer sonst nur selten druckt und deshalb einen Tintenstrahldrucker hat, der weiß: Ein Satz Patronen in Schwarz, Cyan, Magenta und Gelb kann schon einmal genauso viel Geld kosten wie vorher der komplette Drucker. Die Arbeitsblätter der Kinder waren für Eltern wohl noch nie so teuer wie heute. Deshalb, im Namen aller Eltern: Danke!

Gut. Wortwörtlich steht in dem Brief der Schule nun freilich nicht, dass Eltern Geld zurückerhalten. Vielmehr heißt es da, die Eltern sollten trotz Corona bezahlen, nicht andersherum. Schließlich fertigten die Lehrer ja auch in Corona-Zeiten "für ihre Vorbereitung zahlreiche Kopien" an. "Viele Schüler" erhielten Material per Fahrradkurier oder per Post. Und wenn die Schule wieder beginne, würden auch wieder Blätter ausgeteilt, die Kopierkosten liefen also "unverändert weiter". Genaugenommen steht in dem Brief also das genaue Gegenteil. Aber davon sollte sich keiner irritieren lassen. Das kann ja nur ein Missverständnis sein.

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