Süddeutsche Zeitung

Münchner Momente:Ein Rausch nach Plan

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Wer die Wiesn ernst nimmt, und das sollte man, der muss bei den Vorbereitungen einiges beachten - vom ausreichenden Arzneimittelvorrat bis zu gebügelten Trachtenhemden

Kolumne von Stephan Handel

Die Wiesn ist kein Spaß - das weiß jeder, der den bayerischen Nationalrausch seriös betreibt. Wir reden hier nicht von den Leuten, die wie ein Amateur ein oder zwei Mal ein Zelt aufsuchen. Ernsthafte Wiesngänger richten ihren ganzen Kalender nach dem Oktoberfest aus: Termine für Hochzeiten, Entbindungen, Taufen und ähnlich nachgeordnetes Zeug mögen verhandelbar sein. Nicht aber die 16 Tage Ende September.

Eine so wichtige Angelegenheit bedarf natürlich genauester Vorbereitung, sind ja nur mehr zehn Tage hin. Das Equipment zuerst: Passt die Lederhose noch? Ausreichend Wadlstrümpf vorhanden? Sind die Haferlschuh eingefettet und poliert? Die Trachtenhemden können jetzt schön gebügelt werden, dann muss man sich später nicht mehr damit aufhalten. Zur Erhaltung der körperlichen Fitness empfiehlt sich die Bereitstellung von Mineralien und Vitaminen in Tablettenform, denn so gut das Hendl auch schmeckt - so richtig gesundes Zeug ist da eigentlich nicht drin. Zu Hause sollte man daher für einen ausreichenden Vorrat an den wichtigsten Medikamenten sorgen - Kopfwehpillen, Magensäure-Blocker, eventuell Heftpflaster und Heilsalben, falls es zu nie ganz zu vermeidenden Stürzen kommt. Ganz wichtig: Kurze Notizen schreiben, an die bevorzugten Wirte, an bekannte Bedienungen, an die Türsteher von Weinzelt und Käfer, wenn's mal später wird - gelegentlich hat auch der treueste Stammgast Probleme ins Zelt zu kommen, dann erweist sich der Vorzug eines gut gepflegten Netzwerkes.

Vorbereitung - Durchführung - Nachbereitung, das sind die drei Eckpunkte jedes professionellen Projektes. Deshalb: Für die Woche nach der Wiesn Urlaub einreichen. Leichten Sport einplanen, eine kleine Radtour, ein bisschen Schwimmen vielleicht, um den geschundenen Körper wieder auf Trab zu bringen. Für alle Fälle, und weil man ja nie weiß, was passiert: Einen Termin bei der Eheberatung ausmachen. Alles erledigt? Nichts vergessen? Auf geht's - ozapft wird.

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Quelle:
SZ vom 10.09.2019
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