Süddeutsche Zeitung

Münchner Mineralwasser "Aqua Monaco":Im Zeichen des Schwans

Eine kleine Firma im Schlachthofviertel handelt mit Münchner Mineralwasser und seinen Nebenprodukten. Ihr Name: Aqua Monaco. Speziell die Mischungen und Limonaden sind zum Exportschlager geworden - und werden bis nach Japan geliefert.

Von Franz Kotteder

Über der Eingangstür zu dem kleinen Ladengeschäft in der Zenettistraße steht in großen Buchstaben "Milch". Aber das führt in die Irre. "Vor uns war schon ein Grafikbüro und eine Modelagentur in den Räumen", erzählt Timo Thurner, "und ich hatte da auch schon mein Büro." Das hat er genaugenommen immer noch, denn der 38-jährige gelernte Grafikdesigner ist ja jetzt einer der beiden Geschäftsführer jener Firma, die sich in dem ehemaligen Milchladen niedergelassen hat.

Immerhin: Man ist bei Lebensmitteln geblieben, und flüssig sind sie auch noch. Schwarze Getränkekisten mit einem weißen Schwanenlogo stapeln sich auf der rechten Seite des Raumes: Die Firma heißt Aqua Monaco, und sie handelt mit Münchner Mineralwasser und seinen Nebenprodukten.

"Unser Wasser kommt aus 150 Meter Tiefe"

Münchner Mineralwasser, da fühlt man sich sofort daran erinnert, dass das Leitungswasser von den Stadtwerken gerne damit beworben wird, dass es "Mineralwasserqualität" aufweise. Hält Aqua Monaco also hier in der Zenettistraße nur seine Flaschen unter den Wasserhahn und lässt sie volllaufen? Keineswegs. Denn das Münchner Leitungswasser kommt ja auch nicht aus der Schotterebene, sondern aus dem Mangfalltal. "Unser Wasser kommt aus 150 Meter Tiefe", sagt Florian Breimesser, 38, der andere Geschäftsführer von Aqua Monaco, "und zwar aus der Silenca-Quelle bei Markt Schwaben."

Dort wird der riesige Wasserspeicher angebohrt, der unter München liegt und sich von Weyarn bis Maisach über fast 1500 Quadratkilometer erstreckt. Vor 10 000 Jahren, am Ende der letzten Eiszeit, entstand dieses Wasserreservoir. "Es handelt sich um reines Gletscherwasser", sagt Breimesser, "allein das ist doch für sich schon eine wahnsinnig gute Story!" Es dient seit jeher den Münchner Brauereien als Grundlage für das Münchner Bier, denn die haben alle ihre eigenen Tiefbrunnen und versorgen sich mit Wasser aus der Schotterebene.

Export in alle Welt

Thurner und Breimesser wirken so, als seien sie selbst noch etwas erstaunt über den Erfolg ihres Unternehmens. Gut zwei Jahre nach der Gründung gibt es ihr Wasser in vielen Clubs und Bars und auch bei Feinkost Käfer im Regal, und speziell die Mischungen und Limonaden verkaufen sich nicht nur in Deutschland bestens, sondern auch in Österreich, der Schweiz, Belgien, Norwegen und Holland. Sogar bis nach Japan exportieren sie Tonic Water, Bitter Lemon, Ginger Ale und eine spezielle Cola für Mixgetränke mit dem Namen Black Monaco auf der Basis von Quellwasser aus der Münchner Schotterebene.

Insgesamt sieben Geschmacksrichtungen haben sie im Angebot, Mitgesellschafter Robert Graenitz kümmert sich um die Entwicklung des "Flavourings", wie man das so nennt. Umsatzzahlen wollen die beiden jedoch nicht nennen, schon wegen der Konkurrenz.

Keine schlechte Entwicklung für die zwei Männer, die beide vor etwa 20 Jahren zum Studieren nach München kamen und heute noch beide in fußläufiger Entfernung vom Aqua-Monaco-Laden wohnen. Mittlerweile ist die Sache mit dem Wasser zum Fulltime-Job geworden. Breimesser, der studierte Anwalt, kümmert sich vor allem um das Betriebswirtschaftliche, Thurner ist für das Design und die Markenführung zuständig. Offenkundig mit großem Erfolg, denn dass sich Aqua Monaco so gut verkauft, liegt wohl auch an der klaren, trendigen Aufmachung. Und vielleicht auch am Wappentier, dem Schwan. "Der verkörpert einerseits Reinheit", sagt Timo Thurner, "und er lässt einen auch an Ludwig II. denken, Stichwort Neuschwanstein."

Wenn das Lokale zum Prinzip wird

Und so kam es also zu einer astreinen Start-up-Karriere, von der sicher viele junge und hippe Bewohner des Glockenbachviertels träumen. Die Idee zum regionalen Mineralwasser entstand der Legende nach in dem Biergarten eines italienischen Ristorantes an der Reichenbachbrücke, wo inzwischen ein neue Luxuswohnanlage mit dem protzigen Namen "Glockenbach-Suiten" entsteht. Die beiden saßen damals mit ein paar Freunden unter den Kastanien und sinnierten darüber, warum die Münchner Brauereien alle eigene Brunnen hatten, das offenbar hervorragende Wasser aber nur fürs Bier nutzten. Warum also zum Münchner Bier nicht auch ein regionales Münchner Mineralwasser verkaufen?

Auf den Gedanken kann man an einem Abend im Biergarten schon einmal kommen, aber die meisten würden ihn am nächsten Tag wohl doch als Schnapsidee abtun. Nicht jedoch Thurner, Breimesser und ihre Freunde. "Jedes Mal, wenn wir uns wieder trafen", erzählt Thurner, "haben wir die Idee weitergesponnen. Und dann fingen wir irgendwann an, tatsächlich einen Businessplan aufzustellen." Zu fünft gründeten sie schließlich eine GmbH, kamen mit der Privatbrauerei Schweiger aus Markt Schwaben ins Geschäft, und seither liefert deren Tiefbrunnen das Münchner Wasser in alle Welt.

Längst sind die Getränkekisten in der Zenettistraße nur noch Dekoration und für die Nahversorgung da, das Lager ist außerhalb der Stadt. Geht es nun noch weiter mit der Expansion - gerade jetzt, wo sich die kleinen Mixhelfer doch so gut verkaufen? Nein, sagen die beiden, vorerst planten sie nichts Neues. Am Schönsten sei es nach wie vor, mit kleinen Firmen und Bars aus der Nachbarschaft und der Region zusammenzuarbeiten. So ist das eben, wenn man das Lokale einmal für sich als Prinzip entdeckt hat.

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Quelle:
SZ vom 11.12.2014
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